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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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dieser Sache auch noch nicht weitergekommen, was, Peter? Zwei Wochen ist das nun schon her. Na schön, Superintendent, ich würde ganz gerne noch etwas bleiben und mit Ihnen plaudern, aber ich muß leider weiter.» Er klopfte mit seinem Stock dreimal auf den Boden, als wolle er irgendwelche Geister beschwören. «Wir stehen Ihnen zur Verfügung», bot er Jury an. «Zögern Sie nicht, uns in Rookswood aufzusuchen, wann immer Sie Hilfe benötigen.» Nachdem er sich die Befriedigung verschafft hatte, bei der Polizei nach dem Rechten gesehen zu haben, riß Miles Bodenheim die Tür auf und segelte hinaus, während sich hinter ihm die heiße Luft mit der kalten vermischte.
    «Was ist denn mit dem Mädchen passiert?» fragte Jury und ließ den Packen Briefe in die Tasche seines Regenmantels gleiten.
    «Katie O’Brien. Das ist die Tochter der Wirtin vom Blue Boy. Sie ist zweimal im Monat nach London gefahren, um Geigenstunden zu nehmen. Anscheinend hat sie auch in der Underground gefiedelt, um sich ein Taschengeld zu verdienen.»
    «So ’n Blödsinn», sagte Sergeant Wiggins.
    «Tja, und dann hat ihr jemand den Schädel eingeschlagen. Es soll ein wahres Wunder sein, daß sie noch lebt, aber ich weiß nicht, ob sie so besser dran ist. Sie liegt im Fulham Road Hospital im Koma. Schon seit beinahe zwei Wochen, und es sieht nicht gerade gut aus.»
    Als sie aufstanden, um sich zu verabschieden, fragte Jury: «Wo ist das passiert?»
    «Im East End. In der Wembley-Knotts-Station. Ihr Musiklehrer wohnt da irgendwo in der Nähe.»
    Wiggins steckte sich ein Hustenbonbon in den Mund und reichte die Schachtel herum. «Keine Gegend, in der sich ein junges Mädchen herumtreiben sollte.»

4
    Sollte sie , sollte sie nicht , sollte sie doch.
    Emily Louise Perk stand immer noch auf der Grünanlage, O-beinig wie immer. Emily war sozusagen immer zu Pferd. Sie hatte die Tür der Polizeiwache im Auge, aus der eben Miles Bodenheim getreten war; er war dann aber sofort abgebogen. Ihre Gedanken kreisten um Scotland Yard.
    In Pollys Büchern tauchte etwas auf, was Mordkabinett hieß, und Emily Louise fragte sich, wie so was wohl aussah. Wahrscheinlich befanden sich in ihm die Wachsfiguren von Mördern. Und Handschellen, Äxte, Blut. Sie hatte einen Horror vor Blut und hatte sich die detaillierten Beschreibungen der Leiche, die im Wald von Horndean gefunden worden war, kaum anhören können. Emily haßte es, nur an Blut zu denken. Das war auch einer der Gründe, weshalb sie eine so gute Reiterin war; sie wußte nämlich, daß sie herunterfallen und sich blutende Wunden holen konnte, wenn sie ihre Kunst nicht beherrschte. Ihre Mutter hatte einmal versucht, mit ihr über Blut und Blutungen zu reden, aber Emily hatte sich so geekelt, daß sie aus dem Zimmer gerannt war. In Pollys Büchern hatte sie die Beschreibungen von blutüberströmten Körpern immer übersprungen. In einem war von einem abgeschlagenen Kopf die Rede. Und nun war das auch noch hier passiert. Eine abgeschlagene Hand. Miss Craigie hatte gesagt, die Finger … Nein, sie wollte nicht daran denken.
    Sie hatte es auch nicht über sich gebracht, Katie im Krankenhaus zu besuchen. Schaudernd dachte sie an die Gerüche, an das Blut, auf das man überall stieß: die Operationstische, die Messer der Chirurgen, die Blutflecken, Kittel und Uniformen. Und sie wollte ihre Freundin Katie nicht wie eine Tote auf einem Tisch liegen sehen.
    Die Falte auf ihrer Stirn wurde noch tiefer. Eine so tiefe Furche war selbst für Emily ungewöhnlich. Wenn sie nur rausbekäme, was die Polizei wußte, vielleicht konnte sie dann auch entscheiden, ob das, was sie wußte, von Bedeutung war.
    Die Tür der Polizeiwache ging wieder auf, und er kam heraus. Sie würde vorsichtig zu Werke gehen müssen. Leute von Scotland Yard schafften es, jeden auszuquetschen. Sie konnten selbst ihr Pony Shandy zum Reden bringen, wenn sie mußten. Und die Bäume, wenn sie es darauf anlegten.
    Und Emily war im Besitz eines Geheimnisses. Das Problem war nur, daß es eigentlich nicht ihr Geheimnis war. Es war vielmehr Katie O’Briens Geheimnis.
     
     
     
    Sollte sie , sollte sie nicht, sollte sie doch.
    Polly Praed schob die Walze ihrer Schreibmaschine so heftig zurück, daß sie beinahe die ganze Maschine mitnahm.
    Sie versuchte, sich zu einem Entschluß durchzuringen.
    Ihr Häuschen stand direkt neben dem keltischen Kreuz, dort wo die Hauptstraße in die Hertfield Road mündete und mit ihr ein Y bildete. Von dem Fenster des winzigen

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