Inspektor Jury spielt Domino
blaß wie der Sherry, den sie trank. «Momsby Cross ist, warten Sie mal, ungefähr eine viertel Meile davon entfernt. Aber ich weiß es nicht genau. Fragen Sie Adrian. Er ging genau in die Richtung –» Ihre Hand fuhr zu ihrem Mund hoch, eine Geste, die Jury reichlich theatralisch vorkam. «Das soll nicht heißen … also, er ging einfach weiter.»
«Um welche Uhrzeit war das?»
«Ungefähr um halb acht, glaube ich. Ziemlich früh.»
«Wie gut kannten Sie Olive Manning, Miss Brixenham?»
Sie seufzte. «Inspektor Jury, dieselben Fragen habe ich soeben Ihrem Sergeant und der Polizei von Yorkshire beantwortet. Es war wieder dieser Inspektor Harkins.»
«Ich weiß. Aber bei den vielen Leuten mußte die Befragung zwangsläufig oberflächlich ausfallen.»
«Oberflächlich? Der Ansicht bin ich ganz und gar nicht. Ich glaube, daß der Mann abends nach Hause geht und noch seinen Teddybär ausfragt.»
«Inspektor Harkins ist zweifelsohne gründlich», sagte Jury. Sie sah ihn nur an. «Nur, es gibt ein paar Leute, die besonders in diesen Fall verwickelt sind –»
Maud setzte sich kerzengerade auf. «Damit meinen Sie doch ‹Hauptverdächtige›, oder?»
«Wie gut kannten Sie Mrs. Manning?»
«Nicht sehr gut. Ich versuchte, nett zu ihr zu sein, hatte damit aber wenig Erfolg.»
«Sie wissen nicht, welches Interesse jemand haben könnte, sie aus dem Weg zu räumen?»
«Du großer Gott, nein!»
Die ganze Zeit über hatte sie Plant und Wiggins, nicht aber Jury angesehen – als ob sie und nicht er die Vernehmung durchführten.
«Sie sagten, Adrian Rees sei mit Ihnen zusammen am Momsby Cross gewesen und dann weitergegangen. Und was ist mit Mr. und Mrs. Steed, wohin sind die gegangen?»
«Sie sagten, sie wollten zum Dane Hole. Dort hat Tom Evelyn schon häufiger einen Fang gemacht. Aber mir war nicht danach zumute. Nach Dane Hole ist es noch eine halbe Meile.»
«Haben Sie Mr. Rees dann noch einmal gesehen? Nach dem Momsby Cross?»
«Nein.»
«Wann haben Sie erfahren, daß Olive Manning ermordet wurde?»
«Heute morgen, als Mr. Harkins uns seinen Besuch abstattete.»
Jury stand auf, und auch Plant und Wiggins erhoben sich. «Recht schönen Dank, Miss Brixenham.»
Sie begleitete sie an die Tür. Auf dem Weg dorthin war ihr Halstuch zu Boden geflattert.
«Pink Floyd?» sagte Jury und hielt Melrose auf dem Weg vor dem Haus fest. «Wann sind Sie je mit Pink Floyd in Berührung gekommen, können Sie mir das verraten?»
Aus seiner Tasche zog Melrose eine gefaltete Kopie des New Musical Express und reichte sie Jury. «Also wirklich, Inspektor, Sie werden es in Ihrem Beruf nie zu etwas bringen, wenn Sie nur Vergil lesen.» Er warf einen Blick auf seine flache Golduhr. «Ich sehe, für unseren Tee ist es bereits zu spät. Gentlemen, darf ich Sie zu einem Rackmoor-Nebel einladen?»
8
«Vampir-Fledermäuse», schrie Bertie, während er mit einer alten Steppdecke über dem Kopf durch die Küche sauste und mit seinen Ellbogen kleine hektische Flugbewegungen machte. Dabei wirbelte er die Rauchschwaden durcheinander, die aus der Pfanne mit dem Frühstücksspeck aufstiegen; er war angebrannt, weil Bertie anscheinend lieber flog als kochte. Er stieß einen hohen, durchdringenden Ton aus, wie ihn seiner Meinung nach die Fledermäuse von sich gaben.
Arnold ging einen Schritt zurück. Wenn das ein neues Spiel sein sollte, dann wollte Arnold nicht daran teilnehmen.
Mit der Steppdecke wedelnd, fing Bertie an, auf Zehenspitzen zu gehen. «Sie saugen Blut, lieber Arnold, ja, das tun sie!» Er hatte seine Zähne über die Unterlippe gepreßt, damit sie wie die Zähne eines Vampirs aussahen. Jedem anderen Hund hätte sich bei Berties kreischendem Lachen das Fell gesträubt. Arnold gähnte nur.
Seufzend nahm Bertie die Steppdecke vom Kopf und inspizierte den angebrannten Frühstücksspeck. Sie mußten sich eben mit Toast begnügen. Speck wie diesen gab es dreimal wöchentlich: zwei Streifen für ihn, einen für Arnold. Bertie war sehr sparsam.
«Jedenfalls», sagte er und spießte den Toast auf eine Toastgabel auf, «hörte sich das für mich so an. Mit dem Haufen Löcher im Leib muß sie ja wie ein Sieb ausgesehen haben.» Er hielt den Toast übers Feuer und drehte ihn behutsam. Dann hielt er ihn Arnold hin, damit er ihn begutachtete. «Braun und knusprig. Ich denke, wir werden ein gekochtes Ei zum Tee essen.» Er setzte einen kleinen Topf mit Wasser aufs Feuer, nahm zwei Eier aus einer Schüssel im Regal, legte sie hinein
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