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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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dass Sie ihn tragen.«
    Es war mühsam, auf zwei Beinen und einem Arm zu kriechen. Leichter ging es, wenn er den kaputten Arm am Ellbogen abknickte und ihn hin und her pendeln ließ, auch wenn es stärker wehtat. Er fürchtete sich vor dem Aufstehen. Vielleicht würde er dann feststellen müssen, dass er sich noch mehr gebrochen hatte als nur das Handgelenk. Trotzdem versuchte er es und schaffte es tatsächlich bis zur Hausmauer, wo er sich mit der linken Hand an ein Fallrohr klammerte. Sonst spürte er am Körper keine Schmerzen, nur ein starkes Brennen und ein zuckendes Wundgefühl. Morgen früh würde er nur noch aus blauen Flecken bestehen, aber er lebte – ohne größere Verletzungen. Das bildete er sich jedenfalls ein. Mit Sicherheit würde man ihn fragen, ob er bewusstlos geworden war. Er war sich nicht sicher. Warum wusste er es nicht? Im Rückblick auf die letzten zehn Minuten fehlten ihm offensichtlich einige. Es war, als hätte sich wie bei einem Kurzschlaf ein schwarzer Vorhang gesenkt. Nun ja, dann würde er ihnen eben das erzählen. Sein Telefon funktionierte noch. Noch während er die Zahlen eintippte, bog von der Straße ein ihm bekanntes Auto ein. Es gehörte Dr. Raymond Akande. Der Wagen hielt, noch ehe er bei ihm war. Dr. Akande sprang heraus.
    »Jemand hat versucht, mich mit einem Auto zu überfahren«, sagte Wexford.
    » Versucht ?«
    »Ohne Erfolg, wie du siehst. Es war eher umgekehrt, ich bin über das Auto spaziert. Ich wurde auf den Wagen geschleudert. Vermutlich habe ich mir das Handgelenk gebrochen. Schau, ich muss unbedingt telefonieren.«
    »Nein, das musst du nicht. Ich werde dich persönlich ins Krankenhaus bringen.«
    »Danke, aber hier geht es um etwas anderes.« Akande half ihm beim Einsteigen. Nachdem die stechenden Schmerzen abgeebbt waren, die mit jeder Bewegung einhergingen, meldete er sich bei Burden. »Ich möchte, dass du nach Athelstan House fährst und Maeve Tredown verhaftest. – Weshalb? Versuchter Mord. Sie hat versucht, mich zu ermorden.«
    Also war seine Ahnung, dass sie versucht hatte, ihn zu vergiften, doch nicht nur reine Fantasie gewesen.
    »Wenn sie darauf bestehen, musst du selbstverständlich über Nacht hier bleiben«, meinte Dora mit jener leicht tadelnden Stimme, die sie immer bekam, wenn er störrisch war. Sie saß neben dem Bett, das er verweigert und stattdessen den Stuhl neben ihr vorgezogen hatte. »Sie müssen noch Röntgenbilder und solche Sachen machen. Eine Computertomografie, hat der Doktor gemeint. Außerdem werden sie deinen Arm eingipsen.«
    »Als sich Jenny Burden das Handgelenk gebrochen hat, wurde sie genagelt. Sie hatte keinen Gips. Warum kann man mich nicht nageln?«
    »Sei nicht so kindisch, Reg. Übrigens, was hast du im Hospiz gemacht?«
    »Tredown besucht. Besser gesagt, ich hab’s versucht.«
    »Ein Werk der leiblichen Barmherzigkeit, wie es bei den Katholiken heißt?« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Ich lese gerade Der erste Himmel . Sheila hat immer wieder gemeint, ich müsste es tun, und ich muss sagen, es ist keine Qual. Ich liebe dieses Buch.« Nach einigem Zögern meinte sie vorsichtig: »Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich behaupte, dass er es nicht selbst geschrieben hat?«
    »Das entspricht ganz und gar meiner Meinung«, entgegnete Wexford. »Hier, gib mir deine Hand. Zwei Köpfe, ein Gedanke – das sind wir. Wenn sie mich doch nur nach Hause lassen würden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lass dich ja nicht wieder überfahren, hörst du?« Bestürzt entdeckte er eine Träne in ihren Augen, auch wenn sie fröhlich rief: »Da kommt Mike. Du wirst sicher mit ihm sprechen wollen.«
    »Geh nicht fort«, sagte Wexford, aber sie war schon halb durch die Station. Burden gab ihr einen Kuss auf die Wange, kam dann ans Bett und stellte sich vor ihn hin. »Was ist passiert?«
    »Morgen früh ist der Termin beim Ermittlungsrichter«, berichtete Burden. »Selbstverständlich bestreitet sie es und behauptet, du wärst ihr einfach vors Auto spaziert – das heißt, gerannt. Gibt es Zeugen?«
    »Natürlich nicht. Wenn jemand in der Nähe gewesen wäre, hätte sie es auf einen anderen Tag verschoben.«
    »Sicher.«
    »So wie ich meinen Besuch bei Tredown verschieben musste. Allerdings muss sie tierisch Angst vor mir haben, meinst du nicht auch? Hast du dir den Wagen angesehen?«
    »Zu zweit. Ich habe Barry mitgenommen. Die Kühlerhaube ist verkratzt und an mehreren Stellen abgeschürft. Vermutlich waren das deine Absätze,

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