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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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auch die Riegel zu lösen. Als Barnaby endlich bei ihm war, standen die Verandatüren bereits weit offen.
      Ein Mann lag auf dem gemusterten Teppich vor dem leeren Kamin. Barnaby eilte sofort hin und kniete sich neben ihn. Troy blieb angewidert von der Mischung übler Gerüche, die nicht zuletzt von der Urinlache unter der liegenden Gestalt herrührten, auf der Schwelle stehen. Er bemerkte ein Whiskyglas, das nicht weit von der rechten Hand des Mannes umgekippt dalag.
      »Ist er tot?«
      »Ja. Verständigen Sie bitte den Gerichtsmediziner.«
      »Mach ich.« Troy ging zu einem zierlichen, vergoldeten Tischchen, auf dem ein nachgemachtes edwardianisches Telefon stand.
      »Fassen Sie das nicht an«, sagte der Chief Inspector in scharfem Ton. »Benutzen Sie das Funkgerät im Auto. Sagen Sie, die sollen einen Fotografen schicken. Und eine Wache rund um die Uhr.«
      »O.K., O.K.« Eigentlich meinte er, nun reg dich bloß nicht künstlich auf, aber das hätte Troy nie gewagt auszusprechen. An der Verandatür blieb er zögernd stehen. »Sie glauben nicht, daß er einfach ... umgekippt ist - Hollings-worth?«
      »Wir wissen noch gar nicht, ob das Hollingsworth ist. Sehen Sie mal nach, wo unser Superspürhund ist. Wenn er schon sonst zu nichts zu gebrauchen ist, kann er zumindest die Leiche identifizieren - vorläufig wenigstens.«
      Als sein Sergeant verschwunden war, richtete Barnaby sich auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dank Perrots Auge fürs Detail hätte er dieses Zimmer überall wiedererkannt. Was für ein Verlust für den Buchhandel dieser Mann doch war. Na, was nicht war konnte ja noch werden. Denn sollte er mit diesem unglaublichen Mangel an Scharfsinn und Weitblick, den er bisher an den Tag gelegt hatte, weitermachen, könnte ein beruflicher Wechsel durchaus angesagt sein. Und je eher, desto besser.
      Barnaby drehte eine Runde durch den Raum, so vorsichtig wie möglich, um nur ja nichts zu verändern. Warum er sich so verhielt, als hätten sie den Mann mit eingeschlagenem Schädel vorgefunden, hätte er selbst kaum erklären können. Denn obwohl es sich hier zweifellos um einen ungeklärten Todesfall handelte, deutete zu diesem Zeitpunkt noch nichts auf einen Mord hin. Doch vielleicht hatte die dreißigjährige Erfahrung mit schmutzigen Machenschaften ihm einen besonderen Riecher gegeben.
      Der Chief Inspector blickte in Vitrinen mit Porzellan, inspizierte Bücherregale und schaute sich Bilder und Fotos an. Dabei ließ er die Hände locker an den Seiten hängen. Vor vielen, vielen Jahren hätte er sie vom Körper entfernt gehalten, vielleicht sogar ein wenig in die Luft gestreckt, um sich daran zu erinnern, nur ja nichts anzufassen.
      Als junger Constable war er einem absolut kaltschnäuzigen DCI unterstellt gewesen, vor dem er schlicht Angst hatte. Als er einmal an einen Mordschauplatz kam und als Opfer eine halbnackte junge Frau vorfand, die mit dem Gesicht nach unten in einem schlammigen Graben lag, war Barnaby ohne nachzudenken hinabgesprungen und hatte ihr das Kleid runtergezogen. Darauf hin hatte er eine Standpauke zu Ohren bekommen, die ihm beinah Tränen in die Augen getrieben hätte. (Was glauben Sie denn, was sie will? Daß man ihr den Arsch zudeckt oder daß der Scheißkerl, der das getan hat, eingesperrt wird?) Danach hatte man ihn monatelang gezwungen, die Hände in den Taschen zu lassen, bis die erste Phase der Ermittlung vorbei war, und der Rest der Truppe hatte ihm den Spottnamen »Tommy Billiards« verpaßt. Doch die Lektion machte sich bezahlt, denn er tat es nie wieder.
      Vor dem Haus stieg gerade sein Assistent aus dem Auto, nachdem er die notwendigen Anrufe gemacht hatte. Da Troy gesehen hatte, wie der helle Kopf vom Lande schnaufend und keuchend die Gasse entlanggelaufen kam, wartete er, bis Perrot nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, dann drehte er sich um und ging forschen Schrittes auf das Haus zu. Der Constable holte ihn mit knallrotem Kopf und heftig schwitzend auf der Terrasse ein.
      »Äh, guten Morgen, Sergeant.«
      »Ach hallo, Polly.«
      Perrot starrte entsetzt auf die zertrümmerten Scheiben. »Was ist denn hier passiert?«
      Troy zuckte grinsend die Achseln und sagte: »Wir dachten schon, Sie hätten sich einen freien Tag genommen.«
      »Mußte mal kurz verschwinden, Sergeant«, sagte Perrot.
      In Wahrheit war er, nachdem er über zwei Stunden Wache gestanden hatte und absolut ausgehungert war, rasch zu

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