Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
bekommen«, sagte Jax. »Ich hab ihm einen kleinen Gefallen getan.«
Lionel sah auf seine Uhr. »Meinst du ...«
»Es ist kein besonderer Jahrgang oder so.«
»Vielleicht sollte ich wenigstens mal anrufen.«
»Die haben doch gesagt, sie würden dich benachrichtigen wenn sich was verändert.«
Daran konnte Lionel sich nicht erinnern. Er sah sich mit gerunzelter Stirn im Zimmer um. Jax kam mit seinem Glas herüber und setzte sich neben seinen Wohltäter aufs Sofa.
»Ich werd mich wohl ein wenig um dich kümmern müssen, Lionel.«
»Oh, Jax.«
»Nur bis es Mrs. Lawrence wieder besser geht.« Jackson zögerte. »Vielleicht sollte ich heute hier übernachten.«
»Oh, würdest du das tun? Ich fühl mich manchmal so einsam.«
»Das hab ich bemerkt, Lionel. Und schon oft wollte ich dir meine Freundschaft anbieten, das kannst du mir glauben. Ich hatte bloß Angst, zu weit zu gehen.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich meine Dankbarkeit ausdrücken soll.«
Jackson war stolz auf sein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt. Es würde gewiss einen Augenblick geben, wo Lionel sich wunderbar erkenntlich zeigen könnte, aber nicht jetzt. Es war noch zu kurz nach dem traurigen Ereignis, und der Rev war bereits ganz schön angeschlagen. Jackson wollte keine Versprechungen in betrunkenem Zustand. Die hielten meist nicht der kritischen Überprüfung am nächsten Morgen stand. Es ging ihm um Dankbarkeit, die in ruhiger Gelassenheit erworben wurde.
Da Lionels Weinglas schon wieder leer war, bot Jackson ihm seins an, drückte es ihm sogar in die Hand. Er legte Lionels schlaffe Finger um den Stiel, während seine Augen aufmunternd strahlten.
In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Lionel zuckte heftig zusammen und verschüttete seinen Wein. Jackson bemühte sich, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen, und verließ den Raum.
Trotz seines angeschlagenen Zustands erkannte Lionel die beiden Männer, die Jackson hereinführte. Er rappelte sich mühsam auf, gab einige empörte gurgelnde Laute von sich und ließ sich zurücksinken.
»Mr. Lawrence?« Barnaby starrte ihn verblüfft an.
»Der wohnt hier«, sagte Jackson.
Barnaby, der nur deshalb im Haupthaus geklingelt hatte, weil er bei der Garage kein Glück gehabt hatte, sagte: »Warum sind Sie nicht im Krankenhaus, Sir?«
»Was ... was?«
»Haben Sie denn nichts von Stoke Mandeville gehört?«
»Doch ... das heißt ...«Er sah Jackson an.
»Die haben gesagt, Mrs. L wäre bewusstlos.« Jackson sprach Barnaby direkt an. »Und dass sie anrufen würden, wenn sich was verändert. In dem Fall würde er natürlich sofort hinfahren.«
Der herablassende, verächtliche Ton, mit dem er sprach, war äußerst irritierend. Lionels Verhalten ebenfalls. Da saß er, völlig derangiert, übersät mit Flecken, die erschreckend wie Blut aussahen, strahlte Jackson an und nickte eifrig zu allem, was dieser sagte.
»Wie dem auch sei«, Barnaby gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen, »ich bin ohnehin hier, um mit Ihnen zu reden, Jackson.«
»Worüber immer Sie wollen, Inspector.«
»Wie gut sind Sie mit dem Fahrrad?«
»Hab ich nie probiert. Ich bin vom Skateboard gleich auf geklaute Autos umgestiegen. Sonst noch was?«
»Ja«, sagte Sergeant Troy. »Wir brauchen Ihre Sachen. Oberbekleidung, Unterwäsche, Socken, Schuhe. Inhalt der Taschen. Alles.«
»Das ist ja der reinste Fetischismus.«
»Fangen Sie doch einfach mal an«, sagte Barnaby gelassen.
»Sie meinen ...« Jackson fuhr über den Rand seiner edlen Lederjacke »Diese Sachen?«
»Wenn Sie das heute Nachmittag um drei anhatten«, sagte Barnaby, »dann ja.«
»Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich heute Nachmittag im Garten gearbeitet habe. Sie meinen doch nicht etwa, dass ich so'ne schmutzige Arbeit in solchen Klamotten mache.«
»Dann brauchen wir die Klamotten, in denen Sie gearbeitet haben«, sagte Sergeant Troy. Er nahm sich ein Beispiel am Chef und sprach mit ruhiger und gelassener Stimme. Am liebsten wäre er allerdings quer durch den Raum geschossen, hätte dem Arschloch, die Hände um den Hals gelegt und so lange gedrückt, bis das Wasser in Strömen aus seinen blauen Kinderaugen floss.
»Die sind in meiner Wohnung, Inspector.«
»Dann holen Sie sie«, sagte Barnaby. »Und hören Sie auf, mich Inspector zu nennen.«
»Kein Problem«, sagte Jackson und
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