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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nicht Gesellschaft, oder?«
    »Doch, zufällig schon.« Rebus sah jetzt hoch. »Steigen Sie ein, Darren.«
    Darren Roughs Miene erstarrte, als er Rebus erkannte. Sein Gesicht war geschwärzt. Er hustete noch einmal, heftiger jetzt.
    »Rauchvergiftung«, bemerkte Rebus. »Sie haben ziemlich lang damit gewartet, aus der Wohnung zu verschwinden.«
    Rough wischte sich über den Mund. Die Ärmel seines grünen Regenmantels waren angesengt, er hatte sie sich wohl vors Gesicht gehalten.
    »Ich dachte, die würden mich draußen vor der Tür abfangen. Ich hab die ganze Zeit auf die Feuerwehr gewartet.«
    »Am Ende hat sie auch jemand gerufen.«
    Er schnaubte. »Wahrscheinlich einer, der Angst hatte, das Feuer würde auf seine Wohnung übergreifen.«
    »Aber draußen hat keiner auf Sie gewartet?«
    Rough schüttelte den Kopf. Nein, dachte Rebus, weil alle auf der Suche nach Billy Horman gewesen waren. Cal Brady hatte die Wohnung ganz allein in Brand gesteckt und sich dann verzogen, um nicht gesehen zu werden.
    Es hatte angefangen zu regnen; schwere dicke Tropfen, die von Roughs Schultern abprallten. Er hielt das Gesicht in den Regen, öffnete den ausgedörrten Mund, trank.
    »Sie sollten besser einsteigen«, forderte Rebus ihn auf.
    Er hielt den Kopf schief, starrte Rebus an. »Was wirft man mir vor?«
    »Ein Junge wird vermisst.«
    Rough schlug die Augen nieder. Sagte etwas wie »Ich verstehe«, aber so leise, dass Rebus es nicht verstand. »Die glauben, ich...?« Er unterbrach sich. »Natürlich glauben sie, ich hätt's getan. An deren Stelle würd ich das Gleiche glauben.«
    »Aber Sie waren's nicht?«
    Rough schüttelte den Kopf. »Das mach ich nicht mehr. Ich hab mich geändert.« Er wurde immer nasser.
    »Steigen Sie ein«, wiederholte Rebus. Rough nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Aber Sie denken noch immer daran«, sagte Rebus, auf eine Reaktion wartend.
    Rough starrte auf die Windschutzscheibe. »Ich würde lügen, wenn ich das bestreiten wollte.«
    »Was ist also anders?«
    Rough wandte sich zu ihm. »Wollen Sie mich auch dafür bezahlen lassen?«
    »Nein«, sagte Rebus und legte den Gang ein. »Heute Nacht fahren Sie umsonst.«
24
    Rebus fuhr mit Darren Rough nach St. Leonard's.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Nennen Sie es Schutzhaft. Ich will nur Ihre Antworten zu dem vermissten Jungen protokollieren.« Sie saßen in einem Vernehmungszimmer, das Band lief, ein Uniformierter stand vor der Tür, und tranken dünnen Tee. Ansonsten war die Wache so gut wie ausgestorben: Sämtliche abkömmlichen Beamten befanden sich in
    Greenfield und beteiligten sich an der Suche nach Billy Horman.
    »Sie wissen also nichts von einem vermissten Jungen?«, fragte Rebus. Da niemand da war, der es ihm hätte verbieten können, hatte er sich eine Zigarette angezündet. Rough wollte zunächst keine, änderte dann aber seine Meinung.
    »Krebs dürfte im Moment meine geringste Sorge sein«, meinte er. Dann erklärte er Rebus, er wisse darüber lediglich das, was der Detective ihm gesagt habe.
    »Aber die Bewohner der Siedlung haben versucht, Sie zu vertreiben, und Sie sind trotzdem geblieben. Dafür muss es doch einen Grund geben.«
    »Wo sollte ich denn hin? Ich bin ein Gebrandmarkter.« Mit einem kurzen Blick von unten herauf. »Dank Ihnen.« Rebus stand auf. Rough zuckte zusammen, aber Rebus lehnte sich lediglich an die Wand, so dass er der Videokamera zugewandt stand. Nicht, dass es irgendeine Rolle gespielt hätte, die Kamera war gar nicht eingeschaltet.
    »Sie sind ein Gebrandmarkter, weil Sie das sind, was Sie sind, Mr. Rough.«
    »Ich bin ein Pädophiler, Inspector, das bin ich wahrscheinlich schon immer gewesen. Aber ich bin kein praktizierender Pädophiler mehr.« Ein Achselzucken. »Die Gesellschaft wird sich an den Gedanken gewöhnen müssen.«
    »Ich glaube nicht, dass Ihre Nachbarn das auch so sehen.«
    Rough gestattete sich ein zerknirschtes Lächeln. »Da haben Sie wohl Recht.«
    »Wie steht's mit Freunden?«
    »Freunden?«
    »Gleichgesinnten, Leuten mit den gleichen Interessen.« Rebus schnippte Asche auf den Teppichboden; die Putzkolonne würde da schon vor dem Morgen durchgehen. »Hatten Sie je welche zu Besuch?«
    Rough schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sich da sicher, Mr. Rough?«
    »Kein Mensch wusste, dass ich da wohnte, bis die Zeitungen es auf einer Doppelseite breitgewalzt haben.«
    »Aber danach... hat sich da niemand von früher bei Ihnen gemeldet?«
    Rough schwieg, starrte ins Leere, in Gedanken noch immer bei

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