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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Gedächtnis auf, indem er besonders genau die Gipsmodelle studierte, die Harmon aufbewahrt hatte. Ähnliche Spuren entdeckte er vielfach auf den Fußwegen, und die von Tony Carr hatten starke Ähnlichkeit mit den Modellen.
    Er war absolut sicher, daß er früher oder später die gesuchte Fährte und den Mann finden würde, von dem sie stammte.
    Eines Morgens besuchte er Schwester Jenks in der Klinik, unter dem Vorwand, er brauche ein Mittel gegen Kopfschmerzen.
    »Also über die Nachbarn möchten Sie einiges wissen. Um welche geht’s denn diesmal? Sagen Sie mir bitte im Ernst, ob Sie schon etwas herausgefunden haben.«
    »Nein«, gab er zurück. »Nichts will passen. Es gibt da aber einen Punkt, und den möchte ich besonders prüfen. Immer wieder komme ich auf die seinerzeit gemachten, allzu spärlichen Angaben der Fährtensucher zurück, von denen man weit mehr Einzelheiten hätte erwarten müssen. So ist mir – wie ja auch anderen Leuten schon – der Gedanke gekommen, daß unser Mörder sich bewußt die Tage für seine Taten ausgesucht hat, an denen die Eingeborenen auf Wanderung waren, weil er hoffte, daß die Verzögerung durch das Herbeiholen anderer Fährtensucher von weither die Ermittlungen erschweren würde. Und es gibt dann vielleicht noch einen Grund, warum er diese Zeiten gewählt hat. Wollen wir uns mal über MacBride und seine Gattin sowie deren Hausmädchen unterhalten?«
    »Sie machen sich Sorge, daß noch ein Mord passieren könnte, nicht wahr?«
    »Wenn ich mit dieser Möglichkeit nicht zu rechnen hätte, könnte ich mich hier wie im Urlaub fühlen. – Ja, ich mache mir Sorge. Weil ich bisher nichts forcieren wollte, sind mir die MacBrides persönlich noch unbekannt. Wie man mir sagte, hat das Eingeborenenmädchen jeweils ein paar Wochen bei den MacBrides gearbeitet und ist dann wieder ungefähr ebenso lange bei ihrem Stamm gewesen. Stimmt das?«
    »Ja«. Schwester Jenks runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich finde aber, man kann bei den MacBrides nicht im üblichen Sinn von Arbeitgebern sprechen«, erwiderte sie. »Mrs. MacBride hat Mary gute Kleider geschenkt und sie, wenn sie im Auto wegfuhr, immer mitgenommen.«
    »Hatte Mary Freunde oder Verehrer – schwarze oder weiße?«
    »Das glaube ich kaum. Freundinnen hatte sie wohl. Ich habe sie mal mit Mädchen – weißen – von Dryblowers Flat gesehen. Den beiden Elders und anderen.«
    »Wie beurteilen Sie die Moral der beiden?«
    Schwestern Jenks lachte. »Von schlechter Moral der Schwestern Elder habe ich bisher nichts gehört, und das hätte ich bestimmt, wenn eine von ihnen ins Gerede gekommen wäre. Sie sind ja ziemlich wild, aber das sind die anderen Mädchen da unten auch. Die beiden gehen sogar mit den Eingeborenen auf die Jagd, und da ist Mary, soviel ich weiß, manchmal mit ihnen zusammengewesen.«
    »Schönen Dank, Schwester. Wir müssen im Gedächtnis behalten, daß Mary damals beim Pastor wohnte. Sie ging gegen zehn Uhr zu Bett. Sie trug zu der Zeit das Nachthemd, das Mrs. MacBride ihr geschenkt hatte. Als sie am nächsten Morgen tot aufgefunden wurde, trug sie das von der Mission ausgegebene Kleid, ohne das ja keine Eingeborene nach Daybreak oder Dryblowers Flat kommen darf. Also muß sie dieses Kleid vor Verlassen ihres Zimmers angezogen haben, und wir können daher ruhig annehmen, daß sie aus dem Hause auf die Hauptstraße gegangen ist, wo sie ihren Mörder traf. – Wie fanden Sie sie denn im Vergleich zu den anderen Frauen ihres Stammes? War sie heiter oder ernst veranlagt? Sauber? War sie reizvoll für Männer – speziell für weiße?«
    »Ich werde sie Ihnen beschreiben«, sagte Miss Jenks. »Mary war nach meiner Schätzung ungefähr zwanzig Jahre alt. Bei regelmäßiger Ernährung sah sie ganz wohl aus. Sie wirkte – wie soll ich’s ausdrücken? – nun, sehr nett in den geschenkten Kleidern. Gelacht hat sie viel, aber gesprochen wenig, außer mit Mrs. MacBride, der sie sehr zugetan war.
    Jetzt, da Sie sich so auf Mary konzentrieren, fällt mir noch manches ein – Kleinigkeiten. An dem Sonntag, dem Tag, bevor sie starb, habe ich nach der Kirche mit ihr gesprochen, und da erschien sie mir schwermütig, nicht so fröhlich wie sonst. Ich weiß noch, daß ich sie gefragt habe, ob sie sich schlecht fühlte. Aber sie sagte: ›Mir geht’s gut, Miss‹, und schüttelte den Kopf. Sie redete jede Frau mit ›Miss‹ und jeden Mann mit ›Mister‹ an. Noch ein Jahr länger im Pfarrhaus, und sie hätte, glaube ich, ebenso gut

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