Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
einsickerte.
      »Hat die Person, die sie überfallen hat...?«
      »Ich fürchte ja«, sagte der Chief Inspector. »Als Mrs. Lawrence >alles< sagte, haben Sie das so verstanden, dass sie wirklich alles meinte oder nur die fünftausend?«
      »Du meine Güte. Was für eine Situation. Wir werden es niemals zurückbekommen. Was wird der Vorstand sagen?«
      »Mr. Ainsley?«
      »Mm?«
      »Fünf oder sechs?«
      »Ich weiß es nicht. Oh, das ist furchtbar. Ganz furchtbar.«
     
    Ökonomisch mit der Wahrheit umzugehen, war so lange ein wesentlicher Bestandteil von Louises Leben gewesen, dass ihr das schon seit Jahren nicht mehr bewusst war. Ein großer Teil ihres Arbeitstages bestand aus Lügen. Nicht, dass sie es so bezeichnet hätte. Denn wer in der Finanzwelt tat das schließlich nicht? Makler, Analysten, Finanzberater - sie alle waren bereit, das, was sie für den wahren Stand der Dinge hielten, zu verheimlichen oder falsch darzustellen, während sie sich gleichzeitig bemühten, die Verfälschungen der anderen zu durchschauen. Deshalb hatte die jüngste kleine Unwahrheit, die sie am Telefon dem Empfang des Krankenhauses von Sto-ke Mandeville erzählt hatte, ihr keinerlei Probleme bereitet. Nun näherte sie sich dem Empfang und nannte ihren Namen.
      »Mrs. Forbes?«
      »Richtig. Ich habe vorhin angerufen.«
      »Ach ja. Ihre Schwester liegt im dritten Stock. Fahren Sie mit dem Aufzug, und ich sage oben Bescheid, dass Sie kommen.« Die Empfangsdame, eine hübsche Asiatin, fügte hinzu: »Es tut mir ja so Leid. Dass etwas so Furchtbares passieren musste.«
      »Danke.«
      Eine Krankenschwester holte Louise ab, sagte so ziemlich das Gleiche und führte sie einen langen, stillen Flur entlang.
      Ihre Schuhe quietschten auf dem gummiartigen Bodenbelag. Ganz am Ende öffnete sie eine Tür, und sie gingen hinein.
      Louise erstarrte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und fing dann wie wild an zu hämmern. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie plötzlich Angst. Ann lag reglos in einem schmalen Metallbett. Exakt in der Mitte des Bettes, wie Louise bemerkte. Auf jeder Seite ihrer schmalen Schultern war gleich viel Platz. So etwas konnte man nur machen, wenn sich jemand in einem Zustand tiefer Bewusstlosigkeit befand. Um das menschliche Bedürfnis nach Gleichgewicht und Ordnung zu befriedigen.
      Der Raum war ganz in bläuliches Licht getaucht. Maschinen summten, und das ziemlich laut. Es gab mehrere Computerbildschirme. Auf einem war jene schimmernde grüne Linie zu sehen, die sich immer wieder steil auf und ab bewegt und den Zuschauern von Krankenhausserien nur zu vertraut ist.
      Neben dem Bett stand ein einziger Stuhl, der mit seinem Tweedsitz und den röhrenförmigen Chromlehnen eher an ein Büro erinnerte. Doch Louise setzte sich nicht. Sie stand starr am Fuß des Bettes. Für sie war keinerlei Lebenszeichen zu erkennen. Louise hatte noch nie einen Toten gesehen, nahm aber an, dass sie so ähnlich aussehen mussten. Anns Haut, oder zumindest das, was davon zu sehen war, hatte nicht den geringsten Hauch von Farbe. Kein Heben und Senken der Brust war zu beobachten, das straff gezogene Krankenhauslaken bewegte sich nicht. Eine Nadel in ihrem Arm war mit einer Flasche verbunden, die an einem Ständer hing. Ein Schlauch verschwand in ihrem Mund, ein anderer hing aus ihren Nasenlöchern.
      Erschrocken wandte sich Louise der Schwester zu. »Sie atmet nicht.«
      »Das tut das Atemgerät für sie. Haben Sie mit Dr. Miller gesprochen?«
      »Nein.« Louise spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. »Hätte ich das tun sollen?«
      »Bei der Computertomographie wurde leider ein Blutgerinnsel entdeckt. Wir werden sie im Laufe des Tages operieren.«
      »Was für eine Chance hat sie ...«
      »Die allerbeste. Mrs. Lawrence ist in guten Händen.«
      Louise schaute sich besorgt im Raum um. »Sollte nicht ständig jemand bei ihr sein?«
      »Das ist auch der Fall - fast immer. Machen Sie sich keine Sorgen, sie wird ständig überwacht. Bei der geringsten Veränderung der Atmung, von Herzschlag, Puls oder Blutdruck geht sofort der Alarm los.«
      Louise hatte Blumen aus dem Garten des Pfarrhauses mitgebracht. Sie hatte nicht um Erlaubnis gefragt, sondern war einfach mit ihrer Gartenschere hineingegangen und hatte einen großen Strauß von Anns Lieblingsblumen abgeschnitten. Malven, apricot - und cremefarbenen Fingerhut und die letzten, schon leicht schlaffen, pinkfarbenen Rosen mit

Weitere Kostenlose Bücher