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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Jugendlichen sahen sich an. Sie hatten die Nacht in der Stadt verbracht, in Pubs und Klubs, gesoffen und sich vielleicht irgendwelche Drogen reingezogen. Die richtige Mischung, um Aggressivität und Selbstsicherheit hochzupushen. Noch während sie überlegten, was sie mit diesem Fremden anfangen sollten und wer von ihnen die Initiative ergreifen sollte, riss Oakes den Gitterstab aus dem Zaun und schlug zu. Erwischte den Ersten an der Nase, dass sie wie eine Blume in einer von diesen Zeitrafferaufnahmen aufplatzte. Hände fuhren ans Gesicht, während der junge Mann aufkreischte und auf die Knie fiel. Als die Stange ihren waagerechten Bogen vollendet hatte, schwang Oakes sie wieder zurück, wie ein Pendel, und erwischte Nummer zwei am Ohr. Nummer drei trat zu, aber die Stange knallte an sein Schienbein, sauste dann aufwärts gegen seinen Mund und ließ Zähne zersplittern. Oakes ließ die Waffe fallen. Gebrochene-Nase fällte er mit einem Tritt in die Kehle. Trommelfell erledigte er mit der Faust. Schienbein-und-Zähne humpelte schon davon, aber Oakes lief ihm nach, stellte ihm ein Bein und bearbeitete dann seinen Kopf mit einem Trommelfeuer von Fußtritten.
    Anschließend richtete er sich wieder auf, beruhigte seine Atmung. Ließ den Blick über die Häuser schweifen, an die er sich so gut erinnerte. Kein Mensch hatte sich aus seinem Bett gerührt, kein Mensch ihn in diesem Augenblick des Triumphs gesehen. Er wischte sich die Schuhspitzen am Hemd der bäuchlings liegenden Gestalt sauber, vergewisserte sich, dass sie im Verlauf des Kampfes keine Schrammen abbekommen hatten. Ging hinüber zu Trommelfell und zog ihn an den Haaren hoch. Ein weiteres Aufkreischen. Oakes brachte seine Lippen ganz nah an das Ohr, das nicht blutete.
    »Das ist jetzt mein Revier, kapiert? Wer mir dämlich kommt, kriegt's zehnfach zurück.«
    »Wir haben nichts -«
    Oakes presste den Daumen fest gegen das blutende Ohr.
    »Ihr wolltet ja nie hören.« Er sah hinüber zur Lücke in der Häuserzeile und weiter zum Haus seiner Tante. Er knallte den Kopf des Jungen aufs Pflaster. Tätschelte ihn einmal, wandte sich dann ab und ging.
    Um zwanzig nach sechs schlich sich Rebus, mit ofenwarmem Brot, frischer Milch und Zeitung bewaffnet, in Patience Wohnung auf der Oxford Terrace. Er brühte sich einen Becher Tee und setzte sich mit dem Sportteil an den Küchentisch. Um Viertel vor sieben, gerade als die Zentralheizung ansprang, schaltete er das Radio ein. Bereitete eine frische Kanne Tee zu, goss für Patience ein Glas Orangensaft ein. Schnitt das Brot auf und stellte alles auf ein Tablett. Trug es ins Schlafzimmer. Patience fixierte ihn mit einem Auge.
    »Was ist das?«
    »Frühstück ans Bett.«
    Sie setzte sich auf, stopfte sich die Kissen in den Rücken. Er stellte das Tablett auf ihrem Schoß ab. »Ich wollte nur nicht, dass du verschläfst.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sobald du aufstehst, bin ich in diesem Bett und am Schlafen.« Er wich dem Buttermesser aus, mit dem sie nach ihm stach. Als er anfing, sich das Hemd aufzuknöpfen, mussten sie beide lachen.
    Jim Stevens ging zum Frühstück nach unten und erwartete, Cary Oakes vor einem weiteren Teller Gebratenem anzutreffen. Aber er war nirgends zu entdecken. Er fragte an der Rezeption nach, aber niemand hatte ihn gesehen. Er telefonierte nach oben - keine Reaktion. Er ging rauf zum Zimmer und hämmerte an die Tür - nichts.
    Er war wieder an der Rezeption, im Begriff, einen Zweitschlüssel zu verlangen, als Cary Oakes durch die Hoteltür hereinspaziert kam.
    »Wo, zum Teufel, sind Sie gewesen?«, fragte Stevens, fast schwindlig vor Erleichterung.
    »Heute Morgen fällt Kaffee für Sie aus, Jim«, sagte Oakes. »Gucken Sie sich bloß an, Sie haben schon jetzt einen Tatterich.«
    »Ich hab gefragt, wo Sie waren.«
    »Früh aufgestanden. Ich hab anscheinend noch immer US-Zeit drin.
    Bin am Hafen spazieren gegangen.«
    »Niemand hat Sie hier rausgehen sehen.«
    Oakes wandte sich zur Rezeption, dann wieder zu Stevens. »Gibt's irgendein Problem? Jetzt bin ich hier, oder?« Er breitete die Arme aus. »Das ist doch die Hauptsache.« Er legte Stevens eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, gehen wir frühstücken.« Bugsierte ihn schon in Richtung Speisesaal. »Hab echt starken Stoff für Sie heute Morgen. Wenn Ihr Chef das liest, bietet er garantiert an, Ihnen einen zu blasen...«
    »Also business as usual« , sagte Stevens und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
18
    Der Geschäftsmann, dem das

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