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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sprechen, wenn das möglich ist.» Die drei Männer stiegen wieder die Treppe hoch.

    Als Matchett Jury in den Speiseraum führte, war Twig gerade dabei, den Tisch mit den Soßen und Zutaten herzurichten, während Daphne das Besteck auflegte.
    «Twig, Daphne – das ist Inspektor Jury aus London; er möchte euch ein paar Fragen stellen. Ich lasse Sie allein, Inspektor. Wenn Sie mich brauchen, ich bin in der Bar.»
    Das Mädchen erblaßte und zupfte nervös an seiner weißen Schürze. So nervös, wie das zu erwarten ist, dachte Jury.
    «Mr. Twig, nicht?»
    «Nur Twig, Sir.» Er nahm Haltung an.
    «Und Miss Murch? Darf ich Daphne zu Ihnen sagen?» Jury setzte ein herzerwärmendes Lächeln auf – eines, das auch von Herzen kam, da das arme Mädchen gleich umzufallen drohte. Sie nickte beinahe unmerklich.
    «Sie haben dem Superintendent bestimmt schon alles haargenau erzählt, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir noch ein paar Einzelheiten durchzugehen – vielleicht sollten wir uns besser setzen.»
    Twig und Daphne blickten auf den Tisch, als wäre es für sie völlig unvorstellbar, sich an ihm niederzulassen. Jury bot Daphne einen Stuhl an, und sie nahm nur zögernd darauf Platz.
    «Twig, Sie sind an diesem Abend zwischen halb neun und neun in den Keller gegangen. Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen?»
    «Viertel vor neun, würde ich sagen, Sir. Alles war in bester Ordnung – ich hab das auch schon diesem Mr. Pratt gesagt.»
    «Und das Schloß und der Riegel an der Tür waren intakt?»
    Twig kratzte sich an dem grauen Wuschelkopf. «Die Tür war auf jeden Fall zu, Sir. Nicht wie später. Aber ich kann nicht beschwören, ob das Schloß schon aufgebrochen war. Ich hab mir die ganze Zeit darüber das Hirn zermartert.»
    «Schon gut. Also, Daphne –»
    Ein tiefes Atemholen war zu vernehmen, als wäre sie aufgerufen worden, für einen ewig nörgelnden Lehrer etwas aufzusagen.
    «Sie haben sich vorbildlich benommen, Daphne. Die wenigsten hätten sich so unter Kontrolle gehabt.» Das entsprach zwar nicht dem, was ihm Lady Ardry erzählt hatte, aber er gab sowieso nicht viel auf ihr Gerede. Twig schnaubte verächtlich.
    In ihre Wangen war wieder etwas Farbe zurückgekehrt, und schon nicht mehr ganz so hilflos wandte sie sich an Twig: «Sie brauchen gar nicht so zu tun, Mr. Twig. Wären Sie mal völlig ahnungslos die Treppe runtergegangen und hätten Sie mal den armen Mann gefunden –» Sie hielt die Hand vor den Mund, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    «Es muß schrecklich für Sie gewesen sein.»
    «O ja, es war entsetzlich, einfach entsetzlich. Er war halb drin in dem Faß und halb draußen. Ich traute meinen Augen nicht. Zuerst hielt ich es für einen Scherz. Einen Streich oder so was. Dann sah ich aber an dem Anzug, daß es Mr. Small war.»
    «Und was haben Sie dann gemacht?»
    «Ich rannte wieder die Treppe hoch. Und an der Tür stieß ich auf Lady Ardry, die gerade aus dem Klo kam – entschuldigen Sie, Sir –» Sie errötete. «Ich kriegte kaum ein Wort raus, solches Herzklopfen hatte ich. Sie fragte mich, was denn passiert wäre, und ich zeigte die Treppe hinunter. Sie ging dann selbst runter, und gleich darauf hörte ich diesen Schrei – wie eine Herde Elefanten kam sie hochgestürmt und brüllte wie wahnsinnig. Es gab ein großes Durcheinander. Ich rannte in die Küche und hielt mir die Hände vors Gesicht.»
    Jury legte die Hand auf ihren Arm. «Vielen Dank, Daphne. Ich hab keine weiteren Fragen mehr.» Als sie von ihrem Tisch aufstanden, dachte Jury, daß Daphne bis jetzt wohl die einzige gewesen war, die ihm die reine, ungeschminkte Wahrheit gesagt hatte.

    Matchett erschien in der Tür zum Speiseraum. «Inspektor, wenn Sie und der Wachtmeister etwas früher zu Abend essen wollen, dann geht das in Ordnung.»
    Wiggins, der sich, wie er sagte, in dem feuchten Keller erkältet hatte, saß wieder mit dem Hund zusammen vor dem Feuer. «Ja, wollen wir», sagte Jury. «Und ich hätte mich auch noch gern mit Ihrer Köchin unterhalten.»

    Daß die Köchin ihm nicht weiterhelfen würde, war zu erwarten gewesen. Mrs. Noyes hatte diesen Small überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Die Sache hatte ihr einen solchen Schrecken eingejagt, daß Mr. Matchett sie nur mit Mühe und Not überreden konnte, bei ihm zu bleiben. Jury dankte ihr und ging zur Bar zurück, wo Matchett die leeren Flaschen aussortierte.
    «Versuchen Sie sich zu erinnern – was hat Small an diesem Abend alles gemacht?»
    Matchett

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