Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
darüber, mit Pubs auf beiden Seiten und einem Hi-Fi-Geschäft gegenüber. Im Schaufenster des Ladens standen ein Röhrenverstärker und ein überformatiger Plattenspieler mit einem entsprechend überformatigen Preisschild. Eines der Pubs hieß »The Headless Coachman«, »Der kopflose Kutscher«, eine Gestalt aus einer bekannten Edinburgher Gespenstergeschichte. Den schaurigen Namen führte er erst seit ein paar Jahren, zweifellos den Touristen zuliebe.
    Rebus klingelte bei Gaitano's, und eine Frau machte ihm auf. Es war die Putzfrau, und Rebus beneidete sie nicht um ihren Job. Die Gläser waren zwar von den Tischen entfernt worden, aber die Räumlichkeiten sahen weiterhin katastrophal aus. Auf dem Teppich, der die Tanzfläche umgab, stand ein Industriestaubsauger. Der Fußboden war mit Zigarettenstummeln, Fetzen von Zellophantüten und vereinzelten leeren Flaschen übersät. Mit dem Foyer war die Frau fertig, aber mit dem Tanzraum war sie erst zur Hälfte durch. An sämtlichen Wänden hingen Spiegel, und bei richtiger Beleuchtung hätte das Lokal wahrscheinlich um ein Vielfaches größer gewirkt, als es tatsächlich war. Im nackten weißen Licht und ohne Musik, ohne Gäste, sah es einfach nur trostlos aus. In der Luft hing ein Mief von abgestandenem Schweiß und Bier. Rebus sah in einer Ecke eine Überwachungskamera und winkte ihr zu.
    »Inspector Rebus.«
    Der Mann, der ihm entgegenkam, war um die einssechzig groß und so dünn wie ein Sektquirl. Rebus schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er trug einen taubenblauen Anzug und ein weißes Hemd, dessen offener Kragen einen prächtigen Ausblick auf seine Sonnenbräune und Goldketten gewährte. Sein Haar war silbergrau und nicht mehr ganz dicht, aber ebenso gut geschnitten wie der Anzug. Sie gaben sich die Hand.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Er führte Rebus zur Bar. Rebus betrachtete die Reihe von Flaschen hinter dem Tresen.
    »Nein, danke, Sir.«
    Charmer Mackenzie ging hinter den Tresen und schenkte sich eine Cola ein.
    »Sicher?«, fragte er.
    »Das Gleiche wie Sie«, sagte Rebus. Er musterte einen der Barhocker, um sich zu vergewissern, dass keine Zigarettenasche darauf lag, und stemmte sich dann hinauf. Sie sahen sich über den Tresen hinweg an.
    »Nicht Ihr gewohnter Stoff?«, tippte Mackenzie. »In meinem Metier hat man einen Riecher für so was.« Und legte sich zur Veranschaulichung einen Finger an die Nase. »Der Junge ist also nicht wieder aufgetaucht?«
    »Nein, Sir.«
    »Manchmal kriegen die so Einfälle...«Er zuckte die Achseln. Kein Verständnis für die Schrullen der jüngeren Generation.
    »Ich habe ein Foto.« Rebus zog es aus seiner Tasche und reichte es ihm. »Der Vermisste ist in der zweiten Reihe.«
    Mackenzie nickte, nicht sonderlich interessiert.
    »Sehen Sie die Frau direkt hinter ihm?«
    »Ist das seine Puppe?«
    »Kennen Sie sie?«
    Mackenzie schnaubte. »Schön wär's.«
    »Sie haben sie noch nie gesehen?«
    »Das Bild ist nicht das beste, aber ich glaube nicht.«
    »Um wie viel Uhr kommt das Personal?«
    »Erst heute Abend.«
    Rebus nahm das Foto wieder an sich, steckte es ein.
    »Besteht wohl die Möglichkeit, dass ich mein Video zurückbekomme?«, fragte Mackenzie.
    »Warum?«
    »Die Dinger sind nicht billig. Derlei Nebenkosten können ein Unternehmen wie dieses in die Pleite treiben, Inspector.« Rebus fragte sich, womit er sich den Spitznamen »Charmer«
    verdient haben mochte. Er hatte so viel Charme wie ein Blatt Sandpapier. »Und das wollen wir doch alle nicht, stimmt's, Mr. Mackenzie?«, sagte er und stand auf.
    Wieder im Büro, spielte er das Band ein weiteres Mal ab und sah sich die Blondine genau an: wie sie den Kopf schräg hielt, die kräftige Kinnpartie, den leicht geöffneten Mund. Konnte es sein, dass sie gerade etwas zu Dämon sagte? Eine Minute später war er weg. Hatte sie gesagt, dass sie sich irgendwo mit ihm treffen würde? Nachdem er gegangen war, war sie noch an der Bar geblieben und hatte sich einen Drink bestellt. Ziemlich genau um Mitternacht, eine Viertelstunde, nachdem Dämon verschwunden war, hatte sie das Lokal verlassen. Die letzte Einstellung stammte von einer Kamera, die an der Außenwand des Klubs montiert war. Man sah die Blondine an der Tür nach links abbiegen und die Rose Street entlanggehen, verfolgt von den Blicken einiger Betrunkener, die ins Gaitano's reinzukommen versuchten.
    Jemand streckte den Kopf durch die Tür und sagte ihm, da wäre ein Anruf für ihn. Es war Mairie Henderson.
    »Danke

Weitere Kostenlose Bücher