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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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hatte sich ja durch seinen Tod jeder Verantwortung entzogen.
    Früher einmal hatte es im Keller des Kingsmarkhamer Polizeireviers eine einsame Arrestzelle gegeben. Inzwischen waren es zwei. Doch trotz der schweren Straftaten, um die es hier ging, konnte man sich Mrs. McNeil nicht darin vorstellen, nicht einmal für eine Nacht. Man musste sie verhaften, unter Anklage stellen und ihr gestatten, wieder nach Hause zu fahren. Sie traf sowieso schon ziemlich geknickt neben Wexford im Wagen – am Steuer saß Donaldson – auf dem Revier ein. Als er sie in Gegenwart ihres Anwalts und Burdens verhörte, gab sie in etwa die gleichen Antworten wie zu Hause. Offensichtlich hatte sie den Seniorpartner der alteingesessenen Kingsmarkhamer Kanzlei erwartet, die sie und ihren Mann seit vierzig Jahren vertreten hatte. Aber der war vor einiger Zeit in den Ruhestand gegangen, und an seiner Stelle erschien eine junge Frau. Mrs. McNeil weigerte sich, von Helen Parker auch nur den geringsten Rat anzunehmen, und zog es vor, sie zu ignorieren, als diese meinte, ihre Mandantin sei nicht verpflichtet, auf die eine oder andere Frage zu antworten.
    Wexfords Fragen konzentrierten sich nachdrücklich auf das Messer, von dem Mrs. McNeil behauptet hatte, der Eindringling hätte damit ihren Mann bedroht. »Aber Mrs. McNeil, Sie sind doch gar nicht dabei gewesen, oder?«, sagte er, erfuhr aber lediglich, Ronald hätte nie gelogen. Als er immer wieder nachbohrte, sah sich Helen Parker zu der Bemerkung veranlasst, ihre Mandantin habe ihre Abwesenheit bereits bestätigt. Daraufhin fuhr Mrs. McNeil aus der Haut. Ihr Zorn galt allerdings nicht Wexford, sondern »diesem dreisten jungen Ding«, das ihrer Ansicht nach hier gar nichts zu suchen hatte. Als Wexford sie fragte, wie sie es sich erklären könne, dass ein Mann in Unterwäsche ein Messer bei sich trug, und Helen Parker ihrer Mandantin von einer Antwort abriet, schrie Mrs. McNeil sie an, sie solle sich heraushalten. Helen Parker packte ihre Kostümjacke und ihre Aktentasche und ging.
    Am Ende brach Mrs. McNeil heulend zusammen. Für diesen Tag war an eine Fortsetzung des Verhörs nicht mehr zu denken. Während Adam Thayer sie heimfuhr, fasste Wexford einen Entschluss: Er würde noch keine Anklage gegen sie erheben, denn danach würde er sie nicht mehr weiter verhören dürfen. Es hieß zwar, man wolle dieses Gesetz ändern, aber bisher hatte sich noch nichts getan.
    Nach dieser Entscheidung vertiefte er sich in die Vermisstenliste der letzten acht Jahre sowie in Peachs Liste, die viel weiter zurückreichte. Ronald McNeil hatte den Mann in Grimbles Haus im September 1998 erschossen, aber laut beiden Listen war zwischen Juni 1998 und Januar 1999 kein Mann mehr verschwunden. Im selben Monat war lediglich eine Achtzehnjährige verschwunden, die man aber zwei Wochen später gefunden hatte. Bisher hatten sie nur eine einzige Gruppe noch nicht überprüft – die Saisonarbeiter.
    Die hatten im Juni 1995 auf Grimble’s Field kampiert, während sie drei Jahre später, im September, auf einem Platz gehaust hatten, den ihnen der Bauer auf der anderen Seite von Flagford reserviert hatte. Solche Leute hatte man früher »Zigeuner« genannt, egal ob es sich um Roma handelte oder nicht. Während der Wintermonate hatten sie vermutlich feste Quartiere bezogen, aber während der wärmeren Jahreszeit waren sie von Landkreis zu Landkreis gezogen, hatten kampiert, wo es gerade ging, und sich bei der Obst- oder Gemüseernte als ungelernte Landarbeiter verdingt. Das hatte sich in der Zwischenzeit geändert. Man hatte sie durch Asylbewerber oder einfach durch Saisonarbeiter aus Osteuropa ersetzt, die arbeiten und Geld verdienen wollten, das sie am Saisonende in ihre Heimat brachten.
    Als Burden hereinkam, wollte Wexford von ihm wissen, was er von der Theorie halte, dass es sich bei dem Mann, den Ronald McNeil erschossen hatte, um einen aus dieser Gruppe gehandelt hatte.
    »Tausend Pfund sind reichlich viel Geld für einen von denen. Die schleppt so jemand nicht einfach mit sich herum«, meinte Burden.
    »Tja, vom Äpfelpflücken hätte er diesen Betrag nicht ansparen können, nicht bei den Löhnen, die diese Obstbauern zahlen. Bei einem früheren Gespräch hast du gemeint, vielleicht sei einer der Wanderarbeiter wegen einer Erpressung zurückgekommen. Wie steht’s denn damit?«
    »Meinst du, er hätte schon drei Jahre vorher bei seinem Aufenthalt etwas herausgefunden, was ein Flagforder Bürger nicht an die

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