Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
nichts, was sich hätte verändern lassen. «Am besten, wir gehen in die Küche. Dort brennt ein Feuer.» Sie rührte sich jedoch nicht, sondern blickte gedankenverloren aus den hohen Fenstern. Es war geradezu ein Ritual, dieses Verweilen in jedem Raum. Als wolle sie einem Hausgott ihre Verehrung bezeugen, damit ihr seine magischen Kräfte erhalten blieben.
    Das Collier, das Jury wie ein kleines, grünes Feuer in seiner Tasche lodern spürte, schien ihr jedenfalls nicht sonderlich wichtig zu sein.
    Einen Augenblick darauf sagte sie: «Und Katie O’Brien ist auch tot.»
    «Ja», sagte Jury und zog das Collier aus der Tasche. «Das hier gehört Ihnen.»
    Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als die Hände auszustrecken, die sie ihm hinhielt wie jemand, der aus einer Quelle trinken will. Er legte das Collier hinein. Sie hielt es hoch und gegen das Licht. «Vier Leute mußten deswegen sterben.»
    «Stellen Sie sich nicht so an», sagte Jury abrupt. Überrascht sah sie ihn an. «Ich meine, es ist Ihres, es gehört Ihnen. Und wenn Sie es nicht tragen wollen, dann bringen Sie es zu Sotheby’s oder sonstwohin und lassen Sie es versteigern. Sie werden so viel Geld dafür bekommen, daß Sie nicht mehr von hier wegziehen müssen, weder nach Stratford-upon-Avon noch sonstwohin.»
    Nichts ließ erkennen, ob sie überhaupt zugehört hatte. Als nächstes sagte sie: «Wissen Sie, ich habe immer gefunden, daß aus den Bestattungsriten der Ägypter mehr Hoffnung sprach als aus unseren. Dem Verstorbenen Speisen, Wein und Schmuck mit ins Grab zu geben, damit er auch im Jenseits keinen Mangel litt.»
    «Was wollen Sie denn damit sagen? Etwa, daß auf dem Collier der Fluch der Pharaonen liegt?»
    «Nein.» Ihre kühlen Augen musterten ihn. «Ich habe das Gefühl, Sie halten mich für ziemlich undankbar. Aber glauben Sie mir, das stimmt nicht.»
    «Ich erwarte von Ihnen gar keine Dankbarkeit. Ich erwarte nur, daß Sie gut für sich sorgen.» Er wandte sich ab, um die trauernde Statue zu betrachten, denn er empfand eine völlig irrationale Wut.
    «Oh», sagte sie nur. Sie spielte mit dem Verschluß des Colliers und legte es sich um den Hals. «Hier, sehen Sie, ich glaube nicht, daß irgendein Fluch darauf liegt.»
    Jury verkniff sich ein Lächeln; er konnte sich nicht erklären, warum er plötzlich so wütend geworden war. Im Grunde sah sie sehr komisch aus in dem ausgebeulten grauen Pullover und dieser smaragdgrünen Pracht. «Na gut», sagte er, «solange Sie die Sache vernünftig betrachten.»
    «Ich bin sehr vernünftig.»
    Jury hatte da seine Zweifel. Er wollte ihr gerade einen weiteren kleinen Vortrag halten, aber das Quietschen der Tür, die am andern Ende des Raums aufsprang, bewahrte ihn vor dieser Dummheit; ein wieder auferstandener Tom kam herein. Der schwarze Kater ließ sich in der Mitte des Zimmers nieder und fing an, sich das Gesicht zu putzen, als liege der Wettlauf mit dem Tod schon Jahre zurück.
    «Die Katze ist also wieder da?»
    «Ja. Nachdem er sie geröntgt hatte, meinte der Tierarzt, es sei doch nicht so schlimm. Aber gekostet hat es trotzdem eine Menge.»
    Jury zeigte auf das Collier. «Damit können Sie viele Tierarztrechnungen bezahlen.»
    Lächelnd ließ sie es durch die Finger gleiten. «Es ist eigentlich ganz hübsch, nicht? John hat mir erzählt, daß Smaragde vor allem deswegen so geschätzt wurden, weil sie die Farbe der Vegetation haben. Sie wurden mit den Überschwemmungen des Nils und dem Wiedererwachen des Lebens in Verbindung gebracht.»
    «Ihre Katze scheint sich jedenfalls prächtig regeneriert zu haben. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen.»
    Sie blickte auf die Katze, die sie anblinzelte, als brauche sie eine Brille, und dann gähnte. «Ein häßliches altes Vieh, was?»
    «Ja. Zu schade, daß Sie sie nicht mögen.» Jury lächelte.
     
     
     
    Nicht nur Polly Praed beschäftigte die Frage, wieviel ein Polizist verdiente.
    Emily Louise stellte sich genau dieselbe Frage, als sie an jenem Montagnachmittag mit großer Hingabe ihr Pony striegelte. Nur war ihre Neugier gezielter als Pollys: Emily wollte wissen, wieviel ein Superintendent verdiente.
    «Soll ich bei Jurys Bank nachfragen?»
    Sein Sarkasmus kam nicht an. Emily ließ sich weiter über die Preise und Vorzüge verschiedener Pferderassen aus. «Ein richtig gutes Pferd kostet glatt mehrere tausend Pfund. Aber Rennpferde und so interessieren mich gar nicht.»
    «Da hat der Superintendent aber Glück, da kann er ja auch noch seinen Wagen

Weitere Kostenlose Bücher