Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Clapton.«
»Finde ich auch.« In Brians Backen kam wieder Farbe.
»Haben Sie denn auf Ihrem Spaziergang jemanden gesehen?«
»Keine Menschenseele. Es war ja auch eine scheußliche Nacht.«
»Ja, das habe ich gehört. Mich hätten vermutlich keine zehn Pferde aus dem Haus gebracht. Nicht in einer solchen Nacht.«
»Ich habe doch gerade erklärt...«
»Ein paar Minuten draußen im Hinterhof hätten mir gereicht. Ich für meinen Teil wäre danach wunderbar ausgelüftet gewesen.«
Troy notierte sich etwas. Dann fragte er: »Wie lange sind Sie an der frischen Luft gewesen, Sir? Insgesamt, meine ich?«
»Ohhh ... ähhh ... ungefähr eine Stunde.«
»Bei dem Wetter?«
»Ja.«
»Einfach so? Ganz ohne triftigen Grund?«
Der Sergeant senkte den Kopf, so daß die Sonne Brian direkt ins Gesicht schien. Er kletterte von seinem Hocker, blieb dabei mit dem Fuß in einer Verstrebung hängen, rettete sich stolpernd aus dem gleißenden Licht und schleppte den Hocker hinter sich her.
»Sie waren nicht zufällig auf dem Weg zu einem Rendezvous?« Troy ließ sich das französische Wort auf der Zunge zergehen.
»Rendezvous?« Röte breitete sich in Brians Gesicht aus wie ein häßlicher, fleckiger Ausschlag. Unter seinem linken Auge zuckte plötzlich ein Nerv. »Selbstverständlich nicht.«
»Dann sage ich Ihnen jetzt mal, wie es gewesen sein könnte, Mr. Clapton. Ich glaube, Sie haben das Haus mit der Absicht verlassen, nach rechts abzubiegen ... deshalb die falschen Angaben aus der ersten Aussage... Im letzten Moment haben Sie jedoch gemerkt, daß Sie aus nächster Nähe beobachtet wurden. Daher haben Sie sich zunächst links gehalten und sind dann umgekehrt, sobald die Luft rein war.«
»Luft rein? Rein wofür?«
»Für Ihre Rückkehr nach >Plover's Rest< natürlich.«
»Um mit Emma Ententopf zu sprechen«, sagte Sergeant Troy, der seit kurzem die väterlichen Freuden des Vorlesens entdeckt hatte. »Fünf Minuten, und ich konnte ihm das Fell über die Ohren ziehen.«
Er saß im Präsidium, beschrieb Barnaby die Szene im Laborraum und kreiselte dabei selbstzufrieden auf seinem Drehstuhl. Troy fühlte sich wohlig entspannt. Was kein Wunder war, nach der Mahlzeit aus Spaghetti Bolognese, einer doppelten Portion Pommes frites, Kuchen, Karamelcreme und mehreren Tassen Tee, die er in der Polizeikantine konsumiert hatte, während er offiziell noch in der Gesamtschule Causton hätte sein müssen.
»Er hat zugegeben, seinen Spaziergang genau in die entgegengesetzte Richtung gemacht zu haben. Hat mir vorgeflunkert, daß er durcheinander gewesen sei. Er bleibt allerdings bei der Version von einem Spaziergang, >um sich auszulüften<. Woraufhin ich ihm auf den Kopf zusagte, daß er das Haus in der Absicht verlassen habe, nach >Plover's Rest< zurückzukehren, sich beobachtet gefühlt und deshalb zunächst die andere Richtung eingeschlagen habe, um es später noch einmal zu versuchen und ... den Mord zu begehen.«
»Ach ja?« fragte Barnaby amüsiert. »Und wie hat er darauf reagiert?«
»Ist fast aus den Latschen gekippt.«
»Was Sie natürlich genossen haben, Sergeant.«
»Ich habe nur meinen Job getan, Sir.«
»Richtig. Können wir ihm denn glauben? Was meinen Sie?«
»Eigentlich schon«, erwiderte Troy »Kaum anzunehmen, daß er in der Lage ist, einem Mann den Schädel einzuschlagen. Auf der anderen Seite schien er ein verdammt schlechtes Gewissen zu haben, der Gute. Aber er ist nun mal der Typ, der schon Gewissensbisse kriegt, wenn ihn ein Polizist um Feuer bittet.«
»Trotzdem hat er uns eine abgefeimte Lüge aufgetischt. Was bedeuten kann, daß er nicht nur einen Verdauungsspaziergang gemacht hat.«
»Schätze, daß er sich in der Nähe von Quarry Cottages herumgetrieben hat.«
»Dem Haus der Carters?«
Troy nickte. »Er konnte sich gar nicht vollmundig genug über die Zwillinge äußern. Wurde dabei ganz aufgeregt. Clapton ist der Typ, der durch Schlafzimmerschlüssellöcher guckt.«
»Da könnten Sie freilich recht haben«, stimmte der Chefinspektor zu. »Unser Brian wäre allerdings gut beraten, den Carters ja nicht zu nahe zu kommen. Die drehen seine Familienstücke sonst nämlich durch den Fleischwolf.«
»So er denn überhaupt welche hat«, bemerkte Troy respektlos. »Was ihn umgehauen hat, war ...«, fuhr der Sergeant fort, »... die Tatsache, daß mir die Zeichnungen seiner
Weitere Kostenlose Bücher