Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
hat die Ökologie je für uns getan?«
»Sie kennen ihn also.«
»Wen?«
»Jake Harley?«
»Hab ich doch grad gesagt, oder?«
»Er macht gerade Wanderurlaub.«
»Auf Shetland?« Rebus nickte. »Ja, passt irgendwie zu ihm. Der hat's ständig mit Altertümern und Orni... Dings, Vögel beobachten. Also mit Vögeln hab ich's ja auch, aber das hat weniger mit Kucken zu tun als mit Ficken.« Rebus dachte: Ich hab mich ja schon immer für einen miesen Typen gehalten, aber gegen den bin ich ein
Waisenknabe .
»Er ist also zum Vögelgucken unterwegs. Irgendeine Ahnung, wo man dazu hingeht?«
»Die üblichen Stellen. Es gibt 'n paar Vogelbeobachter auf dem Terminal. Ist so 'ne Art Umweltverschmutzungskontrolle: Wir wissen, solang die Vögel nicht plötzlich anfangen, den Löffel abzugeben, ist bei uns alles in Ordnung. Wie damals bei der Negrita.« Fast biss er das Ende des Wortes ab, schluckte krampfhaft. »Das Problem ist der Wind, und die Strömungen sind genauso übel. Dadurch wird alles verstreut, wie bei der Braer . Jemand hat mir mal gesagt, dass auf Shetland alle Viertelstunde ein vollständiger Luftaustausch stattfindet. Ideale Bedingungen für eine gleichmäßige Streuung. Und Kacke, das sind doch bloß Vögel. Mal im Ernst, wozu sind die schon gut?«
Er lehnte den Kopf an das Fenster.
»Wenn wir da sind, besorg ich Ihnen 'ne Karte und markier ein paar Stellen, wo er sein könnte...« Sekunden später waren seine Augen geschlossen. Rebus stand auf und ging zum Ende der Kabine, wo sich die Toiletten befanden. Als er an Major Weir vorbeikam, der in der allerletzten Reihe saß, sah er, dass dieser die Financial Times las. Die Toilette war kaum größer als ein Kindersarg. Wenn Rebus nur ein wenig breiter gewesen wäre, hätte man ihn da wieder raushungern müssen. Er spülte, dachte an seinen Urin, der jetzt in die Nordsee pladderte - in Sachen Umweltverschmutzung lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein -, und zog die Falttür auf. Er ließ sich in den Sitz neben dem Major, auf der anderen Seite des Ganges, gleiten. Vorhin hatte die Stewardess da gesessen, aber jetzt konnte er sie vorn im Cockpit stehen sehen.
»Meinen Sie, ich kann einen Blick auf die Rennergebnisse werfen?«
Major Weir hob den Blick, vollführte mit dem Kopf einen Schwenk und nahm diese merkwürdige neue Lebensform zur Kenntnis. Die ganze Prozedur nahm kaum mehr als eine halbe Minute in Anspruch. Er sagte nichts.
»Wir sind uns gestern schon begegnet«, sagte Rebus zu ihm. »Ich bin Detective Inspector Rebus. Ich weiß, dass Sie nicht viel reden...«, er klopfte sich aufs Jackett, »...ich hab einen Notizblock in der Tasche, falls Sie einen brauchen sollten.«
»Und betätigen Sie sich in Ihrer Freizeit als Komiker, Inspector?« Seine Stimme war gepflegt träge; »kultiviert«
traf es vielleicht am ehesten. Sie klang aber auch trocken, ein bisschen eingerostet.
»Darf ich Sie was fragen, Major? Warum haben Sie Ihr Ölfeld nach einem Hafermehlkuchen benannt?«
Weirs Gesicht rötete sich vor Wut. »Das steht für Ban nockburnl«
Rebus nickte. »Haben wir die gewonnen?«"
»Kennen Sie Ihre eigene Geschichte nicht, Jungchen?« Rebus zuckte die Achseln. »Ehrlich, manchmal könnte ich verzweifeln. Sie sind doch Schotte!«
»Und?«
»Und deswegen ist Ihre Vergangenheit wichtig! Sie müssen sie kennen, um aus ihr lernen zu können.«
»Was denn lernen,' Sir?«
Weir seufzte. »Um mit dem Dichter, einem schottischen Dichter, zu sprechen - er redete über Wörter: Wir Schotten sind >Geschöpfe, die nur Grausamkeit zähmt‹.«
»Ich glaube, ich habe irgendwie Konzentrationsschwierigkeiten.« Weir runzelte die Stirn: »Trinken Sie?«
»>Antialkoholiker ist mein Familienname.« Grunzend verlieh der Major seiner Zufriedenheit Ausdruck. »Das Problem ist«, fuhr Rebus fort, »dass ich mit Vornamen >Alles-andere-als-ein‹ heiße.«
Er kapierte es zu guter Letzt und rang sich ein verkniffenes Lächeln ab - das Erste, das Rebus bei ihm sah.
»Die Sache ist die, Sir, ich bin hier oben, um -«
»Ich weiß, warum Sie hier oben sind, Inspector. Als ich Ihnen gestern begegnete, habe ich Hayden Fletcher beauftragt herauszufinden, wer Sie sind.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Weil Sie mich im Fahrstuhl angestarrt haben. Ich bin solches Verhalten nicht gewöhnt. Es bedeutete, dass Sie nicht für mich arbeiten, und da Sie in Begleitung meines Personalchefs waren...«
»... dachten Sie, ich suchte einen Job?«
»Ich wollte sicherstellen,
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