Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
den Zeitungen. »Ince und Marshall... ich les die Artikel über die beiden. Da, wo die sind... in ihren Zellen ... bekommen sie da die Nachrichten zu sehen?«
    »Manchmal«, räumte Rebus ein.
    »Dann wissen sie also von mir?«
    Rebus nickte. »Aber machen Sie sich um die keine Sorgen. Sie sitzen in Saughton in U-Haft.« Er schwieg kurz. »Sie sollten gegen die beiden aussagen.«
    »Das hatte ich vor.« Er starrte wieder ins Leere, das Gesicht angespannt. Rebus kannte die Geschichten: Wer missbraucht worden war, missbrauchte später selbst. Er hatte nie Probleme damit gehabt, das als Unsinn abzutun. Nicht jedes Opfer wurde zum Täter.
    »Damals, als die Sie nach Shiellion gefahren haben...«, begann Rebus.
    »Marshall hat mich gefahren. Ince hatte das von ihm verlangt.« Seine Stimme zitterte. »Hatte es nicht speziell auf mich abgesehen oder so - hätte jeder von uns sein können. Allerdings glaube ich, dass ich der Ruhigste war, derjenige, von dem man am wenigsten Schwierigkeiten erwarten musste. Marshall stand damals so richtig unter Ince' Fuchtel. Es machte ihn wohl an, von ihm so herumkommandiert zu werden. Ich hab ein Foto von Ince gesehen, er hat sich nicht verändert. Marshall sieht ein ganzes Stück taffer aus, als hätte er sich in der Zwischenzeit noch eine zusätzliche Haut zugelegt.«
    »Und der dritte Mann?«
    »Ich hab's Ihnen doch gesagt, das könnte sonst wer gewesen sein.«
    »Aber er war schon da und wartete, als Sie in Shiellion ankamen.«
    »Ja.«
    »Also wahrscheinlich eher ein Freund von Ince als von Marshall.«
    »Sie haben sich abgewechselt.« Rough hielt sich mit beiden Händen an der Tischkante fest. »Später habe ich versucht, es anderen zu erzählen, aber keiner hörte mir zu. Da hieß es immer: ›So was darfst du nicht sagen.‹ ›Erzähl nicht solche Geschichten. ‹ Als ob das alles meine Schuld gewesen wäre. Ich hatte ein Nachbarskind angefasst, also geschah's mir recht, was immer auch mit mir passierte... Und noch schlimmer, ein paar Leute glaubten, ich würde lügen, aber ich hab nie gelogen... niemals.« Er schloss die Augen, legte die Stirn auf die Hände. Er murmelte etwas, das wie »Dreckskerle« klang. Und dann fing er an zu weinen.
    Rebus wusste, dass ihm mehrere Möglichkeiten offen standen. Das Sozialamt anrufen und es denen überlassen, Rough irgendwo einzuquartieren. Ihn in eine Zelle stecken oder ihn irgendwo absetzen... egal, wo. Doch als er hinausging, um in seinem Büro die Nummer des Sozialamts zu wählen, meldete sich niemand. Wahrscheinlich alle irgendwo im Einsatz. Der Anrufbeantworter empfahl ihm, es in Abständen von zehn Minuten immer wieder zu versuchen. Er beschwor ihn, nicht in Panik zu geraten.
    Auf der Wache gab es freie Zellen, aber Rebus wusste, dass sich die Sache schnell herumsprechen würde, und wenn die Zeit käme, Darren Rough laufen zu lassen, würde ihn draußen eine Horde empfangen. Also steckte er sich wieder eine Zigarette an und ging zurück zum Vernehmungszimmer.
    »Na schön«, sagte er, als er die Tür öffnete, »Sie kommen mit zu mir.«
    »Schönes Zimmer«, sagte Darren Rough. Er schaute sich um, musterte das hohe Stuckgesims. »Groß«, fügte er hinzu und nickte vor sich hin. Er versuchte, leutselig zu sein, Konversation zu machen, und fragte sich, was Rebus mit ihm anstellen würde, hier, in seiner eigenen Wohnung.
    Rebus reichte ihm einen Becher Tee und forderte ihn auf, sich zu setzen. Er bot ihm eine weitere Zigarette an, doch Rough lehnte diesmal ab und nahm auf dem Sofa Platz. Rebus hätte ihn am liebsten aufgefordert, sich auf einem der Esstischstühle niederzulassen. Es war so, als verunreinigte Rough alles, womit er in Berührung kam.
    »Ihr Sozialhelfer sollte morgen früh zusehen, dass er was für Sie findet«, sagte Rebus. »Etwas möglichst weit weg von Edinburgh.« Rough musterte ihn. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und die Haare hätte er sich auch mal wieder waschen können. Der grüne Regenmantel lag ausgebreitet über der Rückenlehne des Sofas. Rough trug ein kariertes Anzugjackett, dazu Jeans, Baseballschuhe und ein weißes Nylonhemd. Er wirkte, als hätte er einen Schnelldurchlauf durch einen Secondhandladen gewonnen.
    »Immer in Bewegung bleiben, hm?«
    »Ein bewegtes Ziel ist schwerer zu treffen«, antwortete Rebus. Rough lächelte müde. »Wie ich sehe, haben Sie Ihr Ziel getroffen.« Rebus bewegte wieder seine Finger, damit sie nicht steif wurden.
    Rough trank einen Schluck Tee. »Er hat mich wirklich

Weitere Kostenlose Bücher