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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und Handtasche an sich.
    »Mir ist irgendwie der Appetit vergangen«, sagte sie.
    »Es gab mal eine Zeit, da hätten Sie eine solche Story bis zum Knochen abgenagt.«
    Sie sah ihn einen Augenblick lang nachdenklich an.
    »Vielleicht haben Sie Recht«, erwiderte sie. »Ich hoffe inständig, dass dem nicht so ist, aber vielleicht haben Sie Recht.«
    Sie klackte auf lauten Absätzen durch das dielenbelegte Lokal zum Ausgang. Rebus sah hinunter auf seinen Teller, sein unberührtes Glas Saft. Es gab einen Pub keine drei Minuten von da. Er schob den Teller zurück. Er sagte sich, dass Mairie sich irrte; es hatte rein gar nichts mit Shiellion zu tun. Es ging um Jim Margolies, um die Tatsache, dass Darren Rough früher mal eine Beschwerde gegen ihn eingereicht hatte. Jetzt war Jim tot, und Rebus wollte etwas wieder gutmachen. Konnte er Jims Geist zur Ruhe bringen, indem er Jims Quälgeist seinerseits quälte? Er griff in die Tasche, fand das Fetzchen Papier; die Telefonnummer darauf war noch einwandfrei zu entziffern.
    Ich glaube, bei Ihnen drin ist irgendwas schief gelaufen .
    Wie hätte er ihr da widersprechen können?
8
    Vier Jahre zuvor hatte Jim Margolies ein Gastspiel in St. Leonard's gegeben, wo zeitweilig Personalknappheit herrschte. Drei CIDBeamte lagen mit Grippe im Bett und ein weiterer war wegen einer kleineren Operation im Krankenhaus. Margolies, eigentlich in Leith stationiert, kam mit den glänzendsten Empfehlungen, was seine neuen Kollegen argwöhnisch gemacht hatte. Gelegentlich dienten Empfehlungen lediglich dazu, Luschen bei anderen Wachen abzuladen. Aber Margolies hatte mit einer Ermittlung gegen einen Pädophilen, die er effektiv und taktvoll erledigt hatte, schnell sein Können bewiesen. Zwei Jungen waren - ausgerechnet während eines Kinderfestes - auf den Meadows belästigt worden. Darren Rough war bereits polizeibekannt.
    Mit zwölf hatte er den damals sechsjährigen Sohn eines Nachbarn belästigt. Er war in Therapie gekommen und hatte eine gewisse Zeit in einem Heim verbracht. Mit fünfzehn war er dabei erwischt worden, wie er durch die Fenster von Studentenwohnungen in Pollock Halls linste. Weitere Therapiesitzungen, neuer Eintrag in der Polizeiakte.
    Die Täterbeschreibung der zwei Schuljungen hatte die Polizei zu dem Haus geführt, in dem Rough zusammen mit seinem Vater wohnte. Um neun Uhr morgens saß der Vater betrunken am Küchentisch. Die Mutter war im vergangenen Sommer gestorben, und seitdem schien das Haus nicht mehr geputzt worden zu sein. Überall lag dreckige Kleidung und schimmelverkrustetes Geschirr herum. Es sah so aus, als würde da niemals etwas weggeworfen werden. Neben der Küchentür standen aufgeplatzte, vor sich hinstinkende Mülltüten; in einer Ecke der Diele stapelte sich Post, die die Feuchtigkeit in eine einzige matschige Masse verwandelt hatte. In Darren Roughs Schlafzimmer fand Jim Margolies Versandhauskataloge, wo auf den Kinderbekleidungsseiten den Modellen pornographische Details hinzugefügt worden waren. Unter dem Bett lagen Stapel von Teenie-Magazinen, zum Teil illustrierte Geschichten über halbwüchsige Jungen und Mädchen. Und -vom polizeilichen Standpunkt aus betrachtet - das Beste: Unter der Ecke eines vermodernden Teppichs lag Darrens »Traumheft« mit ausführlichen Schilderungen seiner sexuellen Neigungen und Wunschvorstellungen und der datierten und unterzeichneten Beschreibung seiner Heldentat auf den Meadows.
    Wofür der Staatsanwalt natürlich gebührend dankbar gewesen war. Der mittlerweile zwanzigjährige Darren Rough wurde für schuldig befunden und ins Gefängnis gesteckt. In St. Leonard's machte man einen Kasten Bier auf, und Jim Margolies saß am Kopfende des Tisches.
    Auch Rebus feierte mit. Er war Teil des Teams gewesen, das Rough vernommen hatte. Er hatte genügend Zeit mit dem Festgenommenen verbracht, um zu wissen, dass es das einzig Richtige war, ihn wegzusperren.
    »Nicht dass es bei den Dreckskerlen irgendwas bringen würde«, hatte DI Alistair Flower gesagt. »Kaum sind sie draußen, machen die in demselben Takt weiter.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Therapie besser als Haftstrafe wäre?«, hatte Margolies gefragt.
    »Ich will damit sagen, dass wir den verdammten Schlüssel wegschmeißen sollten!« Was Flower lautstarke Beifallskundgebungen eingebracht hatte. Siobhan Clarke war so klug gewesen, ihre persönliche Meinung für sich zu behalten, aber Rebus hatte gewusst, was sie dachte. Über die Beschwerde, die Rough eingereicht hatte,

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