Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Lawrence angekommen ist.«
»Sie sind heute gut in Form, Sergeant, ohne Zweifel.«
Troy stolzierte erhobenen Hauptes zu dem Humber; die Spitzen seiner Ohren glühten vor Vergnügen.
Als die beiden Männer das Parkhaus verließen, klingelte Barnabys Handy. Es war Sergeant Brierley, die aus dem Ermittlungsraum anrief, um ihnen zu sagen, dass das Band mit dem anonymen Notruf aus der Nacht, in der Carlotta Ryan verschwand, endlich angekommen war.
Als sie zu Ende geredet hatte, fragte Barnaby, ob sie noch etwas für ihn erledigen könnte. Troy hörte einigermaßen verblüfft zu, bat allerdings um keine Erklärung. Er hatte schließlich auch seinen Stolz. Außerdem hätte er wahrscheinlich ohnehin nur »Denken Sie mal scharf nach, Sergeant« als Antwort bekommen, und wenn er dann nicht dahintergekommen wäre, hätte er sich doppelt so mies gefühlt, als hätte er gar nicht gefragt. Aber Fahrräder?
Eine halbe Stunde nachdem Barnaby und Troy das Krankenhaus verlassen hatten, hatte sich die Nachricht von dem furchtbaren Überfall auf Ann Lawrence bereits im ganzen Dorf verbreitet. Und nur wenig später waren auch die grausigen Details bekannt - dank der Briefträgerin Connie Dale, deren Tochter auf der Pflegestation Krankenschwester war.
Diesmal reagierte Ferne Basset völlig anders als auf den Mord an Charlie Leathers. Statt einer morbiden Genugtuung empfanden die Dorfbewohner echte Trauer, denn die meisten von ihnen hatten Ann gekannt, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie gekannt und gemocht wegen ihres sanften Wesens und ihrer unaufdringlichen Freundlichkeit. Zahlreiche Bemerkungen waren zu hören im Sinne von »Gott sei Dank, dass ihr Vater das nicht erleben muss« und »Ihre arme Mutter wird sich im Grabe umdrehen.« Die Leute fragten sich laut, wie um alles in der Welt der Reverend damit fertig werden würde.
Es ist nicht ganz klar, wann allgemein bekannt wurde, was genau im alten Pfarrhaus los war. Entweder als jemand dort vorbeiging und abgewiesen wurde. Oder weil besorgte telefonische Nachfragen auf seltsame und sehr unbefriedigende Weise aufgenommen worden waren. Bei ein oder zwei Leuten wurde einfach aufgelegt. Bei einem anderen meldete sich eine fremde Stimme. Nachdem versprochen worden war, Mr. Lawrence zu holen, wurde der Hörer einfach hingelegt und nicht wieder aufgenommen, obwohl der Anrufer männliche Stimmen und lautes Gelächter hören konnte. Irgendwann kam dann heraus, dass der Reverend noch nicht mal im Krankenhaus gewesen war, wo seine Frau mit dem Tode rang.
Als Hetty Leathers das erfuhr, war sie zutiefst bestürzt. Sie wollte Mrs. Lawrence unbedingt besuchen, und sei es nur damit diese wusste, dass es zumindest einen Menschen gab, der sich um sie Sorgen machte. Paulines Mann Alan war bereit, sie nach Stoke Mandeville zu fahren, doch nachdem die Stationsschwester erfahren hatte, dass Hetty keine nahe Verwandte war, sagte sie, es hätte in der augenblicklichen Situation wenig Sinn zu kommen. Also stellte Hetty einen großen Strauß aus Blumen und Herbstzweigen zusammen, wie Mrs. Lawrence sie gern hatte, und Alan fuhr beim Krankenhaus vorbei und gab den Strauß mit einer Karte von ihnen allen am Empfang ab.
An diesem Abend fütterte Evadne wie immer die Pekinesen, gab ihnen etwas zu trinken und las ihnen eine Geschichte vor (Laka, der Timberwolf). Als sie schließlich alle zur Ruhe gekommen waren, machte sie sich besorgt auf den Weg zu Hetty.
Der Abend war kühl, und der Kohlenofen glühte und verwandelte die Küche in eine behagliche kleine Höhle. Candy, die keinen Plastikkragen und keinen elastischen Verband mehr trug, aber immer noch in Gips war, kam freudig auf Evadne zugehoppelt, leckte ihr die Hand und bellte.
»Wie geht's denn unserem kleinen Wunder?«, sagte Evadne setzte sich in den Schaukelstuhl und nahm ein Glas Limonade entgegen.
»Schon viel besser« erwiderte Hetty und setzte sich ihrer Freundin gegenüber in den schäbigen Kaminsessel. »Es ist wunderbar zu sehen, wie sie allmählich ihre Angst verliert. Allerdings haben wir noch keinen richtigen Spaziergang draußen gemacht. «
»Das wird zweifellos die Bewährungsprobe sein.«
Sie saßen eine Zeitlang gemütlich schweigend beieinander. Je länger das Schweigen anhielt, desto abwegiger schien es, dass eine von beiden den Wunsch hätte zu reden. Denn es gab nur ein mögliches Thema, und wer wollte schon darüber sprechen? Andererseits konnte es auch nicht ewig
Weitere Kostenlose Bücher