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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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eiligen Sprint über den Rasen nicht beobachtet.
     
    Der Barraum des Red Lion war zum Bersten voll, aber man konnte die Atmosphäre nicht gerade als ausgelassen bezeichnen. Statt aufgeregten Klatsch und lärmende Spekulationen auszulösen, schienen die Ereignisse des Tages die Stimmung der Pubgäste eher gedämpft zu haben. Die Leute unterhielten sich flüsternd.
      Valentine Fainlight hatte zwar Recht gehabt, als er sagte, dass niemand Charlie Leathers sonderlich gemocht hatte. Trotzdem ging sein mutmaßlicher Tod allen irgendwie nahe. Plötzliche Todesfälle betrafen doch, wie jeder wusste, immer nur die anderen. Aber nun war es einer aus ihrer Mitte. Da sie immer noch nicht so richtig wussten, wie es passiert war, fühlten sich die Leute äußerst unbehaglich.
      Der Wirt schlug vor, dass man für die Witwe sammeln sollte, was sehr positiv aufgenommen wurde, denn die Leute mochten Hetty und hatten Mitleid mit ihr. Er stellte eine große Glasflasche auf die Theke, und am Ende des Abends war sie halb voll. Es schien sogar, wie er leicht säuerlich dachte, mehr darin zu sein als in seiner Kasse. Die Gäste verließen nüchtern und leise die Bar. Sie gingen in kleinen Gruppen rasch nach Hause. Niemand ging allein.
     
     

* 5
     
    Diesmal hielt George Bullard Wort. Als Barnaby am nächsten Morgen zu seinem Schreibtisch kam, lag der Autopsiebericht bereits vor. Auch Sergeant Troy war schon da, ganz in die Lektüre des Berichts vertieft.
      »Was ist denn los?«
      »Sir?«
      »Sie waren noch nie als Erster hier.«
      »Ich weiß. Deshalb reiten Sie doch immer auf mir rum. Da hab ich mir gedacht, ich geb mir heute mal besondere Mühe.«
      »Ich schätze Beständigkeit bei meinen Mitarbeitern, Troy. Fangen Sie bloß nicht an, mich durcheinander zu bringen!«
      »Jawohl, Chef.«
      »Okay Wie lautet das Ergebnis?«
      »Erdrosselt, aber das wussten wir bereits. Hier steht bloß was von einem >sehr dünnen Draht<. Die Spurensicherung hat bestimmt mehr Details. Ein starker Raucher. Als er gestern Nachmittag um halb fünf gefunden wurde, war er etwa sechzehn Stunden tot.«
      »Also am Dienstag gegen Mitternacht.«
      »Hatte am frühen Abend ein kräftiges Mahl zu sich genommen. Fleisch, Gemüse und Reis, letzterer vermutlich als Pudding. Dann kamen noch Bier und Chips mit Schweinefleischgeschmack ...«
      »Darf ich mal? Ich bin nämlich noch dabei, mein Frühstück zu verdauen.« Barnaby griff nach dem Bericht und blätterte eine Seite um. Er las noch eine Weile, dann legte er den Bericht zur Seite und öffnete einen großen Umschlag, der an einem silbernen Rahmen mit einem Foto seiner Frau und seiner Tochter gelehnt hatte. Daraus nahm er mehrere große Schwarzweißabzüge und breitete sie auf dem Schreibtisch aus.
      »Das hier gefällt mir überhaupt nicht, Troy.«
      Wem würde das schon, dachte Sergeant Troy, während er auf die vorstehenden, von Panik erfüllten Augen starrte, auf das, was von den angefressenen Wangen übrig geblieben war, und auf die herausgestreckte schwarze Zunge, die ebenfalls ganz schön angeknabbert war. Das erinnerte ihn an diese gruseligen Wasserspeier, die man an alten Kirchen sah. Und an Maureens Mutter.
      »Offensichtlich«, Barnaby klopfte auf den Autopsiebericht, »gab es keine weiteren Verletzungen. Und keine Hautfetzen, Haare oder Fasern unter den Nägeln.«
      »Also hat er sich nicht gewehrt.«
      »Jeder wehrt sich, wenn er die Chance dazu hat. Doch mit dem Draht um den Hals hatte dieser Mann keine Chance mehr.«
      »Donnerwetter. Da hat einer aber ganz schön gezogen.«
      »Ja. Leathers war Anfang Sechzig. Nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt und gebrechlich. Jemanden auf diese Art zu erdrosseln erfordert sehr viel Muskelkraft. Und gewisse Kenntnisse, würde ich meinen.«
      »Sie meinen, der hat so was schon mal gemacht, Chef?«
      »Soweit würde ich nicht unbedingt gehen. Aber es ist gewiss keine Methode, die man in einem ganz gewöhnlichen Handbuch findet.«
      »Vielleicht hat er an einer Melone geübt.«
      »Was?«
      »Wie der Mörder im Schakal.«
      Barnaby schloss kurz die Augen, presste zwei Finger seiner linken Hand gegen die Stirn und atmete tief durch. Dann packte er die Fotos zusammen.
      »Hängen Sie die in der Einsatzzentrale auf. Die wird gerade in 419 im Erdgeschoss eingerichtet. Erste Besprechung ist um halb drei. Bis dahin sollten wir was von der Spurensicherung

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