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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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dabei ein, Rex und Montcalm mindestens seit drei Tagen nicht mehr in der Grünanlage gesehen zu haben. Ihr Atem ging schneller.
      Sie hob den Riegel an der Hintertür hoch und trat in die Küche. Der Gestank von verwesendem Fleisch schlug ihr entgegen. Durch die blinden Fensterscheiben fiel gerade soviel Licht ein, daß sie auf dem klebrigen Linoleum-Fußboden mehrere Schüsseln und Teller erkennen konnte. Zahlreiche ungewaschene Milchflaschen standen neben dem Spülbecken, in dem sich schmutziges Geschirr türmte. Eine Unmenge von leeren Hundefutterbüchsen bedeckte fast vollständig die Arbeitsfläche. Als Sue näher kam, huschte ein Schatten aus einer Ecke und verschwand hinter dem Herd.
      »H.a.l.l.o!« rief sie.
      Montcalm tauchte am Ende der Diele auf. Sue machte sich tapfer und mit durchgedrücktem Rücken auf eine stürmische Begrüßung gefaßt, denn sie hatte kein Verlangen, sich flach auf dem Rücken liegend auf dem schmuddeligen Fußboden wiederzufinden. Aber der Hund wirkte seltsam sediert. Er trottete lediglich mit hängenden Ohren auf sie zu.
      In der Küchentür machte er Halt, sah sie an, kehrte um und ging zurück, woher er gekommen war. Nur einmal blieb er stehen und drehte sich nach ihr um, um sich zu vergewissern, daß sie ihm folgte.
      Im sogenannten Kriegshauptquartier war es noch dunkler als in der Küche. Lediglich ein zitronengelber Sonnenstrahl fiel durch den schmalen Spalt zwischen den nicht ganz geschlossenen Vorhängen. Sue ging hinein und trat auf etwas Weiches. Sie bückte sich und hob ein Smartieröhrchen auf. Der Boden schien voll von diesen leeren Pappröllchen und knisternden Zellophantüten.
      Sue war nur selten in diesem Zimmer gewesen und versuchte krampfhaft sich an die Position des Lichtschalters zu erinnern. Während sie tastend an der Wand entlangtappste, stieß sie ein Tablett mit Orden von einem Regalbrett. Ein Schrei, ein ärgerlicher Schrei zerriß die folgende Stille. Sue fuhr zusammen und schrie ihrerseits entsetzt auf.
      Dann erst sah sie die Gestalt, die im Sessel kauerte. Montcalm hockte daneben.
      »Rex?«
      »Wer sind Sie?«
      »Ich bin's, Sue.«
      »Gehen Sie weg!«
      Sue trat näher. Abgestandene, muffig feuchte Luft, wie sie alte Putzlappen auszuströmen pflegen, hing im Raum.
      Dann entdeckte sie die alte Armeelampe aus Metall und Holz mit einem Schirm aus Segeltuch. Sue knipste sie an. Rex' lange schlaksige Gestalt zuckte wie unter einem elektrischen Schlag. Er wandte den Kopf ab und sank noch tiefer in die Polster. Sein Anblick war erbarmungswürdig. Jede Falte schien tief in seine papiertrockene Haut gegraben, Backen und Kinn waren mit weißen Bartstoppeln bedeckt, die tränenden Augen waren gerötet.
      Sein stets flauschig wehendes weißes Haar klebte strähnig an seinem Schädel. Sue starrte ihn fassungslos an. »Rex?« sagte sie erneut.
      »Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!«
      »Was ist denn los? Was ist passiert?«
      »Nichts.«
      »Sind Sie krank?«
      »Gehen Sie weg!«
      »Reden Sie keinen Unsinn!« Sues Stimme klang vor Sorge schärfer als beabsichtigt. »Wie kann ich weglaufen und Sie in diesem Zustand zurücklassen?« fügte sie sanfter hinzu.
      Mehrere Minuten lang passierte gar nichts. Schließlich beschloß Sue zu handeln. Sie holte die Milch vom Treppenabsatz herein, ging in die Küche und stellte den Wasserkessel, ein überdimensionales Monstrum aus schwerem Eisen, mit Wasser zum Geschirrspülen auf. Für den Tee genügte ein kleiner Stieltopf. Während sie den Tee vorbereitete, machte sie reichlich Krach, um den Schatten zu vertreiben, der bei ihrem Eintreten hinter den Herd gehuscht war.
      Die Teeblätter, eine billige, reichlich staubige Sorte, fanden sich in einer Blechbüchse mit einem Bild, das die Krönung von Georg VI. zeigte.
      Während sie den Tee ziehen ließ, warf sie die Hundefutterreste in den Schüsseln und auf den Tellern in die Mülltonne. Dann wählte sie einen der ansehnlichsten Löffel aus der Besteckschublade, schöpfte etwas von der Sahne, die sich als gefrorene Schicht auf der Milch abgesetzt hatte, in einen Becher und goß Tee auf. Den Becher brachte sie ins Wohnzimmer.
      Rex schien sich nicht bewegt zu haben. Sue setzte sich ihm gegenüber. »Wieviel Zucker?«
      Als keine Antwort kam, rührte sie einfach drei Löffel Zucker in die heiße Flüssigkeit und hielt Rex den Becher solange hin, bis sie sich am Metallhenkel beinahe die Finger

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