Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
aus dem Revier aus, rückten die Welt zurecht und redeten über ihre Familien. Doc Bullard hatte gerade sein erstes Enkelkind bekommen. Barnaby und seine Frau wünschten sich auch eins, hatten aber nicht viel Hoffnung. Erst kürzlich hatte ihre Tochter Cully darauf hingewiesen, daß Juliet Stevenson, eine Schauspielerin, die sie sehr bewunderte, gerade mit Achtunddreißig ihr erstes Kind bekommen hätte. Sind ja nur noch dreizehn Jahre hin, hatten die Eltern traurig bemerkt, nachdem Cully und ihr Mann Nicolas gegangen waren. Dann werden wir zu alt sein, um es auch nur auf den Arm nehmen zu können, hatte Joyce gesagt. Und sie hatte es nur teilweise scherzhaft gemeint.
      »Bloß die Leiche hier?« fragte der Fotograf, um anzudeuten, daß er fertig war.
      »Im Augenblick ja«, sagte der Chief Inspector.
      Wenn er sich selbstsicher anhörte, dann war das, weil er absolut keinen Zweifel hatte. Vielleicht weil es bereits ein Rätsel um Nightingales gab, verspürte Barnaby die Gewißheit, daß Alan Hollingsworth nicht einem Herzinfarkt oder Schlaganfall erlegen war. Sicher handelte es sich auch nicht um eine Alkoholvergiftung, auch wenn er das Zeug, laut Perrot, seit Tagen literweise in sich hineingeschüttet hatte.
      Dennoch hielt Barnaby es für ratsam, das Ergebnis der Autopsie abzuwarten, bevor er die Spurensicherung veranlaßte. Einsparungen waren angesagt, und selbst eine klar umrissene Ermittlung mit einem kleinen Team kostete Geld. Obwohl seine Abteilung nur ein winziger Posten im Etat der Thames Valley Police war, würde man ihn zu Recht tadeln, sollte er unnötig Geld ausgeben.
      Andererseits, wenn tatsächlich ein Mord nachgewiesen werden konnte und mittlerweile bei der routinemäßigen Reinigung des Hauses und der Klärung von Hollingsworths Vermögensverhältnissen Beweismaterial verlorengehen oder beschädigt würde, dann wären die Schwierigkeiten noch viel größer. Im schlimmsten Fall konnte eine solche Fehleinschätzung dazu führen, daß ein Mörder ungestraft davonkam.
      Der Chief Inspector merkte plötzlich, daß man mit ihm sprach.
      »Entschuldige, George.«
      Dr. Bullard kniete auf dem Kaminvorleger. Er hatte seine Tasche ausgepackt, die notwendigen Geräte ausgebreitet und sich dünne Latexhandschuhe übergestreift. Höflich wiederholte er noch einmal, was er gesagt hatte.
      »Nach den Pupillen zu urteilen, würde ich annehmen, daß er eine riesige Überdosis genommen hat.« Er öffnete die Hose des Toten. Als er zum Thermometer griff, um die Rektaltemperatur zu messen, wandte sich Barnaby pietätvoll ab.
      Er entdeckte seinen Sergeant, der rauchend in der geblümten Hängematte schaukelte und das Gesicht in die Sonne hielt. Er wußte, daß Troy seine Haltung nicht verstehen konnte. Ehrfurcht vor den Toten war dem Sergeant immer als sinnlos erschienen. Barnaby fragte sich, ob das ein Generationenproblem war oder eine Frage des persönlichen Temperaments, und entschied sich für letzteres.
      Dann dachte er über den Unterschied zwischen Leuten mit Phantasie nach, also denen, die in der Lage waren, sich in einen anderen hineinzuversetzen, und denen, die das nicht konnten. Das war ihm immer als die vielleicht unüberbrückbarste Kluft zwischen den Menschen erschienen.
      Alle anderen Differenzen konnten, wenn Herz und Verstand dazu bereit waren, versöhnt werden. Doch wie sollte man jemandem eine Fähigkeit geben, die ihm die Natur unglücklicherweise (oder, wie manche behaupten würden, glücklicherweise) vorenthalten hatte?
      »Ich würde sagen, er ist seit zwei Tagen tot. Vielleicht ein bißchen weniger.«
      Der Arzt knöpfte das Hemd des Toten auf. Der Chief Inspector, den dieses trübsinnige Ritual plötzlich langweilte, ging nach draußen. Vielleicht sollte er die tröstliche Information an PC Perrot weitergeben, doch der Mann war schon wieder verschwunden. Sergeant Troy hörte auf zu schaukeln. Er bemühte sich, diensteifrig zu wirken, obwohl er ganz offenkundig den Sonnenschein genoß.
      »So läßt’s sich leben, was Chef?«
      Barnaby war fassungslos angesichts solcher Gefühllosigkeit. Da hatte man gerade einen Menschen gefunden, der nie wieder einen Sonnenaufgang erleben würde, aber man selbst genoß ganz unbeschwert das Leben. Zu äußerst seltenen Gelegenheiten - und dann auch nur für einen winzigen Moment - beneidete der Chief Inspector seinen Sergeant. Das war keiner dieser Augenblicke.
      Etwa zehn Minuten später gesellte sich George

Weitere Kostenlose Bücher