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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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verdammte Nebel, er ist Gift für meine Nebenhöhlen. Ich meinte nur, diese Geschichte enthält zu viele Wenns. Lily Siddons war sich doch nicht einmal sicher – zumindest nicht vor dem Mord –, ob tatsächlich jemand versucht hat, sie aus dem Weg zu räumen. Gemma Temple dieses Kostüm zu verpassen in der Hoffnung, der Mörder würde sie für Lily halten – das war doch irgendwie viel zu unsicher. Hatte sie denn was gegen diese Gemma Temple?»
    «Gegen Gemma Temple hatte sie wohl nichts. Aber gegen Dillys March! Sie haßte sie. Ein Gefühl, das wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Aber Sie haben wohl recht. Sich auf diese Weise jemanden vom Hals schaffen zu wollen ist eine verdammt unsichere Sache.»
    «Und was wäre für sie dabei herausgesprungen, abgesehen natürlich von der Befriedigung ihrer Rachegelüste?»
    «Geld wahrscheinlich. Geld vom Colonel. Ich kann mir vorstellen, daß er sie in seinem Testament reichlich bedacht hat – das läßt sich übrigens ganz einfach nachprüfen. Wenn Dillys March jetzt auftauchte, ginge ein ganz schön großes Stück des Kuchens an sie.» Jury beugte sich über den Tisch. «Schauen wir uns doch mal die Leute an, die Dillys Marchs Rückkehr in Verlegenheit bringen würde. Motive und Gelegenheiten: Wie sieht es damit bei den einzelnen aus?»
    «Julian Crael: Das Motiv liegt auf der Hand. Aber ein hieb- und stichfestes Alibi.»
    «Wirklich komisch, das», sagte Wiggins und faltete sorgfältig seine Serviette zusammen.
    «Falls das, was er sagt, nicht doch stimmt. Dann ist da noch Adrian Rees. Er hätte reichlich Gelegenheit gehabt – er ist die Grape Lane hochgegangen und hat sie gesehen. Aber wo ist das Motiv? Ich nehme an, daß der Colonel weiterhin den Mäzen spielen würde, wenn auch vielleicht in geringerem Ausmaß.
    Und dann Maud Brixenham: Motiv sowie Gelegenheit. Angenommen, der Colonel wäre daran interessiert, wieder zu heiraten – die Rückkehr der verlorenen Tochter (wie Sie sich ausdrückten) würde seine Gefühle ganz schön in Anspruch nehmen.»
    «Lily Siddons: Motiv vorhanden, Gelegenheit kaum. Sie scheidet mehr oder weniger aus, sie hätte schon mit affenartiger Geschwindigkeit zur Engelsstiege hochrennen, sie umbringen und dann wieder hierher zurückrasen müssen – alles in zehn Minuten. Man braucht allein schon zehn Minuten, nur um da hochzukommen. Abgesehen davon, sollte sie selbst ja vielleicht umgebracht werden.»
    «Kitty Meechem –»
    «Oh, die bestimmt nicht, Sir!» Wiggins blickte auf die köstlichen Reste des üppigen Frühstücks, als könne er nicht glauben, daß es von einer Killerin serviert worden sei.
    «Wollen Sie noch ein Ei, Wiggins?»
    «Oh, nein danke. Ich bin wirklich satt.» Er klopfte sich auf den Bauch.
    Jury warf etwas Kleingeld auf den Tisch, das Trinkgeld für Biddy oder Billy, eine ziemlich lahme Bedienung, die sich die Zeit damit vertrieben hatte, das Silber auf dem Nachbartisch hin und her zu rücken und sie anzustarren, bis Kitty der Sache schließlich ein Ende machte. «Gehn wir!»
     
    Jury lehnte sich mit ausgebreiteten Armen über die Kaimauer und blickte auf die glitzernden Häufchen aus Holzstückchen und Muscheln, die die Flut zurückgelassen hatte, und die Boote, von denen einige auf dem Kiesstreifen lagen. Es war heller geworden; der Horizont war dunstig und verschwommen, die Sonne noch verschleiert. Das winzige Dorf mit seinen rotbraunen, die Klippen hochkletternden Dächern sah aus, als könne es jeden Augenblick wie die Bauklötzchen eines Kindes ins Meer purzeln.
    «Maud Brixenhams Beschreibung des Abendessens … können Sie mal in dem Notizbuch nachsehen.»
    Wiggins holte sein Notizbuch hervor. Jury staunte immer wieder, wieviel er darin unterbringen konnte – vielleicht weil seine Schrift so klein und kritzlig war. Er fand die Stelle und las vor: «‹Es war ganz intim, das Essen, nur Titus, Lily Siddons, Adrian und diese Temple. Wir waren im Bracewood-Salon›, das ist der Raum, in dem Sie mit Julian Crael gesprochen haben … ‹und Gemma Temple saß vor dem Feuer. Julian und ich standen mit unserm Sherry in der Hand herum.›»
    Jury blickte auf das Wasser und ertrug die Langeweile, die Wiggins’ Notizen verbreiteten. Die Tatsache, daß Wiggins’ Genauigkeit einfach nicht zu überbieten war, versöhnte ihn mit seiner frustrierenden Umständlichkeit und der häufig unerträglichen Länge seiner Berichte. In diesem Fall kam auch noch Maud Brixenhams Freude am Detail hinzu. Wiggins las monoton

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