Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Schwanzfedern in allen Regenbogenfarben.
»Wir haben doch Telefon, oder? Ich erinnere mich ganz genau, schon mehrere exorbitant hohe Rechnungen bezahlt zu haben.«
»Und wer verursacht die wohl? Ich war erst um ein Uhr von der Spielgruppe wieder zu Hause, Brian. Die Polizei ist gekommen ... und dann sind die Reporter aufgetaucht ...« Sues Stimme bebte. Wolken zogen sich am tropischen Blau zusammen. »Sie haben sich einfach ins Haus gedrängt.«
»Na, das hätten sie mal bei mir probieren sollen!« brüllte Brian los und fummelte weiter an den Magnetbuchstaben herum. »Bezahlte Manipulateure der öffentlichen Sensationslust.«
»Ich habe dich angerufen, sobald sie gegangen waren, aber ...«
»Aber, aber. Aber zu diesem Zeitpunkt waren das Walroß und sein Sergeant, diese Karikatur eines Sturmbannführers, schon bei mir in der Schule und haben sich benommen wie in einer dieser blödsinnigen Fernsehserien. Großer Gott, ich hätte schon im Schlaf bessere Dialoge geschrieben.«
Ich fand den Sergeant gar nicht faschistoid. Ich fand ihn nett. Er hat eine kleine Tochter, die unbedingt ein Bild von Hector haben möchte.
»Die müssen einen heißen Reifen hingelegt haben, um rechtzeitig bei mir in der Schule zu sein. Alles, damit wir nicht miteinander sprechen konnten. Haben versucht, mich auszutricksen.«
»Dich auszutricksen, Brian?« Sue war im ersten Moment so perplex, daß ihr jede Ironie abhanden kam. »Inwiefern denn?«
»Na, ich bitte dich ...!« Brian sah seine Frau forschend an und schwieg lange. Sein Problem war mehr als kompliziert. Wie fand man heraus, was jemand wußte, ohne zu fragen, wieviel er wußte? Große Kacke.
»Ich meine ... all diese dämlichen Fragen. Um wieviel Uhr sind wir nach Hause gekommen? Wann sind wir ins Bett? Sind wir noch mal ausgegangen? Haben wir den Wagen abfahren gehört? Ich weiß nicht, was du ihnen erzählt hast.«
»Daß ich um Viertel vor elf ins Bett gegangen bin, nicht einschlafen konnte und den Mercedes abfahren gehört habe.« Sue sah auf. »Was hast du ihnen denn gesagt, Brian?«
»Was soll das heißen, du konntest nicht schlafen? Du warst doch längst jenseits von Gut und Böse, als ich raufgekommen bin. Hast gesägt wie ein ganzes Sägewerk.«
Sue, die sich schlafend stellte, wann immer Brian im Schlafzimmer auftauchte, zuckte resigniert mit den eckigen Schultern.
»Du hast ihnen also nicht gesagt, daß ich noch auf einen Spaziergang rausgegangen bin?«
»Nein. Bist du das denn?«
»Nachdem ich die Hausarbeiten korrigiert hatte. Einmal um den Park. Einfach nur um mich auszulüften ...« Brian ordnete die Buchstaben am Eisschrank zu ihrer ursprünglichen Stellung. »Herrgott, das ist wieder mal typisch für dich. Verdammt typisch.«
Sue begann zu weinen. Brian wiederum griff nach dem Guardian, stieß auf die Werbung für einen Schriftstellerkurs und reagierte seinen Zorn ab, indem er diese Annonce ausschnitt und Jeffrey Archer schickte.
In jener Nacht kam Midsomer Worthy erst spät zur Ruhe. In der Kneipe The Old Dun Cow umlagerten Profi-Journalisten und krankhaft neugierige Glücksjäger die Einheimischen. Zündende Dialoge wie >Schätze, wenn Sie hier leben, müssen Sie ihn gekannt haben< und >... Oh, sorry, was darf ich Ihnen bestellen ?< machten die Runde.
Kein Dorfbewohner ließ sich lange bitten. Doppelstöckige flossen mit Lichtgeschwindigkeit durch die Kehlen. Die Leute erzählten, was sie wußten, und erfanden frei improvisierend, wovon sie keine Ahnung hatten. Und obwohl niemand auch nur annähernd die Wahrheit traf, wäre der Verblichene doch erstaunt über die schillernde Vielfalt ihrer Phantasie gewesen. Zur Sperrstunde verließen schließlich alle gemeinsam das gastliche Haus, müde und aufgewühlt, aber in dem Bewußtsein, ihr Geld wert gewesen zu sein und den Job gut erledigt zu haben.
Einige von ihnen kamen schwankenden Schritts an >Plover's Rest< vorbei, das, wenn auch mittlerweile versiegelt, zur Sicherheit zusätzlich von der Polizei bewacht wurde. Auch der Polizeicontainer stand noch an seinem Platz. Troy war nach Hause gefahren, aber Chefinspektor Barnaby saß in seinem Inneren, las die Berichte des Tages, trank Kaffee und wartete auf den Rückruf der Flughafenpolizei von Heathrow. Er war fertig mit der Welt und nahe daran aufzugeben, als endlich das Telefon klingelte.
Der Anrufer entschuldigte sich für die Verspätung. Um die späte Stunde hätten
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