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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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helfen?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich überhaupt Hilfe brauche?«
    »Weil Sie heute Abend wiedergekommen sind. Nicht, um mit ihm zu reden, sondern um sich mit mir zu treffen.«
    Alan Archibald lächelte. »Ich weiß einiges über Sie, John. Ich weiß, dass wir nicht allzu verschieden sind.«
    »Wie kann ich Ihnen also helfen?«
    »Helfen Sie mir, ihn nach Hillend zu locken.«
    »Was glauben Sie, was das bringen würde?«
    »Er ist damals vor der Tat geflohen, John. Hat die Erinnerung daran, so weit es nur irgend ging, hinter sich gelassen. Führt man ihn zurück, zurück zu seinem ersten Mord... ich glaube, dann würde alles wieder hochkommen: das Entsetzen, die Unsicherheit. Ich glaube, dann würde er klein beigeben.«
    »Ist es das, was wir wollen?« Rebus dachte: Er wird wieder töten ...
    »Es ist das, was ich will. Ich muss nur wissen, ob ich mit Ihrer Hilfe rechnen kann.«
    Rebus rieb mit den Handflächen über das Lenkrad. »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Schön, aber denken Sie nicht zu lange nach. Ich hab das Gefühl, Sie brauchen das hier genauso sehr wie ich.«
    Rebus sah ihn an.
    »Wir können nicht immer bloß von unserer Überzeugung leben«, fuhr Archibald fort. »Ab und zu muss es schon ein bisschen mehr sein.«
22
    Nachdem sie sich eine weitere Stunde lang unterhalten hatten, verabschiedete sich Archibald und sagte, er würde sich ein Taxi nehmen. Er hatte über seine Nichte gesprochen, seine Erinnerungen an sie und darüber, wie sich ihre Ermordung auf die Familie auswirkte.
    »Wir haben uns aufgelöst«, hatte er gesagt. »So langsam, dass es, denke ich, keiner gemerkt hat. Ich glaube, wann immer wir zusammen waren, haben wir uns schuldig gefühlt, als hätten wir
    ihren Tod zu verantworten. Denn wenn wir uns trafen, gab es nur ein einziges Gesprächsthema, ein einziges Thema, das uns beschäftigte, und das wollten wir nicht.«
    Er hatte auch von seiner Arbeit an dem Fall erzählt: den Wochen und Monaten, die er in Polizeiarchiven und damit zugebracht hatte, Cary Oakes' Geschichte zusammenzustückeln; von seinen Reisen in die USA.
    »Muss alles eine Menge gekostet haben«, hatte Rebus gemeint.
    »War jeden einzelnen Penny wert, John.«
    Rebus hatte nicht hinzugefügt, dass er nicht an Geld gedacht hatte. Er war ein Fachmann für Obsessionen, wusste, dass sie einem alles rauben konnten. Einmal, als Sammy noch klein war, hatte er zu Weihnachten ein Puzzle geschenkt bekommen. Er hatte einen Tisch frei geräumt und sich an die Arbeit gemacht, hatte sich dabei ertappt, dass er bis tief in die Nacht daran saß, obwohl er das Bild, das er zusammensetzte, schon kannte - es kannte, weil es auf dem Deckel der Schachtel abgebildet war. Bloß versuchte er, nicht hinzusehen, weil er den Ehrgeiz hatte, das Puzzle ohne jede Hilfe zu vollenden. Und ein Teilchen blieb unauffindbar. Er hatte Rhona gefragt, Sammy verhört: Hatte sie es genommen? Rhona meinte, es sei vielleicht von Anfang an nicht in der Schachtel gewesen, aber das konnte er nicht akzeptieren. Er hatte Sofa und Sessel abgezogen, den Teppich aufgerollt, erst das Zimmer, dann die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt - nur für den Fall, dass Sammy das fehlende Teilchen doch irgendwohin gesteckt haben sollte. Er hatte es nie gefunden. Selbst Jahre danach ertappte er sich noch gelegentlich dabei, dass er sich fragte, ob es nicht möglicherweise zwischen die Dielen oder unter die Fußleiste geraten sein konnte...
    Wenn man es zuließ, konnte die Polizeiarbeit einen genau so besessen machen. Ungelöste Fälle; Fragen, die einem keine Ruhe ließen; Leute, von denen man wusste , dass sie schuldig waren, denen man es aber nicht nachweisen konnte... Das hatte er alles mehr als zur Genüge erlebt. Aber irgendwann ließ er das alles doch immer wieder los -und wenn es auch bedeutete, es sich aus dem Gedächtnis zu saufen. Alan Archibald machte nicht den Eindruck, als ob er imstande wäre, Cary Oakes zu den Akten zu legen. Rebus hatte das Gefühl, dass Archibald, selbst wenn Oakes' Unschuld zweifelsfrei erwiesen worden wäre, nicht aufgehört hätte, an seine Schuld zu glauben. Das lag in der Natur der Besessenheit.
    Allein mit seinen Gedanken, griff Rebus nach der Viertelflasche und trank sie leer.
    Unschuld erwiesen... Er dachte an Darren Rough, wie er, bibbernd vor Angst, in seinem Klo eingesperrt saß. Und alles nur, weil die Sozialbehörde ihn in eine Wohnung mit Aussicht auf einen Kinderspielplatz gesteckt hatte. Und weil John Rebus die Sünden

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