Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Antonius und Cleopatra, Peter Pan!«, rief Nico.
»Und eine neue Komödie von Terry Johnson über Sid James«, sagte Cully.
»Carry on Camping im Cottesloe-Theater.«
»So heißt das bestimmt nicht«, sagte Joyce.
»Du könntest Barbara Windsor spielen, Darling.« Cully warf ihrem Liebsten eine Kusshand zu.
»Ja! Ich sehe phantastisch in Frauenkleidung aus.«
»Auch eine Art, den Kritikern aufzufallen«, bemerkte Joyce trocken. Sie wusste, dass diese Großspurigkeit aufgesetzt war. Trotzdem konnte Nico manchmal ein wenig nervig sein. »Trink noch einen Schluck Champagner, Darling.« Sie wollte nach dem Glas ihres Mannes greifen, doch er nahm stattdessen ihre Hand.
»Ich hätte lieber ein Sandwich.«
»Ein Sandwich?« Nicolas gab ihnen eine Kostprobe von seiner Lady Brackbell, hörte sich dabei allerdings eher wie Tim Brook-Taylor an als wie Edith Evans und sah besser aus als die beiden. Aber wer tat das nicht?
»Ich spuuucke auf dein Sandwich! Wir gehen aus und feiern.«
»Wohin?«
»Ins River Cafe.«
»Was!«
»Ganz ruhig, Daddy.«
»Wenn ihr meint...« Barnaby hielt abrupt inne. Wenn Cully schwanger gewesen wäre, hätten sie seinetwegen mit Sack und Pack ins River Cafe ziehen und einen Monat lang dort Frühstück, Mittag und Abendessen einnehmen können. »Ich hab von diesem Lokal gehört. Da kann man nicht einfach so hingehen ...«
»Nico hat kurzfristig was bekommen, weil jemand abgesagt hat.«
»Wir laden euch ein«, sagte Nicolas mit leicht trotziger Stimme. »Ich hab gestern meine alte Karre verkauft.«
»Wir haben beschlossen, dass es Unsinn ist, zwei Autos zu haben. Besonders in London.«
»Also, wie könnte man besser dreihundert Pfund auf den Kopf hauen?«
»Bitte, Tom«, sagte Joyce, der die Reaktion ihres Mannes nicht gefiel, »beruhige dich.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage. Außerdem bin ich auf Kohlsuppen-Diät.«
»Er hat noch nichts davon gehört«, sagte Nicolas und zwinkerte seiner Frau zu.
»Was gehört?«, fragte Barnaby.
»Dafür sind die berühmt«, sagte Cully und sah ihre Mutter aufmunternd an.
»Das stimmt, Tom«, sagte Joyce. »Hab ich erst neulich gelesen. Das River Cafe macht die beste Kohlsuppe der Welt.«
* 10
Am nächsten Morgen saß Barnaby an seinem Schreibtisch und versuchte, den Tag zu planen und sich das wenige zu notieren, was für die Einsatzbesprechung um halb neun anlag. Er hatte große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Wenn ihm gestern um diese Zeit jemand erzählt hatte, er würde am Abend fast zwei Stunden lang kaum einen Gedanken an seine laufenden Ermittlungen verschwenden, dann hätte er ihn für verrückt erklärt. Doch genau das war geschehen.
Man hatte ihnen einen Tisch am Fenster gegeben, von dem aus man auf eine gepflegte Rasenfläche sehen konnte, die von Steinplatten gesäumt war und sich bis zu einem gepflasterten Weg und einer niedrigen Mauer erstreckte, die direkt an die Themse grenzte. Das Licht der untergehenden Sonne und der Lampen am Ufer hatte im Wasser gefunkelt.
Selbst an diesem Herbstabend war das River Cafe unglaublich hell und luftig und voller gutgelaunter Gäste. Man unterhielt sich, lachte, aß und trank. Irgendwann fing eine Frau an zu singen (Vissi d'Arte), und niemand schien daran Anstoß zu nehmen.
Der Service war perfekt, das Personal freundlich, aber nicht aufdringlich, erschien, sobald man es brauchte, und blieb ansonsten im Hintergrund. Niemand schenkte einem endlos nach, als wäre man ein Kleinkind in einem hohen Kinderstuhl. Alles stimmte, und was serviert wurde, schmeckte absolut himmlisch.
Gekocht wurde hinter einer langen Edelstahltheke, wo viele schlanke Menschen in langen weißen Schürzen die Art von Essen produzierten, die viele dicke Menschen an den Abgrund der Verzweiflung treibt.
Barnaby aß köstliche Tagliatelle mit Spargel, Kräutern und Parmesan. Danach einen Steinbutt, der auf der Gabel zerging. Dazu Kopfsalat mit Rauke und zarten Kartöffelchen. Kein einziges Kohlblatt in Sicht. Jeder probierte bei jedem, und als das bemerkt wurde, tauchten wie aus dem Nichts zusätzliche Gabeln auf. Zum Nachtisch wählte Barnaby Chocolate Nemesis, womit er sich fast übernommen hatte. Sie tranken Torre del Falco aus Sizilien. Nico schenkte Cully das Buch mit den Rezepten des Hauses, mit einer großartigen Widmung versehen, und kaufte auch eins für Joyce, was Barnaby mit
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