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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Sir.«
      »Das war nicht als Kompliment gemeint, Perrot.«
      Der Mann auf dem Fenstersims brach in Gelächter aus und versuchte es dann mit einem Hüsteln zu kaschieren.
      »Wie lange sind Sie schon bei der Truppe?«
      »Seit dreizehn Jahren.«
      »Und auf Ihrem gegenwärtigen Posten?«
      »Seit sieben, Sir.«
      Ja, viel zu lange, dachte Barnaby. Auf diesen ländlichen Außenposten werden die Beamten viel zu bequem. Ab und zu ein kleiner Ausflug zu einem allgemeinen Auffrischungskurs oder um sich in juristischen oder ethnischen Fragen auf den neuesten Stand zu bringen, und dann wieder unter die heimische Kuscheldecke. Man konnte ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen. Schließlich gehörte es ja auch zu ihren Aufgaben, sich in die Gemeinde einzugliedern. Häufig taten sie das jedoch so stark, daß es verdammte Probleme gab, wenn sie schließlich versetzt wurden. Besonders wenn die Einheimischen sie ins Herz geschlossen hatten. Ohne Zweifel wurde es Zeit, dieses spezielle Exemplar hier zu versetzen. Barnaby konnte sich gut vorstellen, in welchem Stil Perrot seinen Polizeidienst versah. Patriarchalisch - freundlich, aber streng. Fürsorglich - was immer dieses abgegriffene Wort heutzutage bedeuten sollte. Das war ja alles schön und gut, aber es war untragbar, wenn er überfordert war, sobald etwas über ein simples Vergehen hinausging. Der Mann schien in etwa so nützlich wie eine Katzentür in einem U-Boot.
      Perrot ahnte, was sein Vorgesetzter dachte, und ihm rutschte das Herz in die Hose.
      »In Ordnung, Perrot. Sie können gehen.«
      »Sir.«
      Irgendwie schafften Perrots Füße die Strecke über den Teppich bis zur Tür. Doch der Knauf entglitt seinen schweißnassen Fingern, als er versuchte, ihn zu drehen. Je fester er ihn packte, um so mehr entglitt er ihm. Schließlich nahm er sein Taschentuch. Hundert Jahre schienen vergangen zu sein, bis er endlich wieder draußen im Flur war. Er blieb einen Augenblick stehen und war darauf gefaßt, jeden Augenblick höhnisches Lachen aus dem Zimmer zu vernehmen. Aber er hörte nichts dergleichen.
      Troy dachte immer noch schmunzelnd über das Gespräch mit Perrot nach, während er Barnabys Rover 400 flott über die A4020 Richtung Chalfont St. Peter lenkte, die Fenster wegen der warmen, drückenden Luft weit auf. Nichts amüsierte ihn mehr, als die Blamage eines anderen. Der Scherz mit dem Romanschreiben hatte ihm besonders gut gefallen. So flotte Sprüche oder bissige Bemerkungen fielen Troy erst Stunden, manchmal sogar Tage später ein, wenn er nichts mehr damit anfangen konnte.
      »Er ist ein Relikt, wenn Sie so wollen«, sagte er jetzt. »Perrot ist so wie dieser Typ vor Jahren im Fernsehen. Angeblich hat er den Schurken einen Klaps hinter die Ohren gegeben, ihnen ernsthaft ins Gewissen geredet und dann zum Trost einen Lutscher geschenkt. Meine Oma erzählt ständig davon.«
      »Dixon von Dock Green.«
      »Genau der. Ein richtiger Anachronismus.«
      Ab und zu machte sich Troy, der ständig auf Wörter stieß, die er nicht verstand, die Mühe, sie im Wörterbuch seiner Tochter nachzuschlagen. Wenn er dann wußte, was sie bedeuteten, pflegte er ständig damit um sich zu schmeißen, bis sie ihn schließlich langweilten oder ein neues Rätsel auftauchte.
      In der Hoffnung auf etwas Abkühlung rollte Barnaby eine eiskalte Dose Fanta Orange über seine Wange. Er hatte sie sich, bevor sie losgefahren waren, am Automat gezogen.
      »Ich hoffe, Sie kennen den Weg.«
      »So ungefähr. Es ist nicht weit von Compton Dando.«
      »Das hab ich ja noch nie gehört.«
      »Natürlich haben Sie das«, sagte Sergeant Troy. »Dieses Herrenhaus mit den ganzen New-Age-Verrückten. Wo der Opa in dem langen Nachthemd erstochen wurde.«
      »Ah ja.«
      »Ich würde verrückt, wenn ich hier draußen wohnen müßte.« Troy steckte seine Nase aus dem offenen Fenster. Er hatte eine blasse, schmale Nase. Sie stand nur wenig vor und senkte sich in einer eleganten geraden Linie wie der Nasenschutz eines römischen Helms. »Ich meine, sehen Sie sich das nur mal an.«
      »Das« war ein strohgedecktes Cottage von so traumhafter Perfektion, daß man sich kaum vorstellen konnte, daß darin stinknormale Menschen wohnen, die Kreditkarten besaßen und Fernsehen guckten. Eine Familie aus Lebkuchen wäre vielleicht passender gewesen. Oder ein bunter Wettermann mit Frau, die in regelmäßigen Abständen rein und raus pendelten, genauso adrett

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