Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
schwerer Überfall stattgefunden hat?«
»Fahren Sie wieder runter«, rief Inspector Willoughby so laut er konnte und gestikulierte wild mit den Armen. »Verschwinden Sie! Sofort!«
Das Paar sprang zurück in den Aufzug.
»Die Auffahrt, ja die ganze Etage hätte abgesperrt werden müssen. Und die Treppe; über die ist er schließlich entkommen. Was zum Teufel treiben Sie hier eigentlich, Mann?«
»Es wird alles erledigt, Sir.«
»Aber nicht schnell genug.«
»Der Wagen, den sie fuhr, ist übrigens ein Humber Hawk«, sagte Sergeant Troy. »Sehr alt.«
Willoughby starrte ihn wütend an. Er mochte es nicht, wenn sich jemand anderer in seine Arbeit einmischte, nicht einmal, wenn er denselben Rang bekleidete wie er. Und was diesen kleinen Emporkömmling in Zivil betraf ...
»Er steht da drüben«, sagte Troy mit einem Nicken und setzte seiner Unverschämtheit damit noch die Krone auf.
»Ich hab Augen im Kopf, Sergeant. Danke.«
»Ich möchte, dass Sie den Platz, wo er steht, absperren und den Wagen von der Spurensicherung untersuchen lassen«, sagte Barnaby »Zentimeter für Zentimeter.«
»Was?«
Er mag zwar Augen haben, dachte Sergeant Troy, aber mit seinen Ohren scheint's nicht allzuweit her zu sein.
»Ich pflege mich nicht zu wiederholen, Willoughby. Sehen Sie zu, dass es gemacht wird.«
»Sir.«
»Wo hat man sie gefunden?«
»Da drüben.« Willoughby führte sie zu einem roten Megane.
»Sie lag vor dem Auto. Ich würde sagen, zwei Schritte von der Motorhaube entfernt.«
Barnaby sah sich das Auto genauer an. Am Rand der Haube war eine leichte, aber unverkennbare Delle. Er sah lebhaft vor sich, wie der Kopf von Ann Lawrence mit ungeheurer Wucht dagegen gestoßen wurde, und ihm wurde erneut übel. Dann ermahnte er sich, seine Phantasie nicht mit sich durchgehen zu lassen. Ann Lawrence hätte mit allem möglichen auf den Kopf geschlagen worden sein können. Aber warum hätte der Täter sie dann zum Auto schleifen sollen? Außerdem war die Verletzung ziemlich weit oben. Zum Teil auf der Stirn, aber auch noch vorne auf dem Schädel. Und wie oft kommt es vor, dass ein Täter direkt auf sein Opfer zugeht, ihm ins Gesicht sieht und zuschlägt? Die schleichen sich auf leisen Sohlen an, tauchen plötzlich hinter dem Opfer auf und schlagen zu. Barnaby schaute sich um.
»Bis hierher ist sie gekommen.« Er stand ein Stück weiter weg in dem breiten Gang zwischen den Autos. »Vermutlich wollte sie zum Aufzug. Er ist ihr gefolgt, über sie hergefallen und hat sie zu dem Renault geschleift. Sie können die Absatzabdrücke in dieser öligen Reifenspur erkennen. Und auch in der Nähe des Wagens.«
»Das hatte ich bereits notiert, Sir.«
»Wie schön für Sie, Willoughby«, sagte der Chief Inspector; seine Worte trieften vor Ungläubigkeit. »Also müssen wir uns an den Megane halten. Lassen Sie ihn gründlich untersuchen.«
»Na klar.«
Es entstand ein köstliches Schweigen, das Barnaby genüsslich ausdehnte. Es war offenkundig, dass Willoughby nicht genau wusste, weshalb das rote Auto untersucht werden musste. Aus Angst, für blöde gehalten zu werden, wagte er nicht danach zu fragen. Doch wenn er nicht fragte, würde er keine Antwort wissen, wenn die Spurensicherung ihn fragte, ob sie auf etwas Bestimmtes achten sollten. Augenblicke wie dieser, seufzte der Chief Inspector zufrieden in sich hinein, entschädigten einen für manches in diesem häufig doch recht eintönigen Job.
»Sehen Sie mal hier«, sagte Sergeant Troy.
»Was?« Inspector Willoughby schoss auf den Wagen zu und stieß Troy zur Seite.
»Wie bekommt man an so einer Stelle eine Delle?« Nachdem Troy mit dem Kopf auf die Motorhaube gewiesen hatte, sprach er nach hinten zum DCI. »Doch wohl nicht von einem Zusammenstoß.«
»Ganz genau.« Barnaby lächelte. »Gut beobachtet, Sergeant.«
Willoughby starrte voller Neid und Zorn mit brennenden Augen auf das Auto. Wenn der so weitermacht, dachte Barnaby, bringt er noch den Lack zum Schmelzen.
»Sorgen sie dafür, dass alles, was sie anhatte, der Spurensicherung übergeben wird.«
»Selbstverständlich, Chief Inspector.«
»Und ich will eine Tonbandaufnahme von dem Gespräch mit dem Mann, der sie gefunden hat. Okay«, er wandte sich ab, »das ist dann wohl alles. Vorläufig.«
»Ich seh mal nach dem Parkschein von dem Humber, Sir. Dann wissen wir genau, wann Mrs.
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