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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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nicht unbedingt. Nach ihrer Reaktion gestern war mir klar, daß da 'ne Menge Gefühle im Spiel sind. Zumindest ihrerseits.«
      »Hm ...« Troy trommelte mit den Fingern gegen seine Nase. »Und seinerseits?«
      »Allgemein herrscht die Ansicht vor, daß sie ihn völlig kalt gelassen hat. Und verschmähte Liebe ...«
      »Kann leicht ins Gegenteil umschlagen.«
      »Falls sie ihm nachspioniert hat... und es sieht ganz danach aus ... frage ich mich, ob sie's getan hat, weil sie ihm nahe sein wollte? Oder hat sie erwartet, ihn mit einer anderen Frau zu erwischen?«
      »Vielleicht hatte sie ihn ja bereits ertappt. Da war doch die spitze Bemerkung über den >ewig trauernden Witwer<.«
      »Was hatte St. John noch gleich gesagt?« Troy runzelte die Stirn. »Daß ihn jemand in der Mordnacht vom Wäldchen aus beobachtet habe?«
      »Ja, richtig.«
      »Und angenommen, daß das keine Einbildung war ... Das würde doch völlig neue Möglichkeiten eröffnen.«
      »Sie meinen, es könnte Laura Hutton gewesen sein?«
      »Warum nicht? Die Frage ist nur, hat sie dort gewartet, bis Jennings abgefahren ist? Und ist sie danach ins Haus gegangen?«
      »Und wenn nicht, hat sie dann möglicherweise gesehen, wer es getan hat?«
      »Ganz recht.« Barnaby hievte sich vom Stuhl und ging zum Garderobenständer. »Wir reden heute nachmittag noch mal mit ihr.«
      »Soll ich vorher anrufen?«
      »Lieber nicht. Ich habe erst mal Hunger. Kommen Sie mit?«
      »Nein. Gehen Sie mal ruhig.« Troy gab sich ganz selbstlos. »Ich halte hier die Stellung. Für den Fall, daß was Wichtiges reinkommt.«
      Der Chefinspektor knöpfte seinen Tweedmantel zu und starrte seinen Wasserträger ungläubig an. »Sie haben sich doch schon in der Kantine gütlich getan, stimmt's?«
      »Ich?« Troy hielt dem Blick stand.
      »Ja, Sie! Verdammter Heuchler!« Er zog die Handschuhe an. »Ich krieg's raus. Verlassen Sie sich drauf.«
      Das war ihm zuzutrauen. Gemeiner Kerl. »Ich hatte nur ein Sandwich zwischen Tür und Angel.«
      »Wer's glaubt wird selig«, murmelte Barnaby, während er die Tür hinter sich schloß.
     
    Laura putzte sich vorsichtig die Nase. Nase und Kehle waren vom tagelangen Weinen völlig wund. Zuerst hatte sie aus Verzweiflung über Geralds Verrat Tränen vergossen, dann aus Trauer über seinen Tod. Und wer behauptete, Tränen seien heilsam, der hatte keine Ahnung. Mittlerweile fühlte sie sich elender als zu Beginn des Dramas.
      Sie schwang die Beine aus dem Bett, stand auf und strich den farbenfrohen Azteken-Überwurf glatt. Ihr ganzer Körper schmerzte. Die Erkenntnis, ihn nie wiederzusehen, durchfuhr sie erneut wie ein Messerstich.
      Nie mehr! Nicht beim Einkaufen im Dorfladen. Nicht beim Vorlesen seiner nichtssagenden Geschichten. Nie wieder sein Lächeln. Nie mehr; nie wieder.
      Der Türklopfer dröhnte. Laura fluchte unterdrückt, als ihr einfiel, daß sie ihren Wagen draußen am Straßenrand geparkt hatte. Am Morgen war sie in der törichten Annahme nach Causton gefahren, arbeiten zu können. Doch nur eine Stunde später hatte sie bereits wieder zu Hause mit einer Schlaftablette im Bett gelegen. Sedierte Tage folgten sedierten Nächten. An der Tür wurde immer lauter geklopft.
      Laura trat ans Fenster. Im Dämmerlicht erkannte sie deutlich ein fremdes blaues Auto, das in ihrer Auffahrt stand. Sie schleppte sich die Treppe hinunter, hängte die Sicherheitskette aus und öffnete die Tür.
      »Guten Abend, Mrs. Hutton.«
      »Ach Sie sind's!«
      »Dürfen wir Sie noch mal belästigen? Es gibt noch einen Punkt zu klären?«
      »Kommen Sie rein.«
      Barnaby trat als erster ein und sah sich um. Das Haus ähnelte einem Schatzkästchen. Türen, Regale und Treppengeländer waren weiß gestrichen. Tiefe Teppiche bedeckten Fußboden und Treppenstufen. Im Wohnzimmer waren die Wände mit gelber Seide bespannt. Die einzige Lichtquelle war eine Lampe in der Form eines chinesischen Drachen, deren Schirm einem chinesischen Strohhut nachempfunden war.
      Barnaby nahm vorsichtig auf einem zierlichen Korbsofa Platz. Der Kartentisch an seiner Seite war eine chinesische Lackarbeit mit Perlmuttintarsien, worauf ein Schachspiel aus Jade stand. Troy ließ sich auf einem alten Chorgestühl nieder.
      Laura bot ihnen einen Drink an. Als die beiden ablehnten, schenkte sie sich ein Glas Whisky aus einer antiken Karaffe ein. Sofort füllte das herzerwärmende, weiche Aroma von bestem Whisky

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