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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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verbrannt hätte. Nachdem sie den Becher schließlich auf dem Ofen deponiert hatte, gab sie eine kleine Menge Tee auf die Untertasse und stellte diese vor Montcalm auf den Teppich. Woraufhin der Hund zwar seine graue Schnauze über die Flüssigkeit neigte, diese jedoch nicht anrührte.
      »Kommen Sie, nun trinken Sie schon ein bißchen Tee, Rex«, drängte Sue. »Bitte.« Dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. »Er trinkt nicht, bevor Sie es nicht auch tun.«
      Rex wandte den Kopf und sah sie an. Sue erschrak noch mehr. Er schien sie nicht zu erkennen, sah durch sie hindurch, so als sei sie eine Fremde.
      Sue nahm erneut den Becher, hielt ihn direkt an seine Lippen. Dabei redete sie sanft und eindringlich auf ihn ein. Rex nahm tatsächlich einen kleinen Schluck, und Montcalm begann umgehend, seine Untertasse leer zu schlabbern. Rex zwang sich, noch einige Schluck zu trinken, dann stellte er den Becher beiseite.
      Sue erkundigte sich erneut, ob er krank sei. Doch wieder bekam sie keine Antwort. Erst als sie hinzufügte: »Soll ich einen Arzt rufen?«, schüttelte Rex heftig den Kopf.
      »Aber ich muß etwas tun.«
      »Mit mir ist alles in Ordnung.«
      »Und was ist mit Montcalm?« hakte Sue nach. »Mit ihm ist gar nichts in Ordnung.«
      Rex begann unruhig in seinem alten roten Samtsessel hin und her zu rutschen.
      »Sie wissen doch, daß er nichts von dem Futter angerührt hat, das Sie ihm hingestellt haben.«
      Auf einmal begann Rex zu brüllen. Die dumpfe Leere in seinen Augen war plötzlich verschwunden, und Verzweiflung trat in seinen Blick. Er versuchte auf die Beine zu kommen und klammerte sich an den Kaminsims. Kaum hatte er sich mühsam aufgerichtet, sackte er vornüber. Sue fing ihn im letzten Moment auf und schwankte gefährlich unter der Last der alten Knochen. Sie legte einen Arm um seine Taille, den anderen über seine Brust und versuchte ihn zu überreden, sich wieder zu setzen.
      In der Küche kochte derweil das Wasser im großen Eisenkessel über. Sue hörte den Deckel klappern und das Wasser zischen.
      »Oh, Gott... Rex ... Bitte setzen Sie sich.« Sie schwankte mit ihm einen Schritt zurück und näher zum Stuhl. »Bitte! Setzen ...«
      Montcalm setzte sich. Rex dagegen entwand sich ihrem Griff, schwankte in Richtung Tür, strauchelte und bekam im letzten Moment die Tischkante zu fassen. Sue ließ ihn daraufhin allein zurück und rannte in die Küche.
      Sie fand ein Handtuch, steif vor Schmutz, und wischte den Herd ab. Dann schüttete sie das Wasser in das schmuddelige Spülbecken.
      In diesem Moment tauchte eine Gestalt in der Tür auf und lehnte sich schwer gegen den Pfosten. Sue hielt den Atem an. Sie hatte ihn in ihrer Panik gar nicht kommen gehört.
      »Sue. Es tut mir leid. Ich mache Ihnen nur Umstände.«
      »Ohh ...« Sie rannte zu ihm. »Sagen Sie doch sowas nicht, Rex. Sie machen mir keine Umstände. Ich weiß nur nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
      »Sie sind sehr lieb.«
      »Unsinn!« protestierte sie.
      Sie sahen einander an. Sue war grenzenlos erleichtert. Rex hatte zwar Tränen in den Augen, schien jetzt jedoch seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Er kam mit wesentlich sichereren Schritten zum Küchentisch, setzte sich und blickte sich um.
      »Sein Fressen? Das Geschirr?«
      »Alles in der Spüle.«
      Sie goß den Rest kochenden Wassers darüber, sah sich nach Spülmittel um und entdeckte eine Schale mit altmodischem Spülsand. Eifrig begann sie das Geschirr abzuwaschen.
      »Das Fleisch habe ich weggeworfen«, erklärte sie. »Es hat schon gerochen. Keine Sorge, wenn kein Hundefutter mehr da ist. Ich hole gleich was.«
      »Nicht nötig. Da müssen noch Büchsen im Schrank sein.«
      Sue wusch schnell ab und sah sich dabei immer wieder nach Rex um. Sie wollte den Blickkontakt nicht abreißen lassen. Dann trocknete sie das Geschirr mit einem brüchigen alten Leinentuch ab. Anschließend holte sie eine Büchse Hundefutter und eine einzelne Dose Gemüsesuppe aus dem Schrank. Die Suppe machte sie warm. Dabei plapperte sie unaufhörlich und munter vor sich hin, flocht gelegentlich eine Frage ein, wobei es Sue gleichgültig war, ob Rex ihr antwortete.
      Als die Suppe warm war, gab sie diese in eine Schüssel und stellte sie mit einem Löffel auf den Tisch.
      »Mir ist so komisch zumute«, sagte Rex.
      »Das kann ich mir vorstellen. Sie haben schon seit Tagen nichts mehr gegessen, oder?«
      »Stimmt.«

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