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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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machen?«
      »Nein, Sir.«
      Das eigentliche Schlafzimmer lag direkt vor Barnaby. Er öffnete die Tür und fand sich in einer weiteren Theaterkulisse wieder, nur sauberer und sehr viel frivoler als die in der Küche. Das perfekte Bühnenbild für Die Lustige Witwe.
      Ein extra breites Bett von Wolkenstores umgeben, die zusammengerafft und an einer vergoldeten Metallkrone an der Decke befestigt waren. Das elfenbeinfarbene Kopfteil war mit Hirtenszenen in sanften Pastelltönen verziert. Nymphen und Schäfer tollten unter den Augen ihrer olympischen Herren auf blühenden Frühlingswiesen herum. Zentauren tranken aus einem plätschernden Bach.
      Auf dem Nachttisch stand ein Hochzeitsfoto. Barnaby nahm es in die Hand, um es genauer zu betrachten. Der Ausdruck des Bräutigams kam Barnaby irgendwie bekannt vor. Sein Schwiegersohn Nicholas hatte an seinem Hochzeitstag ungefähr die gleiche Mischung von Gefühlen gezeigt. Stolz, tiefe Zufriedenheit, ja sogar Jubel. Der Blick des Jägers und Sammlers, der nicht nur auf eine Spezies gestoßen war, die als ausgestorben galt, sondern sogar ein Exemplar davon mitgebracht hatte, damit alle Welt es bewundern konnte. Doch auch Anspannung war ihm anzumerken. Das Staunen darüber, der Erwählte zu sein, machte ihn eindeutig nervös, denn wäre nicht jeder Mann hinter so einem erlesenen Objekt hinterher? Der arme Nico. Noch war er zwar im Spiel, aber Barnaby fragte sich manchmal, wie lange noch. Dann wandte er sich wieder Hollingsworths Braut zu, die das übliche strahlende Lächeln zeigte, wie man es bei diesem Anlaß erwartete.
      Der Pfarrer hatte offenkundig den Nagel auf den Kopf getroffen. Simone Hollingsworth war tatsächlich bemerkenswert hübsch, wenn sie auch für Barnabys Geschmack ein wenig affektiert wirkte. So wie sie unter ihrem wallenden Schleier hervorlächelte, erinnerte sie eher an diese gelackten, durchgestylten Geschöpfe, die durch die Kosmetikabteilungen der Kaufhäuser schweben und ahnungslose Frauen - und auch Männer, wenn sie nicht höllisch aufpassen - mit Parfüm bestäuben.
      Barnaby ging mit dem Foto ans Fenster, um mehr Licht zu haben, und begutachtete schweigend den rosig glänzenden Mund. Bei den meisten Menschen sind die beiden Hälften der Oberlippe ungleichmäßig, aber ihre waren absolut symmetrisch, der perfekte Herzmund. Die Unterlippe war voller, als er erwartet hätte, und war sehr sinnlich. Simone Hollingsworth hatte weit auseinanderliegende graugrüne Augen mit langen geschwungenen Wimpern und charmant gerötete apricotfarbene Wangen. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, daß der Form ihrer Lippen sehr geschickt mit einem Konturenstift nachgeholfen worden war, und er glaubte unter dem üppigen Schwung eine bei weitem weniger verführerische Linie zu erkennen. Ihre Haare, die sich wie zarte, durchscheinende Muscheln um ihre Ohren lockten, waren so hell, daß sie fast durchsichtig waren.
      Sie hielt einen Strauß elfenbeinfarbener Rosen mit silbernen Bändern in der Hand, an der nicht nur der Ehering, sondern auch ein Ring mit einem außergewöhnlich großen Brillanten prangte. Kein Wunder, daß sie so strahlte. So rasch, wie ihm dieser Gedanke gekommen war, schalt Barnaby sich für diese chauvinistische Anwandlung. Ein Glück, daß seine Familie nicht dabei war und seine Gedanken lesen konnte. Cully hätte ihm das genüßlich um die Ohren gehauen.
      Der Chief Inspector glaubte nicht, daß die Physiognomie viel über eine Person aussagt, und wollte deshalb von Mrs. Hollingsworths ansehnlichem Äußeren keine Rückschlüsse auf ihren Charakter ziehen. Dafür war er schon auf zuviel Bösartigkeit bei Menschen gestoßen, die für Botticelli hätten Modell stehen können. Und er hatte Taten großer Barmherzigkeit und Nächstenliebe von Leuten erlebt, die einer tiefen Grube bei Hieronymus Bosch hätten entstammen können.
      Er stellte das Foto zurück und ging ins Bad. Noch mehr Kitsch. Ein falscher Marmorboden, eine mit Sternen übersäte Decke und verspiegelte Wände - dabei schimmerte der ganze Raum in einem Bronzeton. Es gab eine große dreieckige Badewanne in Vergißmeinnichtblau mit hohen geschwungenen goldenen Hähnen, deren Griffe die Form von vielblättrigen Chrysanthemen hatten. Jede gerade Fläche im Raum war mit Töpfchen und Flaschen, Tuben und Spraydosen vollgestellt. Wie bereits Constable Perrot vermutet hatte, konnte sie unmöglich auch nur einen Topf Creme mitgenommen haben, denn es war nirgends eine freie

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