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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Rex vermied es, Montcalm anzusehen, und löffelte seine Suppe.
      Augenblicklich fing der Hund zu bellen an und lief zu Sue, die bereits Hundefutter auf einen Teller gab. Er stellte sich auf die Hinterbeine, legte seine Pfoten auf die Anrichte und wartete gierig, während sie noch ein paar Hundekuchen auf das Dosenfutter legte. Dann stellte sie den Teller auf den Fußboden. Montcalm schnappte einmal zu, und der Teller war leer.
      Über dem Treppengeländer in der Diele hing eine Leine, die Sue jetzt holte. Der völlig übergeschnappte Hund hätte sie beinahe umgerissen, als er begriff, was sie vorhatte. Sie hakte schnell den Karabiner in sein Halsband.
      »Ich gehe kurz mit ihm Gassi.« Noch während sie das sagte, merkte sie, daß sie sich über die Reihenfolge der Pronomen selbst nicht mehr im klaren war. Möglicherweise hatte sie das zu optimistisch ausgedrückt.
      »Ja, o ja!« rief Rex ihr zu. »Danke. Vielen Dank, Sue.«
      »Versuchen Sie die Suppe aufzuessen«, bat Sue und machte die Küchentür auf. Als sie sich zum Gehen wandte, rief sie ihm noch zu: »Und wenn ich zurückkomme, müssen wir reden.«
     
    Amy hängte Bettücher mit Grauschleier über einen alten Wäscheständer im Nebengebäude. Sie hatte sie gerade durch eine alte Handschleuder gedreht und dabei zumindest das meiste Wasser herausbekommen. Selbst an heißen Sommertagen war es ihr nicht gestattet, die Wäsche im Freien aufzuhängen, weil Honoria behauptete, das sei ihrem Stand nicht angemessen.
      Amy schüttelte das zweite Bettuch kräftig aus, um später beim Bügeln weniger Arbeit zu haben. Schließlich nahm sie den Weidenkorb und trug ihn in die Küche. Dort wurde ihr klar, daß sie ans Essen denken mußte. Es war bereits fast Viertel nach eins. Amy entdeckte eine noch ungeöffnete Dose Frühstücksfleisch, im Kühlschrank einen gekochten Blumenkohl und ein hartes Stück Cheddar. Sie griff nach einer Packung Reis und dachte an Risotto. Heißes Wasser und ein Brühwürfel mußten als Fond herhalten. Wenn sie nur eine Zwiebel finden würde ...
      Es war seltsam, wie man selbst mit den kleinsten Mengen Essen auskam, wenn man glücklich und zufrieden war. Sie und Ralph hatten oft auf der sonnigen Terrasse ihres kleinen Hauses in den spanischen Bergen gesessen, Brot und Oliven gegessen und herben Rotwein dazu getrunken. Es hatte gereicht.
      Manchmal konnte Amy noch seinen Arm um ihre Taille spüren. Fühlte sein Gewicht, die Art, wie sein Handgelenk an ihrer Hüfte ruhte, und den leichten Druck seiner Handfläche.
      Schließlich fand sie eine Zwiebel, die zwar schon etwas weich war und bereits ausgetrieben hatte, aber nun mal genügen mußte. Amy nahm das alte Küchenbrett und begann die Zwiebel klein zu hacken. Der Saft trieb ihr die Tränen in die Augen. Falls ihre Schwägerin hereinkam, hatte sie für ihre Tränen diesmal also eine gute Ausrede.
      Honoria haßte Tränen, haßte jede Art von Schwäche. In den schrecklichen letzten Tagen vor Ralphs Tod, als Schmerz und Verzweiflung Amy so aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen hatten, daß sie Beruhigungsmittel nehmen mußte, war Honoria stark geblieben. Tag und Nacht hatte sie am Sterbebett ihres Bruders gesessen, sinnlos Nahrung in seinen Mund gelöffelt und die Augen nur geschlossen, wenn sie schlief.
      Honoria war diejenige gewesen, die mit den Ärzten gesprochen, den Transport des Toten nach England organisiert, das Begräbnis bestellt und den Grabstein ausgewählt hatte. Amy war in ihrer grenzenlosen Trauer nur wie benommen hinter ihr her gestolpert. Wäre sie nicht so vollkommen lebensuntüchtig, hätte es sie ganz sicher nicht nach >Gresham House< verschlagen. Vielleicht hat Honoria damals angefangen, mich zu verachten, dachte Amy. Nicht daß Honoria je über den Mangel an Rückgrat und moralischer Stärke bei ihrer Schwägerin überrascht gewesen wäre. Von einer Person niederer Herkunft war eben ihrer Ansicht nach nichts anderes zu erwarten. Der wahre Adel war halt der Adel des reinen Stammbaums. Als sie Honoria zum ersten Mal vorgestellt worden war, hatte diese sich benommen wie eine altmodische Herzogin, deren Sohn sich mit einem Freudenmädchen aus der Gosse verlobt hatte.
      Ihr Vater (so hatte Ralph erzählt) mußte sogar noch schlimmer gewesen sein.
      »Was machst du da?«
      »Oh!« Beinahe wäre Amy der Topf mit den Zwiebeln aus der Hand gefallen. »Du hast mich erschreckt.« Sie wußte, daß sie nervös und unsicher klang und wurde

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