Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
entsprechenden Stadtführer hätte schreiben können. Aß in einem Fastfoodrestaurant, zog die Mahlzeit, so weit es irgend ging, in die Länge. Dann ein Pub auf der Broughton Street. Darauf warten, dass ein Tag verging ... da begriff man erst, warum die Menschen Ziele, Arbeit brauchten. Er mochte es, wenn sein Tag eine Struktur hatte. Wenn er sich nicht gejagt fühlte.
    Nach der Polizeistunde hatte er weitere Tippelbrüder getroffen, sich weitere Geschichten von ihnen angehört. Hatte sich dann vorsichtig an Greenfield herangepirscht, war dreimal wieder abgeschwenkt, bevor er sich endlich seiner Angst gestellt und sie überwunden hatte.
    Ziel erreicht.
    Er schlich die Treppe hinauf, darauf gefasst, sich hinter jeder Kehre einem Gesicht, einer Messerklinge gegenüberzusehen. Nichts. Nur Schatten. Die Galerie entlang, an geschlossenen Türen, verhangenen Fenstern vorbei. Als er seinen Schlüssel vorsichtig ins Schloss steckte, machte er ein Geräusch wie eine rostige Säge. Dann merkte er, dass seine Hände klebrig waren. Trat einen Schritt zurück, bemerkte erst jetzt, dass seine Tür mit Schlamm beschmiert war... Nein, kein Schlamm: Kot. Er roch ihn an seinem Handrücken, den Knöcheln, den Fingern. Und unter der Scheiße irgendwas in Schwarz, Buchstaben, Wörter. Er ging in die Hocke, und während er sich die Hände am Betonfußboden abwischte, sah er nach oben und las die Botschaft.
    VERRECK DU SAU.
    Das Wort VERRECK war zweimal unterstrichen, damit er es ja nicht übersah.
    Das war der Park.
    Er hatte sich nicht verändert. Da gab es ein paar Schaukeln und ein Karussell, aber vom Karussell war nur noch die einbetonierte Achse übrig, um die es sich mal gedreht hatte. Die Schaukelsitze bestanden aus dicken Gummireifen. Der Boden war asphaltiert. Ein Stück weiter nach links lag ein Sportplatz. Man hatte Bäume gepflanzt, aber sie sahen verkümmert aus. Das Haus seiner Tante... vom Fenster des Badezimmers im ersten Stock aus hatte man eine schmale senkrechte Scheibe Park gesehen, eingeklemmt zwischen zwei Zeilen von Reihenhäusern. Das Haus war noch da, dunkel, mit zugezogenen Vorhängen. Er hatte dort zusammen mit seiner Mutter in einem Zimmer gewohnt, das nach hinten rausging, mit Blick auf einen kleinen verwilderten Garten und die Hütte, die zu seinem Zufluchtsort wurde.
    Im Park hatte er nicht allzu viel Geborgenheit gefunden. Die örtliche Gang traf sich dort, und Gary durfte nie dabei sein. Er war ein »Zugezogener«, ein »Außenseiter«. Er blieb an der Peripherie stehen, an das Parkgeländer geklammert, bis der eine oder andere von ihnen die Lust verlor, ihn anzupöbeln, rüberkam und ihn mit Fußtritten traktierte.
    Und er ließ es über sich ergehen. Weil es besser als nichts war.
    Das eine Mal, als er sich an eine Katze rangepirscht hatte und sie mit Feuerzeugbenzin besprüht und dann zugeguckt hatte, wie ihr Schwanz Feuer fing... da war keiner da gewesen, der ihn dabei beobachtet hätte. Die Polizei hatte die Gang vernommen, aber kein Mensch hatte sich um Gary Oakes gekümmert. Kein Mensch hatte es für nötig gehalten, »den Mickerling« zu befragen.
    Jetzt stand er am Zaun. Das Ding war halb demoliert. Tiefe Nacht, niemand auf der Straße. Keine Autos unterwegs. Keiner da, der hätte sehen können, wie seine Hände an den verrosteten Gitterstäben arbeiteten, sie in ihren Einfassungen hin und her drehten.
    Dann ein Geräusch: betrunkenes Lachen. Drei Leute, jung, ziellos herumschlendernd, ohne sich darum zu kümmern, wer sie hörte, wessen Schlaf sie möglicherweise störten. Der halbwüchsige Cary hatte bis tief in die Nacht wach gelegen und das Gegröle heimkehrender Besoffener gehört, die zum Teil irische Protestantenlieder sangen.
    Drei Typen, unbekümmert darum, wen sie wecken könnten, weil sie hier das Sagen hatten. Sie waren die Anführer der hiesigen Gang. Sie waren das Einzige, was zählte.
    Sie waren auf der anderen Straßenseite, aber sie sahen Oakes, sahen, dass er sie beobachtete.
    »Was guckst du, Mann?«
    Keine Antwort. Sie fingen an, sich miteinander zu unterhalten, schienen weitergehen zu wollen.
    »Einer von diesen Kinderfickern.«
    »Trei'm sich ständig in Parks rum.«
    »Um diese Uhrzeit, steht einfach so rum...«
    Jetzt waren sie stehen geblieben. Kamen zurück, überquerten die Straße. Drei Stück. Beste Chancen.
    »He, Kumpel, was treibst du da?«
    »Über dies und das nachdenken«, sagte Oakes ruhig, während er mit einer Hand noch immer am Gitter arbeitete. Die drei

Weitere Kostenlose Bücher