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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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für den Rückruf«, sagte er.
    »Ich nehme an, Sie wollen mich um eine Gefälligkeit bitten?«
    »Ganz im Gegenteil.«
    »In dem Fall geht das Mittagessen auf mich. Ich bin im Engine Shed.«
    »Wie praktisch.« Rebus lächelte. Das Engine Shed lag direkt hinter St. Leonard's. »Ich bin in fünf Minuten da.«
    »Sagen wir lieber zwei, sonst sind die Fleischklöpse alle.«
    Was als Witz gemeint war, da die Fleischklöpse keinerlei Fleisch enthielten. Es waren pikante Klöße aus gehackten Pilzen und Kichererbsenmehl in Tomatensauce. Obwohl das Engine Shed nur eine Gehminute von seinem Büro entfernt lag, hatte Rebus da noch nie gegessen. Es strahlte einfach zu viel Gesundheit und Nährwert aus. Das Getränk des Tages war Bioapfelsaft, und Rauchen war streng verboten. Er wusste, dass das Lokal irgendeiner gemeinnützigen Organisation gehörte und das Personal aus Leuten bestand, die noch dringender Arbeit brauchten als die meisten. Typisch Mairie, sich mit ihm gerade dort zu verabreden. Sie saß an einem Fenster, und Rebus nahm mit seinem Tablett neben ihr Platz.
    »Sie sehen gut aus«, sagte er.
    »Das liegt an dem ganzen Salat.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf ihren Teller.
    »Ihr neues Leben sagt Ihnen weiterhin zu?«
    Er meinte ihren Entschluss, bei der Edinburgher Tageszeitung zu kündigen und ihr Glück als Freie zu versuchen. Sie hatten sich zu verschiedenen Gelegenheiten gegenseitig geholfen, aber Rebus war sich durchaus bewusst, dass er ihr mehr schuldete als sie ihm. Ihr Gesicht war aus sauberen, klaren Linien gefügt, ihre dunklen Augen sahen hellwach in die Welt. Sie hatte eine neue Frisur: frühe Cilla Black. Neben ihrem Teller lagen Notizblock und Handy.
    »Gelegentlich übernehmen die Londoner Blätter einen Artikel von mir. Dann muss meine alte Zeitung am nächsten Tag ihre eigene Version der Sache bringen.«
    »Das nervt die wohl ziemlich.«
    Sie strahlte. »Ist doch nicht schlecht, wenn sie merken, was ihnen an mir entgangen ist.«
    »Tja«, sagte Rebus, »durch die Lappen ist denen auch eine Story gegangen, die sich direkt vor ihrer Nase abgespielt hat.« Er steckte sich eine weitere Gabel voll Essen in den Mund und musste zugeben, dass es wirklich nicht übel war. Als er sich umsah, fiel ihm auf, dass sich ausschließlich weibliche Gäste im Restaurant befanden. Manche von ihnen fütterten ihre Sprösslinge in Kinderhochstühlen, manche plauderten leise miteinander. Das Restaurant war nicht groß, und Rebus sprach mit gedämpfter Stimme.
    »Was ist es für eine Story?«
    Rebus' Stimme wurde noch leiser. »Ein Pädophiler, der in Greenfield wohnt.«
    »Ein verurteilter?«
    Rebus nickte. »Hat seine Strafe abgesessen, jetzt haben die ihn in eine Wohnung gesteckt, von der aus er einen Eins-a-Ausblick auf einen Kinderspielplatz hat.«
    »Was hat er angestellt?«
    »Bislang nichts, nichts, was ich ihm nachweisen könnte. Die Sache ist bloß, die Nachbarn haben keine Ahnung, was da Tür an Tür mit ihnen wohnt.«
    Sie starrte ihn die ganze Zeit an.
    »Was gibt's?«, fragte er.
    »Nichts.« Sie stopfte sich eine weitere Gabel voll Salat in den Mund, kaute langsam. »Und wo ist nun die Story?«
    »Kommen Sie schon, Mairie...«
    »Ich weiß, warum ich die Sache machen soll.« Sie richtete die Gabel auf ihn. »Ich weiß, warum Sie das wollen.«
    »Und?«
    »Und was hat er getan?«
    »Herrgott, Mairie, haben Sie eine Ahnung, wie die Rückfallquote bei solchen Leuten ist? Da gibts nichts, was man dadurch kurieren könnte, dass man sie für ein paar Jahre in den Knast steckt.«
    »Wir müssen das Risiko eingehen.«
    »Wir? Er ist nicht auf uns aus.«
    »Wir alle, wir müssen ihm alle eine Chance geben.«
    »Hören Sie, Mairie, das ist eine gute Story.«
    »Nein, das ist Ihre Methode, ihn dranzukriegen. Kommt das alles von Shiellion?«
    »Mit Shiellion hat das einen Scheißdreck zu tun!«
    »Wie ich gehört habe, sollen Sie in der Sache aussagen.« Sie starrte ihn wieder an, aber er zuckte lediglich mit den Achseln. »Nur«, fuhr sie fort, »werden die Messer bereits gewetzt. Wenn ich einen Artikel über einen Pädophilen schreibe, der ausgerechnet in Greenfield wohnt... das wäre Anstiftung zum Mord.«
    »Ach kommen Sie schon, Mairie...«
    »Wissen Sie, was ich glaube, John?« Sie legte Messer und Gabel hin.
    »Ich glaube, bei Ihnen drin ist irgendwas schief gelaufen.«
    »Mairie, ich will doch lediglich...«
    Aber sie war schon aufgestanden, zog ihren Mantel von der Stuhllehne, nahm Handy, Notizblock

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