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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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würde?«
    »Aber Sie lassen sich doch darauf ein. Bei Niels Bohr haben Sie doch auch mitgespielt. Also gut, was machen Sie jetzt genau in diesem Augenblick?«
    »Also gut, ich lese.«
    Jury hörte an seinem Ende der Leitung ein ziemlich gekünsteltes Papiergeraschel. »Und was?«
    Kurze Stille. »Die Eremiten-Postille.«
    Jury wurde plötzlich ernst. »Wie bitte?«
    »Die Eremiten-Postille.«
    Jury wartete ab. Es mutete an wie eine Unterhaltung mit Chilten. »Meinen Sie, Sie könnten mich vielleicht etwas genauer einweihen?«
    »In was?«
    »Ich springe jetzt gleich durch den Hörer und bringe Sie um.«
    Melrose seufzte. »So heißt Mr. Blodgetts Käseblättchen. Das ich für ihn abonniert habe.«
    Jury wartete ab. Nichts. »Wahrscheinlich lügen Sie, denn ich kann ebenso wenig glauben, dass es eine Eremiten-Postille gibt, wie Liebesnest bei der Kripo. Im Zweifel zu Ihren Gunsten frage ich aber: Wieso sollten Eremiten eine Zeitung wollen? Ich meine, widerspricht das nicht irgendwie dem wahren Charakter des Eremitentums? Wenn die schon Zeitungen lesen, warum dann nicht einfach die Times ?«
    Es entstand eine kurze (und erfrischende) Pause, während Melrose gähnte. »Weil in der keine Eremiten-Nachrichten stehen.«
    »Wussten Sie, dass Henry James das Vampir-Thema aufgegriffen hatte?«
    »Einen Vampir hatte der?«
    »Er hatte keinen Vampir, sondern er beschäftigte sich mit dem Vampir- Thema. Haben Sie denn Der Wunderbrunnen nicht gelesen?«
    »Nein.«
    »Na, dann lesen Sie es, bevor Sie hingehen.«
    »Ich gehe aber nirgendwo hin. Hier ist übrigens eine interessante kleine Kolumne über das Wiedererstarken der Ziegenzucht in der Umgebung von Northampton.«
    »Ich habe in Northampton noch nie eine Ziege gesehen.«
    »Nicht in, ich sagte, in der Umgebung.«
    »In oder um herum, ich habe noch nie eine gesehen.«
    »Und ob Sie das haben.«
    Jury kritzelte auf einem Notizblock herum, den er offensichtlich zu diesem Zweck neben seinem Telefon liegen hatte, da er nie etwas darauf notierte. »Ach, Sie meinen Ihren Ziegenbock.«
    »Tun Sie nicht so abfällig. Immerhin ist er ein Ziegenbock. «
    »Astound.«
    »Nein, Aghast heißt er. Und das Pferd heißt Aggrieved.«
    Jury malte dem Ziegenbock, den er gerade aufs Blatt geworfen hatte, Hörner an. »Ach Gott, hoffentlich schaffen Sie sich keine Hühner an. Dann höre ich womöglich noch Namen wie Annoyed, Announced, Anästhesiert –«
    »Also, bitte! Wer würde denn ein Hühnchen Anästhesiert nennen?«
    »Der, mit dem ich gerade rede.« Jury runzelte die Stirn. »Zurück zu Lamb House. Dort hätten Sie eine eigene Köchin« – was vermutlich gelogen war – »und auch einen Butler.« Was definitiv gelogen war.
    »Ich habe bereits eine Köchin und einen Butler. Und einen Eremiten, nicht zu vergessen. Wetten, dass es dort keinen Eremiten gibt.«
    Jury knüllte den Notizzettel zusammen und zielte damit auf den Papierkorb. »Sie können doch selber den Eremiten machen. Lamb House kommt mir wie eine Art Eremitage vor.«
    »Gut, dann kann sich ja Mr. Blodgett dort häuslich einrichten.«
    »Mr. Blodgett! Der würde in der Tate Modern eine tolle Installation abgeben.« Mr. Blodgett war der ältere Mann, den Melrose sich als Eremiten angeschafft hatte. Ein zerzauster, wild aussehender, in Wirklichkeit jedoch recht sanftmütiger Mensch, dessen Aufgabe hauptsächlich darin bestand, Melrose’ Tante von Ardry End fernzuhalten. Sein diesbezüglicher Erfolg war bisher allerdings nur mäßig gewesen, was kaum überraschte.
    »Na, denn«, sagte Melrose. »Worum geht es dabei?«
    »Wobei?«
    »Mein Gott! Sie haben ja schon wieder alles vergessen!«
    »O nein. Es geht darum, dass Sie bestimmte Dinge herausfinden sollen.« Jury kritzelte einen Eremiten aufs Papier.
    »Was denn für Dinge?«
    »Das weiß ich doch nicht! Deshalb will ich Sie ja dort haben.«
    Mächtiges Aufseufzen. »Und das von der Metropolitan Police? Der altehrwürdigen Polente?«
    »Den Bullenschweinen.«
    »Den Bullenschweinen. Die wo uns beschützen vor Verbrechen und Chaos? Kein Wunder, dass Sie der Liebling vom Innenministerium sind. Sie können manchmal ganz schön nebulös daherreden.«
    »Ach was, die lassen mich ja inzwischen in Ruhe. Eines Tages werde ich sowieso die Fliege machen müssen. Zwangspensionierung, Sie wissen schon. Diese Regel habe ich übrigens nie begriffen. Wenn wir in Hochform sind, sägen sie uns ab.«
    Melrose brach in gekünstelt schallendes Gelächter aus.
    »Das heißt, Sie machen es.« Jury

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