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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Schwindel aufzuziehen: Geld und Rachsucht. Für sie muß es geradezu ein Spaß gewesen sein. Sie brauchte nur mehr Informationen und jemanden im Haus, der sie unterstützte, falls Colonel Crael an ihrer Identität Zweifel kommen sollten. Es war sehr klug von Olive, zuerst zu bestreiten, daß es Dillys sei. Nach dem Mord mußte sie natürlich ihre Aussage aufrechterhalten.»
    «Sie müssen zugeben, daß Julian Crael durch die ganze Geschichte nicht gerade entlastet wird.»
    «Er hat aber auch ein Alibi. Glauben Sie mir, Harkins hat es überprüft.»
    «Das hat er nicht.» Melrose sagte den Satz so beiläufig, als würde er den Möwen ein paar Brotbrocken zuwerfen. «Ich habe mich mit der Dienerschaft unterhalten. Erinnern Sie sich an die vielen Aushilfen, die der Colonel engagiert hatte?»
    «Erzählen Sie mir ja nicht, Julian Crael sei inkognito als Diener verkleidet herumgelaufen –»
    Plant schüttelte ungeduldig den Kopf. «Vielleicht erinnern Sie sich, daß der Treppenabsatz vor Julians Zimmer wie eine Empore aussieht. Dort spielte die Kapelle – auch kostümiert.» Melrose lächelte.
    «Und die Musiker mischten sich unter die Gäste. Angenommen, Julian hatte etwas an, einen Mantel oder etwas, um seine Haare zu verbergen, eine Maske, und trug eine, oh, ja, eine Zither? Du lieber Himmel, ich würde nicht mal meine Tante erkennen, wenn sie eine Zither trüge. Er brauchte ja gar nicht darauf zu spielen. Er brauchte nur diese Treppe hinunterzugehen – oder hinauf. Wen kümmert schon ein Musiker in einem Kostüm. Warum schütteln Sie den Kopf?»
    «Julian hat mir dieses Alibi kein einziges Mal unter die Nase gerieben, als ich mit ihm sprach. Es war beinahe so, als würde er seine Schuld als vollendete Tatsache akzeptieren. Oder wenigstens, daß ich ihn für schuldig hielte. Außerdem ist Julian nicht –»
    «Wenn Sie jetzt sagen ‹er ist nicht der Typ, der einen Mord begeht›, dann muß mich Harkins wegen Beamtenbeleidigung verhaften.»
    «Harkins würde Ihnen im Gegenteil einen ausgeben.» Jury blickte ihn nachdenklich an. «Ich muß allerdings zugeben, daß das, was Sie da sagen, eine Möglichkeit darstellt – obwohl es meiner Meinung nach ziemlich unwahrscheinlich ist.»
    «Also, ich habe Julians ‹perfektes Alibi› satt. Warum fällt es Ihnen so schwer zu glauben, daß er der Schuldige ist?»
    Jury sah die Stufen hinunter. Sergeant Wiggins kam angerannt und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal. «Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich glaube, keiner von ihnen hat es getan. Hier kommt Wiggins.»
    Sergeant Wiggins war außer Atem. «Inspektor, es ist … Les Aird … Miss Brixenham … sagt, er sei … heute morgen draußen im Howl-Moor gewesen … er möchte … daß Sie mitkommen und mit ihm über die Sache sprechen.» Wiggins mußte sich nach dieser Anstrengung an die Mole lehnen.
    «Meinen Sie, er hat was gesehen, Wiggins?»
    Wiggins nickte, fuhr sich mit einem Taschentuch über das Gesicht und legte eine Tablette unter seine Zunge.
    «Na, dann mal los.»
    «Dürfte ich mitkommen, Inspektor? Ich weiß, es ist Sache der Polizei, aber …»
    «Nach allem, was Sie getan haben, Mr. Plant, sehe ich keinen Grund, warum Sie nicht mitkommen sollten. Und ich bin sicher, daß Sie mir helfen können, mit Les zu sprechen. Immerhin beherrschen Sie die romanischen Sprachen.»

7
    «Er ist wirklich ganz aus dem Häuschen», überbrüllte Maud Brixenham den Lärm der Rockmusik. Alle drei standen wie vom Blitz gerührt da, während die Aschenbecher auf den Tischen tanzten. Maud hämmerte gegen die Decke. Der Lärm wurde zu einem Brausen, als böge ein Zug, von dem man gedacht hat, er würde einen überfahren, plötzlich auf ein Nebengleis ab. Melrose Plant, der sich anscheinend ganz zu Hause fühlte, setzte sich, holte sein goldenes Zigarettenetui hervor und hielt es ihnen hin. Er sah zur Decke hoch, während er mit der Zigarette gegen das Etui klopfte und sagte: «Ihr Neffe hat ja einen ziemlich konservativen Geschmack. Das sind doch die Rolling Stones, wenn ich nicht irre?»
    Jury und Maud Brixenham starrten ihn an, er lächelte jedoch nur und zündete sich eine Zigarette an.
    «Was ist heute morgen passiert, Miss Brixenham?»
    «Mir war vollkommen neu, daß Les sich für die Jagd interessiert. Daher war ich auch ganz verblüfft, als er mir sagte, er sei draußen gewesen und hätte gesehen – oder meinte gesehen zu haben, wie zwei Leute an der Mauer entlanggingen, wo sie … Olive … lag.» Sie spielte mit einem Knopf

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