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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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fühlte sich daher verpflichtet, eine kleine Ansprache zu halten. Sie versicherte Jennings, wie hilfreich und unterhaltsam der Abend für sie gewesen sei, und Rex, Sue und Amy pflichteten ihr mit lautem Applaus bei.
      Als Gerald die Haustür öffnete, wehte ein eisiger Wind durchs Haus. Amy und Honoria zogen ihre Schals tiefer ins Gesicht und eilten, gefolgt von Brian und Sue, in die Dunkelheit hinaus. Laura drehte sich auf der Eingangstreppe noch einmal um und blickte zu Gerald auf, der ungeduldig die Hand an der Türklinke hatte. Sie sah ihm prüfend in die Augen. Nie hatte sie weniger gewußt, wer er war und was in ihm vorging. Und in diesem Moment wurde ihr mit schrecklicher Gewißheit klar, daß sie ihm nie näherkommen würde. Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. Er fühlte sich an wie ein Stück Holz.
      »Gerald, was ist denn los? Was ist passiert?«
      »Nichts.« Ärgerlich und schmallippig entzog er ihr seinen Arm und vermied es, sie anzusehen.
      »Es stimmt doch irgendwas nicht.«
      »Blödsinn!«
      »Sie haben doch Angst!«
      »Ich bitte Sie, Laura! Was ist nur heute abend in Sie gefahren?«
      »Und ich habe doch recht.« Er wollte die Tür schließen, das sah sie. Einem plötzlichen Impuls folgend, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß.
      Mit dem Ausdruck fassungslosen Erstaunens trat Gerald daraufhin hastig einen Schritt zurück und schloß energisch die Tür. Er zitterte noch immer, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte.
      Max hatte seinen eleganten Kamelhaarmantel über eine Stuhllehne gelegt und saß auf dem Sofa. Rex räumte Kaffeetassen zusammen. Gerald ging wortlos in die Küche.
      Wenige Minuten später kam Rex mit beladenem Tablett hinterher. Die beiden Männer starrten sich an. Dann formte Rex mit vor Erregung leuchtenden Augen die Lippen zu den Worten: Keine Sorge. Laut sagte er ebenso unpassend: »Soll ich Ihnen beim Abwasch helfen, Gerald?«
      »Mrs. Bundy kommt um zehn.«
      Er brachte das in ganz normalem Tonfall vor, aber Rex, der seine Rolle mittlerweile liebgewonnen hatte, deutete heftig in Richtung Wohnzimmer, machte Spülbewegungen und blickte dann mit Nachdruck auf die Küchenuhr.
      Gerald schloß daraus, Rex wolle andeuten, daß sie sich beim Abwaschen Zeit lassen sollten, damit Max Jennings des Wartens müde wurde und von selbst ging. Gerald seinerseits wünschte nichts sehnlicher, als beide so schnell wie möglich loszuwerden. Er wünschte, die Sache würde Rex nicht halb soviel Spaß machen. Er wünschte, seine Kopfschmerzen würden endlich verschwinden.
      »Darf ich Sie noch um eine Tasse Kaffee bitten?« Gerald und Rex fuhren zusammen. Sie hatten ihn nicht gehört. »Damit ich auf der Heimfahrt nicht einschlafe.«
      »Selbstverständlich.« Gerald lächelte maskenhaft und setzte all seine Hoffnungen auf das Wort >Heimfahrt<.
      »Du auch noch eine Tasse, Rex?« erkundigte er sich pointiert.
      »Unbedingt.«
      Sie standen zu dritt hölzern in der Küche herum, bis frischer Kaffee aufgebrüht war, und kehrten dann erst ins Wohnzimmer zurück. Entgegen seiner Ankündigung schien Max nicht gerade an einen raschen Aufbruch zu denken, sondern begann vielmehr einen längeren Diskurs über Geld- und Währungsfragen, die Auswirkungen von Kursschwankungen bei Pfund und Dollar auf Tantiemen aus dem Ausland, den Schwierigkeiten mit Geldern aus osteuropäischen Ländern, den Nachteilen der italienischen Lira, den Vorteilen der Deutschen Mark und den nervösen Schwankungen des Yen.
      Rex hörte zu und fragte sich dabei, wie lange er sich wohl noch aufrecht würde halten können. Normalerweise schlief er um zehn Uhr bereits tief und fest, denn Montcalm weckte ihn jeden Morgen pünktlich um halb sechs. Dann registrierte er schon halb ohnmächtig vor Müdigkeit, daß Max Gerald eine Frage gestellt hatte und mit dem Ausdruck höflichen Interesses auf eine Antwort wartete.
      »Hauptsächlich Kurzgeschichten.« Gerald studierte eingehend die Stoffstruktur der Vorhänge hinter dem Rücken des Gastes. »Bislang unveröffentlicht. Um Ihrer Frage zuvorzukommen.« Seine Nasenflügel waren weiß.
      Um die peinliche Stille zu überbrücken und sich wach zu halten, berichtete Rex von seinen Bemühungen, in einer Reihe von Kurzgeschichten die abenteuerliche Geschichte des Vorderladers zu erzählen. Seine Backenmuskeln schmerzten bereits, und seine Haut begann zu jucken. Dann, als erneut gähnendes Schweigen

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