Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
sich. Rebus begann wieder zu atmen, stellte fest, dass Handflächen und Stirn schweißnass waren. Er justierte die Lüftungsdüse über seinem Sitz.
»Besser?«, fragte der Mann.
»Besser«, räumte Rebus ein. Das Fahrwerk wurde eingezogen, die Klappen schlössen sich. Das Schaffell erklärte, was die verschiedenen Geräusche bedeuteten. Rebus bedankte sich durch Nickzeichen. Er hörte die Stewardess hinter seinem Rücken reden.
»Es tut mir Leid, Major, wenn wir gewusst hätten, dass Sie kommen, hätten wir für Kaffee gesorgt.«
Sie erntete dafür lediglich einen Grunzer. Die Anzugtypen starrten auf ihre Arbeitsunterlagen, konnten sich aber nicht konzentrieren. Die Maschine geriet in Turbulenzen, und Rebus' Hände krampften sich erneut um die Armlehnen.
»Angst vorm Fliegen«, stellte Schaffell mit einem Zwinkern fest.
Rebus wusste, dass er an was anderes als den Flug denken musste. »Arbeiten Sie in Sullom Voe?«
»Ich schmeiß den Laden praktisch.« Er nickte in Richtung der Anzugtypen. »Ich arbeit nicht für die Bande da. Ich flieg hier nur mit. Ich arbeite für das Konsortium.«
»Die Sechs Schwestern?«
»Und die anderen. Dreißig und ein paar Zerquetschte bei der letzten Zählung.«
»Wissen Sie, von Sullom Voe hab ich keinen blassen Schimmer.« Schaffell warf ihm einen Seitenblick zu. »Sind Sie Reporter?«
»Ich bin Detective, vom CID.«
»Solang Sie kein Reporter sind... Ich bin die Ablösung des Wartungsmanagers. Wir kriegen ständig Druck von der Presse wegen geplatzter Rohre und ablaufendem Öl. Ich werd Ihnen was sagen: Die einzigen undichten Stellen in meinem Terminal sind die paar Arschlöcher, die mit der Presse plaudern!« Er starrte wieder aus dem Fenster und schwieg. Doch nach einer Minute wandte er sich wieder zu Rebus.
»Zwei Pipelines enden im Terminal - Brent und Ninian -, außerdem löschen wir Tanker. Vier Kais praktisch rund um die Uhr in Betrieb. Ich war von Anfang an da, seit 1973. Das ist bloß vier Jahre, nachdem das erste Suchschiff in Lerwick eintuckerte. Herrgott, ich hätt sonst was dafür gegeben, die Visagen der Fischer zu sehen. Scheiße, die dachten wahrscheinlich, das sei der Anfang vom Ende. Aber das Öl kam, und das Öl blieb, und wir mussten uns mit den Inseln rumschlagen. Und die haben dem Konsortium jeden Penny aus dem Kreuz geleiert, den die kriegen konnten. Jeden gottverdammten Penny.«
Während Schaffell redete, begann sich sein Mund zu entspannen. Rebus fragte sich, ob er vielleicht noch immer betrunken war. Er sprach leise, meist mit dem Gesicht zum Fenster.
»Sie hätten das Ganze in den Siebzigern sehen müssen, Mann. Das war wie im Klondike -Wohnwagencamps, Barackensiedlungen, Straßen aus gequirltem Schlamm. Wir hatten dauernd Stromausfälle, nicht genügend Trinkwasser, und die Einheimischen hassten uns wie die Pest. Es gab für uns alle nur eine einzige Kneipe. Das Konsortium ließ Vorräte per Heli einfliegen, als ob wir im Krieg wären. Kacke, vielleicht waren wir das auch.« Er wandte sich zu Rebus.
»Und das Wetter... der Wind zieht einem die Haut vom Gesicht.«
»Dann hätte ich also gar keinen Rasierer mitzunehmen brauchen?«
Der Hüne im Schafspelz schnaubte. »Was führt Sie nach Sullom Voe?«
»Ein verdächtiger Todesfall.«
»Auf Shetland?«
»In Edinburgh.«
»Wie verdächtig?«
»Vielleicht nicht sehr, aber wir müssen das überprüfen.«
»Kenn ich. Ist wie im Terminal. Da ziehen wir jeden Tag Hunderte von Sicherheitschecks durch, ob die nun nötig sind oder nicht. Im Flüssiggaskühlbereich, da hatten wir mal den Verdacht auf eine Störung, und ich betone: den Verdacht . Ich kann Ihnen sagen, wir hatten da mehr Männer in Bereitschaft, als weiß der Geier was. Ist ja von da nicht weit zu den Rohöltanks.«
Rebus nickte, etwas ratlos, worauf der Mann wohl hinauswollte. Er schien wieder abzuschweifen. Zeit, die Angel einzuholen.
»Der Tote hatte eine Zeit lang in Sullom Voe gearbeitet. Allan Mitchison.«
»Mitchison?«
»Er könnte zum Wartungspersonal gehört haben. Ich glaube, darauf war er spezialisiert.« Schaffell schüttelte den Kopf. »Der Name sagt mir nix... nein.«
»Wie ist es mit Jake Harley? Er arbeitet auch in Sullom Voe.«
»Ach ja, mit dem hab ich schon zu tun gehabt. Ich halt nicht viel von ihm, aber ich kenn ihn vom Sehen.«
»Warum halten Sie nicht viel von ihm?«
»Das ist so einer von diesen grünen Scheißern. Sie wissen schon, Ökofreaks.« Er kotzte das Wort förmlich aus.
»Was zum Teufel
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