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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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tun, als seien sie sich noch nie begegnet, war er nicht gekommen.
      Max erhob sich, schüttelte Geralds ausgestreckte Hand und wehrte die Entschuldigungen mit höflichen Worten als unnötig ab. Es sah so aus, als sei das Spiel bereits vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte. Rex' Enttäuschung wurde um so größer, als mit jeder verstreichenden Minute der Eindruck entstand, daß Max sich tatsächlich nicht mehr an den Vorfall erinnerte, der Gerald soviel Kummer gemacht hatte. Rex empfand das als irgendwie erniedrigend und tröstlich zugleich. Er bedeutete Gerald, an seiner Seite auf dem Sofa Platz zu nehmen, was Gerald auch tat. Rex stieg der Geruch von Brandy in die Nase, woraufhin ihm die fehlende Flasche wieder einfiel.
      Damit war die Gesellschaft vollzählig, und dem allgemeinen Durcheinander folgte nun eine peinliche Stille. Mit Ausnahme von Laura und Gerald starrten alle mit gespannter Erwartung auf Max Jennings. Dieser erwiderte die ihm erwiesene Aufmerksamkeit mit einem zögernden Lächeln. Sue fragte sich, ob er eine förmliche Einführung in ihren Kreis erwartete, was eigentlich der Höflichkeit entsprochen hätte. Aber niemand schien bereit, diese Rolle zu übernehmen. Max Jennings löste das Problem, indem er das Wort ergriff. Er hatte eine sonore, melodiöse Stimme und sprach mit einem Lokalkolorit, den sie nicht einzuordnen wußte.
      »Wenn ich Ihnen sage, daß diese Situation hier für mich ungewohnt ist, dann entspricht das durchaus der Wahrheit und ist keine Koketterie. Ich habe so etwas einfach noch nie gemacht. Und deshalb habe ich mich auch nicht vorbereitet. Ich bin einfach nur so gekommen. Sagen Sie mir deshalb bitte, was Sie von mir erwarten. Und, wie ich Ihnen helfen kann.«
      Einen Moment lang herrschte Schweigen. Die Anwesenden sahen sich unsicher an. Zum erstenmal saßen sie einem echten und erfolgreichen Profi gegenüber. Und ausgerechnet er bot ihnen seine Hilfe an. Damit hatten sie nicht gerechnet. Sie schienen überwältigt.
      Schließlich schwang Brian ein Bein vom anderen, beugte sich vor und räusperte sich mit theatralischem Ernst...
      »Ich schreibe«, begann Honoria, »die Geschichte meiner Familie. Und die ist sozusagen auch die Geschichte Englands. Die Linie der Lyddiards geht ohne den Makel eines einzigen Fehltritts direkt zurück bis ...«
      Brian, der innerlich kochte, weil Honoria ihn einfach kaltgestellt hatte, lehnte sich in seinem Sessel wieder zurück und demonstrierte Überlegenheit. Seine Körperhaltung signalisierte allen, daß er sich nicht ein zweites Mal das Wasser würde abgraben lassen. Honoria mußte sich hüten.
      Er haßte den Adel allein schon deshalb, weil ihn seine Eltern als Kind stets gezwungen hatten, vor den Landjunkern die Mütze zu ziehen. Dabei verfiel er so sehr in selbstmitleidige Erinnerungen, daß er beinahe sein Stichwort verpaßt hätte.
      »... in jeder Schlacht und im Leben gingen die Lyddiards immer aufs Ganze.«
      Honoria machte den Fehler, eine Kunstpause einzulegen, um Luft zu holen und ihren Worten die nötige Wirkung zu verleihen.
      Max sprang sofort in die Bresche. »Klingt wie ein lohnendes Unterfangen, Ihre Familiengeschichte. Und ...?« Er lächelte ermutigend in die Runde. »Was ist mit den anderen? Hm? Sind Sie nicht Amy?«
      »Oh, ja.« Amy wurde rot, als sie so unerwartet angesprochen wurde, kramte in ihrer Tasche und förderte einen kleinen Zettel zutage. In Wirklichkeit brauchte sie die Gedächtnisstütze nicht. Sie kannte ihre Frage auswendig. »Man sagt uns immer, Mr. Jennings ...«
      »Max, bitte.«
      »Gut, also Max. Es heißt, man solle nur von Dingen schreiben, von denen man auch etwas versteht. Ich empfinde das als sehr restriktiv.«
      »Aber ich bitte Sie! Das sollte man nicht so wörtlich nehmen. Man kann Dinge ... verrückte, fantastische Dinge ... auch aus der eigenen Phantasie schöpfen.«
      »Sie meinen, wie in Science Fiction Romanen?«
      »Ganz richtig.«
      »Wenn ich eine Szene schreibe, fallen mir ständig Alternativen dazu ein ... Und dann weiß ich nicht, welche Variante die beste ist. Ich bin immer im Zweifel darüber, wofür ich mich entscheiden soll.«
      »Ich fürchte, das gehört einfach zum Beruf. Schriftsteller werden ihr Leben lang vom Trauma verfolgt, die bessere Variante verworfen zu haben.«
      Laura war von Max Jennings' einfühlsamen, taktvollen Art beeindruckt. Sie warf einen kurzen Blick auf Max' konzentriert wirkendes Profil,

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