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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Jax angeboten, hier zu wohnen, Louise. Ob du ausziehst oder nicht, du musst es einfach akzeptieren.«
      »Wie kann ich etwas akzeptieren, das dich so unglücklich macht?«
      »Hier geht es nicht um Glücklichsein. Hier geht es darum, froh zu sein, dass man lebt.«
      Nachdem seine Schwester ins Bett gegangen war und sich in den Schlaf geweint hatte, saß Val eine Zeit lang in seinem Zimmer am Fenster und starrte auf die große Zeder in der Einfahrt des gegenüberliegenden Hauses. Louise hatte so heftig und so ausdauernd geweint, dass er schon befürchtet hatte, sie würde krank davon werden. Dennoch ging er nicht zu ihr, denn er war nicht in der Lage, die Worte zu sagen, die sie hören wollte, und wusste, dass seine Gegenwart sie nur noch mehr quälen würde.
      Seine Bemerkung, dass es darum ging, froh zu sein, dass man lebte, entsprach der Wahrheit. Ebenso wahr war, dass er nun einen großen Teil seiner Zeit in Furcht und Schmerzen verbrachte. Doch der Augenblick, in dem er sich hätte abwenden können, war längst vorbei. Es ging nicht mehr darum, Leid gegen Befriedigung aufzuwiegen und zu entscheiden, ob sich das Spiel lohnte.
      Dante hatte es richtig erkannt. Und von Aschenbach. Betrachte, begehre, liebe und verehre Jugend und Schönheit. Aber rühre sie nicht an. Doch was war mit dem »Tosen unterhalb der Hüftknochen«, wie er das sexuelle Verlangen irgendwo trefflich beschrieben gefunden hatte. Es kam Val so vor, als ob sein Verlangen nach Jax um so stärker wurde, je häufiger es befriedigt wurde. An diesem Abend, als er verlegen in dem unaufgeräumten Wohnzimmer des alten Pfarrhauses gesessen und sich nach Lawrences Frau erkundigt hatte, hatte Val das Gefühl gehabt, als brenne er lichterloh.
      Jax und Lionel saßen ihm gegenüber auf dem Sofa, das voller roter Flecken war. Jax trank Cola, und seine Zunge schnellte wie ein Fisch in das Glas und wieder heraus. Jedesmal wenn er nach seinem Glas griff, fiel das Licht einer Stehlampe auf die tätowierte Libelle und ließ sie lebendig erscheinen. Lionel saß verträumt da, lächelte ruhig und schenkte nichts und niemandem besondere Aufmerksamkeit.
      Val blieb nicht lange. Er konnte es nicht ertragen, Jax so greifbar nahe zu haben und ihn nicht berühren zu können. Die strahlenden blauen Augen des Jungen waren eine klare erotische Aufforderung. Die herausschnellende Zunge, nichts weiter als eine sexuelle Anmache, machte Val ganz wahnsinnig. Er hoffte inständig, dass Jax ihn bis zur Tür begleiten, vielleicht sogar einen Augenblick mit rauskommen und sich im Dunkeln an ihn drücken würde. Aber Jax rührte sich nicht. Winkte ihm nur ironisch zum Abschied zu und hob sein Glas.
      Val machte sich keine Illusionen darüber, wie sein Leben aussehen würde, wenn der Junge bei ihm einzog. Obwohl seine Liebe zu Jax ungeheuer stark war, war sie dennoch machtlos. Er würde immer weiter geben und geben. Bis nicht nur sein Bankkonto, sondern auch sein Herz ausgeblutet war. Jax würde körperlich, emotional und finanziell so viel nehmen, wie er wollte, und so lange es ihm passte. Dann würde er verschwinden. Er würde niemals Mozart oder Palestrina lieben lernen. Noch würde man ihn je überreden können, eine richtige Zeitung zu lesen, geschweige denn ein Buch von Austen oder Balzac. Solche pygmalionartigen Sehnsüchte hatte Val inzwischen als hoffnungslos töricht erkannt. Dennoch erschienen sie ihm nicht unwürdig, und er konnte nicht darüber lachen, wie er es gut und gerne gekonnt hätte, wenn sie jemand anders geäußert hätte.
      Diese glasklare Einsicht, die absolut nichts Tröstliches enthielt, deprimierte Val jedoch nicht übermäßig. Ihm gefiel die Vorstellung, dass er auf alles vorbereitet war, und er glaubte, wenn das Ende kam, würde er damit fertig werden, auch wenn der Gedanke ihn mit Verzweiflung erfüllte.
      Es gab niemanden, mit dem er darüber reden konnte. Val hatte einige gute Freunde, sowohl hetero als auch schwul, aber das würde sicher keiner von ihnen verstehen. Bruno vielleicht, aber der war jetzt eine Staubwolke, die über den Quantocks schwebte, wo sie so gerne zusammen spazieren gegangen waren. Und Val, der, als er die Asche verstreut hatte, geglaubt hatte, er würde gleich sterben, verbrachte nun jede wache Minute damit, sich nach jemand anderem zu sehnen.
      Er stand mit steifen Beinen auf - Louise war endlich ruhig - und massierte seine Wadenmuskeln. Am Morgen war er mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht und

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