Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
psychische Probleme. Möglicherweise hat er die Angst einfach nicht mehr ausgehalten.«
»Tu uns beiden einen Gefallen, Gill, bleib an den Ermittlungen dran. Stell fest, was die Nachbarn sagen: Hatte er heute Morgen Besuch? Von jemand Ungewöhnlichem oder Verdächtigem? Versuch, die Liste seiner Anrufe zu bekommen. Das wird garantiert als Unfall verbucht, was bedeutet, dass keiner sich deswegen ein Bein ausreißen wird. Mach Dampf , sag bitte-bitte, wenn's sein muss. Ging er normalerweise immer morgens spazieren?«
Sie nickte die ganze Zeit. »Noch was?«
»Ja... wer hat seine Hausschlüssel?«
Gill erledigte die Anrufe. Dann tranken sie Kaffee, bis ein Detective Constable mit den Schlüsseln eintraf, frisch aus dem Leichenschauhaus. Gill hatte sich nach dem Spaven-Fall erkundigt und von Rebus nur ausweichende Antworten erhalten. Dann hatten sie über Johnny Bible geredet, über Allan Mitchison... über rein Berufliches eben, und dabei einen großen Bogen um jedes persönliche Thema gemacht. Einmal aber hatten sie sich in die Augen gesehen, gelächelt und gewusst, dass die Fragen da waren, ob sie sie nun stellten oder nicht.
»Also«, sagte Rebus, »was unternimmst du jetzt?«
»In Sachen McLures Tipp?«, seufzte sie. »Damit lässt sich nichts anfangen, es war alles so unbestimmt - keine Namen oder Einzelheiten, kein Datum für die Übergabe... das war's.«
»Tja, kann sein.« Rebus hob die Schlüssel hoch, schüttelte sie. »Hängt davon ab, ob du mit schnüffeln kommen willst oder nicht.«
Die Bürgersteige in Ratho waren schmal. Um den nötigen Abstand zu wahren, ging Rebus auf der Fahrbahn. Sie sprachen kein Wort. Das war ihr zweiter gemeinsamer Abend; Rebus wäre problemlos mit allem fertig geworden, nur nicht mit körperlicher Nähe.
»Das ist sein Auto.«
Gill ging einmal um den Volvo herum und spähte durch die Fenster. Am Armaturenbrett blinkte ein rotes Lämpchen: die Alarmanlage. »Ledersitze. Sieht wie frisch aus dem Schaufenster aus.«
»Aber das typische Feardie-Fergie-Auto: brav und sicher.«
»Ich weiß nicht«, sagte Gill nachdenklich. »Das ist die Turbo-Ausführung.«
Das war Rebus nicht aufgefallen. Er dachte an seinen betagten Saab. »Was aus dem wohl wird...«
»Ist das sein Haus?«
Sie brauchten einen Steck- und einen Sicherheitsschlüssel, um die Tür zu öffnen. Rebus schaltete das Flurlicht an.
»Weißt du, ob schon jemand von uns hier drin gewesen ist?«, fragte Rebus.
»Soweit ich weiß, sind wir die Ersten. Warum?«
»Ich spiel nur ein paar Szenarios durch. Sagen wir mal, jemand stattet ihm einen Besuch ab und macht ihm ordentlich Angst. Sagen wir, er fordert ihn auf, mit ihm einen Spaziergang zu machen...«
»Ja?«
»Na ja, er hatte immer noch die Geistesgegenwart, die Tür doppelt abzuschließen. Also war die Angst entweder nicht so groß...«
»... oder der Besucher hat die Tür doppelt abgeschlossen, weil er annahm, dass McLure das normalerweise auch tat.«
Rebus nickte. »Noch eins. Die Alarmanlage.« Er zeigte auf einen Schaltkasten an der Wand, an dem ein grünes Lämpchen leuchtete. »Sie ist nicht eingeschaltet. Wenn er aufgeregt war, könnte er es vergessen haben. Wenn er annahm, dass er sowieso nicht mehr lebend zurückkommen würde, hätte er sich das gespart.«
»Vielleicht hätte er sich das wegen eines kurzen Spaziergangs aber auch gespart.«
Rebus ließ den Einwand gelten. »Letztes Szenario: Wer immer die Tür doppelt abschließt, vergisst die Alarmanlage oder weiß schlicht und einfach nicht, dass es sie gibt. Sieh mal, Tür doppelt abgeschlossen, aber Alarmanlage ausgeschaltet - das passt nicht zusammen. Und bei jemandem wie Fergie, einem Volvofahrer - also ich würde tippen, dass da immer alles zusammenpasste.«
»Schön, dann sehen wir mal nach, ob er was besaß, was sich zu klauen gelohnt hätte.«
Sie gingen ins Wohnzimmer. Es war voll gestopft mit Möbeln und Nippsachen, wovon einige modern, andere hingegen so wirkten, als wären sie von Generation zu Generation vererbt worden. Aber obwohl überfüllt, war das Zimmer ordentlich und blitzsauber, und die Teppiche sahen keineswegs nach abgebranntem Lager aus, sondern äußerst teuer.
»Angenommen, jemand hat ihm einen Besuch abgestattet«, sagte Gill. »Vielleicht sollten wir nach Fingerabdrücken suchen.«
»Aber natürlich. Setz die Spurensicherung als Erstes darauf an.«
»Ja, Sir.«
Rebus lächelte. »Verzeihung, Ma'am.«
Während sie sich im Zimmer umschauten, behielten sie die
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