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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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den Raum. Laura sprach der goldgelben Flüssigkeit hemmungslos zu, gab sich nicht einmal den Anschein der Zurückhaltung.
      Barnaby fühlte sich an Mrs. Jennings erinnert. Offenbar war es in Mode gekommen, seinen Kummer in teuren Kristallgläsern zu ersäufen. Wobei er durchaus zugeben mußte, daß diese Angewohnheit auch ihre Vorteile hatte. Nichts löste die Zunge so nachhaltig wie harte Spirituosen. Und Laura Hutton war mittlerweile bereits bei ihrem zweiten Glas.
      »Ich weiß wirklich nicht, was es da noch zu klären gibt, Chefinspektor.« Sie hatte ihr Whiskyglas auf den Marmorsims des Kamins gestellt und drehte ein kostbares Riechfläschchen zwischen den Fingern. »Das Wenige, das ich weiß, habe ich Ihnen gestern schon gesagt.«
      »Vielleicht doch nicht ganz, oder?«
      »Was soll das heißen?«
      Das hatte ausgesprochen aggressiv geklungen. Kein gutes Zeichen für den Einstieg in ein fruchtbares Gespräch. Barnaby war auf alkoholisierte, sorglose Enthüllungen aus. Beschwipste Trotzreaktionen brachten ihm überhaupt nichts.
      »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Mrs. Hutton. Ich will damit keineswegs sagen, daß Sie uns etwas Wesentliches verschwiegen haben. Aber ich muß Sie jetzt doch fragen, welcher Art Ihre Beziehung zu Mr. Hadleigh gewesen ist.«
      Schweigen. Sie vermied es tunlichst, ihn anzusehen. Ihr Blick hüpfte unstet von Gegenstand zu Gegenstand.
      »Sie sind gesehen worden, Mrs. Hutton«, griff Troy ein. »Spät nachts ... als Sie in seinem Garten herumgeschlichen sind.«
      Der Sergeant nahm das fast unmerkliche Kopfschütteln seines Vorgesetzten eine Sekunde zu spät wahr und zog sich sofort in die Schmollecke zurück. Trotzdem hatte er mit seiner offenbar unerwünschten Bemerkung ins Schwarze getroffen. Laura Hutton war zusammengezuckt wie unter einem schweren Schlag.
      »Großer Gott!« Laura war entsetzt. »Sie werden sich im Dorf den Mund über mich zerreißen. Zum Glück ist Honoria verschwiegen.«
      »Mrs. Lyddiard wußte ... ?«
      »Honoria ist am Mordtag unangemeldet hier reingeplatzt. War sehr pikiert, als sie mich gegen elf Uhr morgens noch im Morgenmantel und in Tränen aufgelöst vorgefunden hat. Wer ist diese andere Person ...?«
      »Ein Hundebesitzer, der mit seinem vierbeinigen Freund unterwegs war. Er wollte anonym bleiben«, log Barnaby
      »Ach, und so jemandem glauben Sie? Reizend.« Ihre Aggressivität war verpufft. Sie wirkte erschöpft und hielt sich mit einem weiteren stärkenden Schluck von gebranntem Getreide aufrecht.
      »Es war in der Nacht bevor Mr. Hadleigh starb, Mrs. Hutton. Und zwar ziemlich spät nachts.«
      »Oh, ja.«
      Barnaby streckte seine Beine auf dem taubenblauen Teppich aus. Es fehlte nur etwas mehr als ein Meter, und er hätte die gegenüberliegende Wand berührt. Er wartete und vertrieb sich die Zeit mit der Vorstellung, daß seine Gliedmaßen wie bei Alice im Wunderland plötzlich zu wachsen anfangen würden.
      »Ich bin geschieden, wissen Sie.« Das klang so patzig, als habe er sie gerade eine alte Jungfer genannt. »Ehe geschlossen, Ehe geführt, Ehe geschieden. War nicht besser und nicht schlimmer als leichte Zahnschmerzen. Ich hatte keine Ahnung, was Liebe eigentlich ist, bis ich Gerald getroffen habe. Und ich verfluche den Tag, an dem ich hier eingezogen bin.«
      Diesmal schenkte sie sich etwas weniger Whisky nach. Barnaby hielt den Blick besorgt, ja mitfühlend auf ihr Gesicht gerichtet. Es war nicht zu übersehen, daß sie reden wollte. Und wäre sie erst einmal in Fahrt gekommen, würde sie bestimmt nicht mehr zu bremsen sein. Aber noch zögerte sie. Er fing ihren Blick auf und lächelte aufmunternd, doch sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen.
      »Es hat mich getroffen wie der Blitz. Die Liebe, meine ich. Auf den ersten Blick, wie bei einem Teenager. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Überall verfolgte mich sein Gesicht. Lag auf meinem Bett und habe von ihm geträumt. Habe ihm Briefe geschrieben und sie wieder verbrannt. Er hatte einmal erwähnt, daß er die Farbe Gelb mag. Daraufhin habe ich mir massenweise gelbe Klamotten angeschafft und furchtbar darin ausgesehen. Ich habe sogar die Wände hier gelb bespannen lassen ... Für den Fall, daß er mal herkommen sollte. Ich war überglücklich, als ich erfuhr, daß er Witwer war. Natürlich habe ich seine Zurückhaltung bemerkt, aber gedacht, daß ich das ändern könne. In dieser Beziehung war ich Niederlagen einfach nicht

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