Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
March, haben Sie wohl nicht gekannt? So lange sind Sie wahrscheinlich noch gar nicht hier.»
    «Nein. Aber ich kenne die Geschichte: Sie haute ab und heiratete, stimmt’s?»
    Das Heiraten schien es ihr angetan zu haben. «Das ist uns nicht bekannt. Das Kostüm soll einer gewissen Lily Siddons gehört haben?»
    Kitty nickte. «Lily, ja, Sir, das stimmt, sie hat es ihr gegeben oder geliehen, das weiß ich nicht genau. Und Lily ging zusammen mit Maud Brixenham als –» Kitty schob die Unterlippe vor, «als irgendwas aus Shakespeare. Ich kann mich nicht mehr erinnern.»
    «Ist Lily Siddons mit den Craels befreundet?»
    «Ja, ihre Mutter war bis zu ihrem Tod Köchin im Old House – Mary Siddons.»
    «Die Tochter von Craels Köchin? Sir Titus scheint ja sehr demokratisch zu sein –» Jury half Kitty aus der Verlegenheit. «Ich meine, wenn er sogar die Kinder seiner Dienstboten um sich schart.»
    «Oh, mit Lily ist es was anderes. Sie ist ihm ans Herz gewachsen. Als ihr Vater einfach weglief, hat sie mit ihrer Mutter eine Zeitlang bei ihnen gewohnt.»
    «Hier scheinen ja viele Leute zu verschwinden! Haben Sie Lily in der Mordnacht gesehen?»
    «Ja, hab ich. Wenn ich den Laden dichtmache, unterhalten wir uns meist noch ein bißchen. Sie wohnt gleich da drüben, in dem komischen kleinen Haus, wo sich High Street und Grape Lane treffen. Nach Feierabend bin ich zu ihr rübergerannt.»
    Jury zog sein Notizbuch heraus. «Wann war das?»
    «Fünf vor halb zwölf. Ich sah, daß sie noch Licht anhatte.»
    «Ich dachte, sie wäre auf das Fest gegangen?»
    «Sie ist gleich wieder zurückgekommen. Mit Maud Brixenham und Mauds Neffen, Les Aird. Lily sagte, es wäre ihr schlecht geworden.» Sie beobachtete, wie Jury den Umschlag öffnete, und fügte hinzu: «Ist wohl wichtig, weil um diesen Dreh auch Gemma Temple umgebracht wurde?»
    Jury blickte zu ihr hoch. «Sie wissen, um wieviel Uhr das passiert ist?»
    «Sicher. Jeder in Rackmoor weiß das. Zwölf Messerstiche hat sie abgekriegt.»
    «Wie lange braucht man von hier zur Engelsstiege, Kitty?»
    Kitty setzte ein gewinnendes Lächeln auf. «Genau das hat mich Mr. Harkins auch gefragt. Zehn Minuten bis zu der Stelle, wo sie ermordet wurde. Ich kann’s also unmöglich gewesen sein, wo ich doch fünf vor halb zwölf schon bei Lily war!»
    Jury lachte. «Sie und Lily haben ein ganz gutes Alibi.» Kitty strahlte, und er fügte hinzu: «Aber hieb- und stichfest ist es nicht. Eine von Ihnen könnte ja gerannt sein wie der Teufel …»
    Kitty fühlte sich sicher genug, um zu lachen. «Oh, das ist doch nicht Ihr Ernst, Sir.» Sie senkte die Stimme. «Womit wurde sie denn umgebracht?»
    «Ich dachte, das könnte ich von Ihnen erfahren. Sie wissen doch sonst alles. Hören Sie, Kitty, wer könnte Interesse daran haben, Lily Siddons um die Ecke zu bringen?»
    Schockiert blickte sie ihn an. «Lily, Sir? Wie meinen Sie denn das?»
    «Sie sind doch mit ihr befreundet. Hat sie Ihnen nicht erzählt, daß sie dachte, der Mörder habe sie mit Gemma Temple verwechselt? Die Temple trug ja auch ihr Kostüm.»
    «Du lieber Himmel! Nein, davon hat sie nichts gesagt.»
    «Sahen sie sich denn sehr ähnlich?»
    «Nein, aber das Kostüm … ist schwer zu sagen, ich meine bei dem Nebel und der Dunkelheit …»
    «Hmm, ich glaube, ich schau mir am besten mal das Zimmer von der Temple an.»
    Sie ging mit Jury durch die Tür und die enge Treppe hinauf; das Zimmer lag am Ende des Flurs, ein großer, heller Raum, von dem aus man auf den Wellenbrecher und auf das schiefergraue Wasser blickte.
    Während Jury das Zimmer inspizierte – die Schränke öffnete und hinter die Möbelstücke und Spiegel schaute –, erzählte Kitty, daß sie ihre Zimmer selten vermiete. «Im Winter kommt doch niemand. Gestern nachmittag ist mir zum erstenmal seit zwei Monaten wieder ein Fremder über den Weg gelaufen, ein Herr, der sich in eine Ecke setzte, ein französisches Buch las und dabei Old Peculiar trank – wer trinkt das heutzutage noch?
    Bitsy, die hier serviert, falls sie überhaupt etwas tut, sagte, er sei auf dem Weg zum Old House gewesen und hätte sich nur noch ein bißchen im Dorf umschauen wollen. Bitsy hat natürlich mit ihm getratscht, solange es nur ging. Wenn sie nur nicht zu arbeiten braucht –»
    Old Peculiar und ein französisches Buch. «Wie sah er denn aus?»
    «Ziemlich groß. Helles Haar. Wirklich tolle Augen.»
    «Grün?»
    «Ja, grün. Sie glitzerten richtig. Woher wissen Sie das?»
    Melrose Plant. Was zum

Weitere Kostenlose Bücher