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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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«Wahrscheinlich. Warum?»
    «Ganz einfach, weil jeder, der irgendwelche Ansprüche zu haben glaubt – sie können legaler oder emotionaler Natur sein –, daran interessiert sein könnte, Dillys March aus dem Weg zu räumen.»
    Julian starrte ihn nur an. Dann lachte er. «Heiliger Strohsack! Zuerst war Lily das Opfer und jetzt ist sie die Mörderin! Die Vorstellung, daß sie mit diesem Messer zugestochen hat, ist einfach absurd. Ganz abgesehen davon, daß das eine ziemlich mühsame Art und Weise ist, sein Erbe zu kassieren», fügte er trocken hinzu.
    «Warum absurd? Es könnte durchaus eine Frau getan haben.»
    «Lily ist eine durch und durch vernünftige Person. Sie arbeitet Tag und Nacht in ihrem Restaurant. Außerdem fehlt ihr –» er schien nach einem Wort zu suchen, das diesen Mangel ausdrückte – «das Temperament dazu. Lily ist ein richtiger kleiner Eisberg. Kalt wie ein Fisch.» Jury unterdrückte ein Lächeln. «Hübsch ist sie ja. Helle Haut, blondes Haar. Ja, eine durchaus attraktive Frau.» Er schien darüber nachzudenken, als hätte er diese Entdeckung eben erst gemacht. «Der Colonel ist sehr demokratisch gesonnen, finden Sie nicht?»
    «Wer hat es Ihrer Meinung nach getan, Mr. Crael?»
    Er stieß ein kurzes Lachen aus. «Keiner. Oh, schauen wir uns doch mal um: Da ist Adrian Rees. Er ist einer von der kämpferischen Sorte. Immer hat er irgendwelche Geschichten am Hals. Wirtshausschlägereien. Er bemüht sich jedenfalls redlich, seinem Image gerecht zu werden.»
    «Sie mögen ihn nicht?»
    «Er ist mir gleichgültig.»
    Diese Gleichgültigkeit, die sich auf die meisten Dinge und die meisten Leute seiner Umgebung erstreckte, erschien Jury zu forciert, um echt zu sein.
    «Rees würde ich auch zutrauen, daß er sich mit jemandem zusammentut, um ein Ding zu drehen. Er braucht Geld für seine Galerie, das weiß ich. Vater hat ihm schon eine ganze Menge geliehen.»
    «Hat er denn genug über Dillys March gewußt, um Gemma Temple instruieren zu können?»
    «Das weiß ich nicht. Der Colonel vertraut sich allen möglichen Leuten an. Maud Brixenham zum Beispiel. Daß sie gerne Lady Crael wäre, springt einem geradezu ins Auge. Papa sieht ja auch noch ganz repräsentabel aus. Er ist zwar fünfzehn, zwanzig Jahre älter als sie, aber man sieht’s ihm nicht an. Und schließlich ist sie auch schon fünfundfünfzig, es kommt also sowieso nicht mehr darauf an.» Jury lächelte über diese jugendliche Betrachtungsweise, die dem Alter kurzerhand alle Leidenschaften absprach. «Der Colonel ist sehr aktiv. Diese verdammten Fuchsjagden!»
    «Hegt Ihr Vater ihr gegenüber ähnliche Gefühle?»
    «Er spricht zwar gern über seine Privatangelegenheiten, aber nicht mit mir.» Julian warf Jury einen spöttischen Blick zu. «Nein, die gute alte Maud wäre bestimmt nicht begeistert, wenn Dillys zurückkäme und Ansprüche emotionaler Art, wie Sie es nannten, anmelden würde. Genausowenig wie Olive Manning. Ich glaube, sie gibt meinem Vater insgeheim die Schuld an dieser schmutzigen Affäre zwischen Leo und Dillys. Ihr Sohn ist in einer Anstalt. Aber man sollte auch dem Teufel – in diesem Fall Dillys – Gerechtigkeit widerfahren lassen: Leo Manning war schon lange bevor sie hier auftauchte, reif dafür. Mein Vater hat ihn nur als Fahrer eingestellt, um Olive einen Gefallen zu tun. Er taugte nichts, weder als Fahrer noch als Mensch. Aber seine Mutter sieht das natürlich anders. Nein, Dillys hatte an allem schuld. Oder wir alle. Papa kommt für die Kosten der Anstalt auf. Er ist sehr großzügig. Wahrscheinlich hat er in seinem Testament allen möglichen Leuten eine Rente ausgesetzt.» Julian blickte Jury an. «Nein, Inspektor, er würde mich wegen Dillys March nicht enterben. Er könnte natürlich auch alles dem Hundeverein oder einer Organisation für notleidende Jäger vermachen.» Er rauchte und schwieg einen Augenblick. «Vielleicht wollte diese Gemma Temple einfach nur Dillys Marchs fünfzigtausend Pfund kassieren und dann wieder verschwinden.»
    «Oder sich häuslich einrichten.»
    «Das hätte sie nicht geschafft. Niemals.»
    «Sie scheint sich aber ganz gut eingeführt zu haben.»
    «Aber sie hätte es unmöglich durchziehen können. Achtundvierzig Stunden als jemand anderes zu posieren ist nicht so schwierig. Aber ganz in die Rolle eines andern zu schlüpfen –»
    Julian schüttelte ungläubig den Kopf.
    «Dillys March war wohl nicht sehr beliebt?»
    «Da haben Sie recht.»
    «Aber sie war doch erst achtzehn,

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