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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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gestützt, geradeaus ins Leere starrte.
    »Joy hat eine Schwester, die Janet heißt, nicht wahr? Sind die beiden zugängliche Mädchen?«
    »Für mich ist keine von den beiden zugänglich, ich bin ja vorbestraft, nicht? Sie haben Angst vor mir, und die hat ihnen der alte MacBride eingetrichtert. Sie sprechen nicht mal mit mir. Zumindest nicht, bevor ich Joy mit ihrem kaputten Fuß gefunden hatte. Erst danach – heute morgen nämlich – hat Janet zu mir ›Danke schön‹ gesagt und mir erzählt, daß es Joy schnell wieder besser würde.«
    »Man hat Sie, scheint es, recht übel behandelt.«
    »Das macht mir wenig aus.«
    »Denken Sie nicht mehr daran, Tony. Wie kommen Sie denn mit den Eingeborenen zurecht? Mir hat jemand gesagt, daß Sie manchmal mit ihnen auf die Jagd gehen.«
    »Das stimmt. Viele sind anständige Kerle, auf ihre Art. Ich bin mal ein paar von den Jungen begegnet, bald nach meiner Ankunft hier. Sie sprachen ganz gut Englisch, obwohl sie sich noch ziemlich wild aufführten und Speere trugen und direkt aus der Wüste kamen. Na, die wollten mit mir anbändeln und mich ärgern. Da habe ich den einen gleich flach gelegt und wollte mir auch die andern vorknöpfen. Es kamen noch welche dazu, und eine mächtige Keilerei entstand. Seither ist alles in Butter, und wir kommen prima miteinander aus.«
    »Und Sie sind auch bei ihnen im Lager gewesen?«
    »Ja. Wenn ich den Boß vorher um Erlaubnis gefragt hatte.«
    »Nanu, weshalb war das denn nötig?«
    »Na ja, der Boß ist ein feiner Kerl. Seine Frau ist auch nett zu mir. Er behandelt mich gerecht, und das erkenne ich auch an. Er will mir doch helfen. Deshalb möchte ich ihm keine Schwierigkeiten machen. Ich frage ihn, ob ich bei den Schwarzen mit kampieren darf, und er sagt: ›Gewiß, warum nicht?‹ Täte mir gut, so würde ich mich besser an die Wildnis gewöhnen, meinte er. Aber MacBride ging gleich los und schrie nach der Polizei. Harmon sagte aber, wenn mein Boß nichts dagegen hätte, war’s ihm auch recht.«
    Bony merkte, wie der Trotz bei dem Jungen nachließ und er anfing, sich für etwas zu begeistern.
    »Ich bin oft mit den Eingeborenen weggewesen«, fuhr Tony fort. »Verstehen Sie, nur für zwei Nächte und nicht weit ‘raus. Ich ging mit ihnen auf die Jagd – Känguruhs fangen. Wir brachten die dann ins Lager und haben sie dort verspeist. Bißchen Singen und Tanzerei ums Feuer ‘rum. Nachher fanden Ringkämpfe statt, und dann legten wir uns hin und schauten in die Sterne und haben geschlafen bis zum hellen Tag. Ich bin eigentlich mit allen prima ausgekommen. Der Boß sagte, das könnte man auch, wenn man nicht hinter ihren Weibern her wäre. Die sollte ich ja in Frieden lassen. Na ja, so ist das mit denen. – Ich weiß jetzt auch, wie man nach Honigameisen gräbt«, erklärte Tony weiter. »Haben Sie schon mal Wildenten gegessen, die ganz in Lehm gepackt, in die glühende Asche geschoben und mit den Federn gebraten worden sind? Im Kochen können die Eingeborenen einem allerhand vormachen. Und wenn die eine Fußspur sehen, sagen sie einem genau, wer die gemacht hat und wie lange das her ist und so weiter.«
    »Ja, sie können gute Freunde sein, Tony. Deshalb hat ja auch der Fährtensucher gesagt, daß nicht Sie zu dem Haus von Lorelli gegangen sind und die Frau umgebracht haben.«
    »Ja, so ist’s. Die Eingeborenen sind gute Kerle.«

7

    Jeden Morgen spazierte Bony die Hauptstraße entlang. Er bemerkte zahllose Abdrücke von Stiefeln, Strandschuhen und nackten Füßen. Wenn jemand vor ihm herging und er selbst die Fußabdrücke dieser Person entstehen sah, merkte er sich Form, Größe und Besonderheiten des Fußes oder Schuhs. Er besaß die Fähigkeit, viele Einzelheiten in seinem Gedächtnis wie in einer Kartei aufzuspeichern und konnte sie nach Bedarf wieder hervorholen.
    Geduldig suchte er hier die Fußspuren des Mannes, der Strandschuhe Größe 42 getragen hatte, als er jene Morde beging. Dieser Mann mochte Reitstiefel, Straßenschuhe oder Sandalen anziehen – seine Gangart mußte die typischen Merkmale wie bei den Strandschuhen zum Vorschein bringen. Sam Schritt, das Hinken und die Stellung seiner Füße zu einer in der Gehrichtung gezogenen oder gedachten Mittellinie mußten stets dieselben sein.
    Bis zum Ende der Woche hatte Bony auf der Hauptstraße keine Spuren dieses Mannes gefunden, und er hielt es für denkbar, daß er in Dryblowers Flat oder auf einem der Höfe an der Straße nach Laverton wohnte. Er frischte sein

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