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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Außerdem gab’s noch einige Paar Espandrillos. Aber nirgends waren richtige Wanderschuhe oder Gummistiefel zu entdecken. Obwohl sie auf dem Land lebte, hatte es die Natur Mrs. Hollingsworth offenbar nicht angetan. Troy machte sich an die Handtaschen.
      Barnaby, der jetzt neben dem ordentlich gemachten Bett stand, fragte sich, warum Hollingsworth nicht darin geschlafen hatte. Vielleicht wollte er nicht den Eindruck vermitteln, daß er sein Schicksal einfach so hinnehme. Und zwar nicht nur die Tatsache, daß sie gegangen war, sondern auch, daß sie nicht mehr wiederkommen würde. Vielleicht hatte er aber auch nur in der Nähe des Telefons bleiben wollen. Oder er war einfach zu betrunken gewesen, um die Treppe hinaufzusteigen.
      »Nun ja«, sagte Sergeant Troy, während er den letzten Verschluß zuschnappen ließ, »es kann ja wohl niemand behaupten, er hätte sie kurzgehalten.«
      Barnaby konnte dem nicht zustimmen. Nach allem, was er bisher über Simone erfahren hatte - das ziellose Wandern durchs Dorf, ihre halbherzige, kurze Mitgliedschaft in der einen oder anderen Gruppe, oberflächliches Geplaudere statt wirklicher Freundschaft und die brutale Behandlung, als sie sich ein bißchen weiter vorgewagt hatte -, erhielt der Chief Inspector eher den Eindruck, daß Simone genau in der einen Hinsicht kurzgehalten worden war, die das Leben überhaupt lebenswert macht. Sie hatte doch überhaupt keine Freiheit.
      »Wird ja wohl jede Minute auftauchen, sobald sie erfahren hat, daß er hin ist.«
      »Warum glauben Sie das?«
      »Reiche Witwe. Sie wird kassieren wollen.«
      »Ich hoffe, Sie haben recht.«
      »Natürlich hab ich recht. Das ist doch logisch.« Die abwegigsten Dinge waren für Sergeant Troy logisch, sofern sie seine Vorurteile bestätigten.
      Draußen auf dem Treppenabsatz räusperte sich Perrot, dann klopfte er an, als ob Barnaby in seinem Büro auf dem Polizeirevier wäre.
      »Was gefunden, Constable?«
      »Nichts Wichtiges, Sir. Mr. Hollingsworths Anzüge, Hemden und so weiter. Ich hab alle Taschen und Aufschläge durchsucht. Zwei Stapel Modehefte, aber da lagen keine Notizzettel oder so was drin. In einer Zeitschrift war allerdings eine Seite herausgerissen. Mehrere Koffer und leichte Reisetaschen, alle leer. Leintücher und Bettbezüge, Decken, Handtücher, Kissenbezüge...«
      »Ja, ja, schon gut, Perrot. Hier ist ja nicht der erste Tag vom Schlußverkauf bei Harrod’s.«
      »Nein, Sir.«
      Mittlerweile lachten alle. Troy lief als erster locker die Treppe hinunter und genoß insgeheim den Kontrast zwischen seinem schlanken, sportlichen Aussehen und dem phlegmatischen Perrot mit seiner breiten Brust und den hölzernen Beinen. Ganz zu schweigen von dem stämmigen Dickhäuter, der die Nachhut bildete.
     
    Während die beiden Polizisten auf dem Weg zu Gray Patterson waren, ging Barnaby in Gedanken noch einmal sein Gespräch mit dem Finanzexperten von Penstemon durch sowie die Beschreibung von der gerichtlichen Anhörung, wie sie im Causton Echo gestanden hatte. Ihm war eine Kopie davon ins Büro geschickt worden.
      Allem Anschein nach war Hollingsworths ehemaliger Kollege ein Mann, der mehr Unrecht erlitten als begangen hatte. Man hatte ihn um ein großes Geschäft betrogen und dann gefeuert. War es wahrscheinlich, daß eine kleine Prügelei Pattersons berechtigten Zorn lindern würde? Und wie sah die Beziehung zwischen den beiden tatsächlich aus, die angeblich »so weit in die Vergangenheit zurückreichte«?
      Barnaby war gespannt darauf, ob sich diese Fragen klären ließen, ihm war aber gleichzeitig bewußt, daß sich nach dem Gespräch mit Gray Patterson wieder eine Fülle von Fragen ergeben würde. Mit was hatte er es hier zu tun? Es war ein Rätsel, ein Quiz, eine harte Nuß. Eine Spekulation, ein Mysterium. Ein Geheimnis...
      The Street Nummer siebzehn lag am Rande des Dorfes, war etliche Meter vom nächsten Nachbarn entfernt und vor Passanten fast völlig durch eine Hecke von blauen Pechkiefern verborgen. Auf einem grün gestrichenen Brett stand, daß das Besitztum zu vermieten sei. Das Haus selbst war ein flaches, weißgetünchtes Gebäude in dem Stil, den Makler und Leute, die wenig Ahnung vom Landleben haben als »Farmhaus« bezeichnen.
      Sobald Barnaby das Tor öffnete, lief ihnen ein schwarzweißer Collie entgegen, der offensichtlich nicht genau wußte, was ein Wachhund zu tun hatte. Er bellte nämlich nicht nur laut, sondern wedelte auch

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