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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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als du versucht hast, Halt zu finden. Links und rechts ist alles total verkratzt. Die ganze Beifahrerseite ist eingedellt. Und weißt du was, Reg? Sie leugnet nicht einmal, dass sie dich angefahren hat. Sie behauptet nur, es sei nicht ihre Schuld gewesen. Außerdem behauptet sie dreist, sie sei keine besonders gute Fahrerin. Wir werden wohl kaum eine Chance haben, sie festzunageln.«
    »Das glaube ich auch«, bestätigte Wexford, »aber das ist auch nicht allzu wichtig. In Bälde werden wir sie sowieso wieder vor Gericht haben, und dann geht es um eine wesentlich schwerwiegendere Anklage, für sie und für ihre Helfershelferin Ricardo.«
    »Und damit werden wir sie festnageln?«
    »Weiß der Himmel, Mike. Wir können es nur versuchen.«

25
    _____
    Die beiden Ringe kullerten aus dem wieder verschließbaren Plastikbeutel in seinen Schoß, direkt auf den blaukarierten Hausmantel. Auf dem einen Namensschild stand »Cook«, auf dem anderen »Hexham«. Hannah reichte ihm eine Lupe. Offensichtlich traute sie ihm nicht zu, dass er ohne Sehhilfe etwas erkennen konnte.
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass die Ziselierung am Cook-Ring deutlichere Gebrauchsspuren aufweist als beim Hexham-Ring?«
    Nein. »Woran liegt das Ihrer Meinung nach, Guv?«
    Dora hatte ihn gestern als kindisch bezeichnet, und genau dieses Wort traf hundertprozentig darauf zu, dass er unsinnigerweise hoffte, keiner seiner Zimmerkollegen in der Frobisher-Station hätte die Anrede gehört, die sie ihm verpasst hatte. Tja, dachte er insgeheim, wir haben eben alle unsere kleinen Eitelkeiten und empfindlichen Stellen. »Weil der eine Ring mehr getragen wurde als der andere. Miller hatte den Ring schon drei Jahre bevor, er ihn Bridget Cook geschenkt hat, und währenddessen hat ihn niemand getragen.«
    Die Stationsschwester kam zu ihnen und meinte zu Hannah, sie müsse jetzt gehen, weil die Ärzte zur Visite kämen. »Außerdem rechne ich damit, dass man Sie nach Hause schicken wird, Mr. Wexford.«
    »Guv, ich dachte, heutzutage würde man hier alle Leute nur mit dem Vornamen anreden«, flüsterte Hannah.
    »Schätzungsweise reden sie, wie die meisten von uns, die Leute mit dem Namen an, den diese wünschen«, entgegnete Wexford.
    Zu Hause fand er ein Empfangskomitee aus Töchtern und Enkelkindern vor. »Ich hab doch nicht an der Schwelle des Todes gestanden«, klärte er seine Tochter, die Sozialarbeiterin, auf.
    »Alle wollen unbedingt ihren Namen auf deinen Gipsarm schreiben«, meinte Sylvia. »Woran liegt es, dass die Briten immer Schlange stehen müssen?«
    »Das lernen sie schon von frühester Kindheit an«, sagte Wexford, während er den beiden Jungs seinen Gipsarm hinstreckte. »Ich glaube nicht, dass du schreiben kannst«, sagte er zu Amy, »dazu bist du noch zu klein.«
    »Ich kann, ich kann«, schrie sie und zeichnete mit rotem Filzstift einen kühnen Schnörkel. Anschließend erklärte er ihr, was für ein schlaues Mädchen sie sei.
    Anoushka, die auf dem Arm ihrer Mutter saß, kritzelte tatsächlich etwas hin, aber Mary war wirklich zu klein und konnte nur krähen und lachen.
    »Ich habe die Imrans besucht«, erzählte Sylvia, als sie mit ihm kurz allein war.
    » Du ?«
    »Ich bin in der Kinder- und Jugendfürsorge tätig – schon vergessen?«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Nicht viel«, sagte sie. »Shamis kommt nächsten Monat in die Schule. Sie ist ganz begeistert davon. Ich habe ihnen nicht den Grund meines Besuchs erklärt, und sie haben nicht danach gefragt. Vielleicht glauben sie, das alles gehöre zur Fürsorge und sei etwas, was wir für jede Familie tun, deren Kind kurz vor der Einschulung steht. Wäre schön, wenn wir dafür die Mittel hätten!«
    »Teilst du ihnen mit, wann du kommst?«
    »Die genaue Uhrzeit nicht, Papa. Ich sage ihnen zum Beispiel, ich käme montags oder dienstags vorbei. Ich kann ihnen nicht befehlen, meinetwegen zu Hause zu bleiben. Dazu habe ich keinen Anlass. Ich möchte dir nur noch eines berichten. Eigentlich ist es eine Nichtigkeit. Zurzeit wohnt jemand bei ihnen, eine Frau um die fünfzig. Mrs. Imran nennt sie »Tantchen«. Vermutlich handelt es sich um eine Verwandte.«
    »Ist sie mit ihnen aus Somalia gekommen?«
    »Ich denke schon.«
    »Kannst du sie fragen?«
    »Sie spricht kein Wort Englisch«, sagte Sylvia.
    »Und den Imrans traust du nicht beim Dolmetschen?«
    »Was glaubst du denn?«
    Auch Karen Malahyde stattete den Imrans Freundschaftsbesuche ab, ohne ihnen immer die genaue Zeit mitzuteilen.

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