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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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was ist mit diesem Musiklehrer? Sagten Sie nicht, er hätte sie an der Station abholen und auch wieder zur Station zurückbringen sollen?»
    Gere zuckte die Achseln. «Weiß ich nicht. Das Morddezernat beschäftigt sich mit diesem Fall. Sie können sich von Carstairs einen Bericht geben lassen. Ist bestimmt nicht die erste, die in London überfallen wurde.» Gere lächelte matt. «Ein schwerer Schlag für Mary. Arme Frau. Aber die Jugend heutzutage –»
    «Was für Jeans?» fragte Jury.
    Erstaunt blickte Peter hoch. «Was für welche? Blue Jeans. Sehen doch alle gleich aus.»
    «Überhaupt nicht. Die meisten Mädchen stehen heute auf Designer-Jeans, darunter machen sie es nicht. Welche Marke?»
    Peter runzelte die Stirn. «Hmmm, das weiß ich nicht. Warum ist das denn so wichtig?»
    «Ich frage mich nur, wie lange sie in der Underground spielen mußte, um sich welche kaufen zu können.»
     
    «Jordache-Jeans», sagte Mary O’Brien und drehte am Zipfel ihrer Schürze, als wäre es der Hals des Mannes, der ihre Tochter überfallen hatte. «Und ein rosa-violettes T-Shirt. Ihr Kleid lag in der Tasche.»
    «Jungen? Wie stand’s damit? Hatte sie einen Freund?»
    Mary O’Brien schüttelte den Kopf. «Sie ist erst sechzehn. Ich hab ihr gesagt, das hätte Zeit.»
    Jury äußerte sich nicht dazu. «Der Musiklehrer – wie heißt der?»
    «Macenery.» Sie schaute zu, wie Wiggins sich den Namen notierte. «Cyril Macenery. Er wohnt in der Drumm Street, nicht weit vor der Station. Das erste Mal bin ich zusammen mit Katie zu ihm hingegangen. Er behauptet, er hat sie an die Bahn gebracht. Angeblich hatte er auch keine Ahnung, daß sie dort spielte.»
    «Nehmen Sie ihm das nicht ab?»
    «Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Es überrascht mich, daß Sie sich überhaupt dafür interessieren. Außer Ihnen tut das keiner. Nach diesen Briefen und jetzt nach diesem Mord im Wald von Horndean …» Mit dem Handrücken strich sie sich das dunkle Haar aus der Stirn.
    «Natürlich interessiert mich das, Mrs. O’Brien. Eine schreckliche Geschichte.» Sie schenkte ihm ein winziges, kaum wahrnehmbares Lächeln, ein Lächeln wie ein Blatt, das an einem Stein im Wasser hängengeblieben ist. Es verflüchtigte sich sofort wieder. «Wie heißt ihr Arzt?»
    «Dr. Riddley. Der Arzt aus dem Dorf. Sie können nichts tun als warten. Ich besuche sie im Krankenhaus und spreche mit ihr. Es ist schwer, mit jemandem zu sprechen, der einen nicht hört. Ich habe auch den Kassettenrecorder und ein paar von ihren Lieblingskassetten hingebracht. Katie war außergewöhnlich musikalisch», sagte Mary O’Brien, und in ihrer Stimme schwang noch etwas von dem Stolz mit, den sie empfunden haben mußte. «Hier konnte ihr keiner mehr was beibringen. Sie war schon bei allen gewesen. Nur dieser Macenery war gut genug und außerdem auch nicht so teuer. Viel Geld habe ich nicht, aber sie brauchte einfach einen wirklich guten Lehrer. Katie hat getan, was sie konnte. Ihre Musik bedeutete ihr alles. Sie hat verschiedene Jobs gehabt, vor allem hat sie geputzt – für Miss Pettigrew, die Mainwarings, Peter, Dr. Riddley und andere. Manchmal hat sie auch in Rookswood nach den Pferden geschaut oder im Magic Muffin ausgeholfen, im Sommer, wenn viel los war, hat sie dort bedient … Wenn er nicht der beste Lehrer gewesen wäre, den wir uns leisten konnten, glauben Sie, ich hätte sie in so eine Gegend von London fahren lassen?»
    Sie würde gleich zusammenbrechen, wenn er nicht eingriff. Ihre Stimme nahm diesen immer schriller werdenden, hysterischen Ton an. «Die Londoner Polizei wird sich darum kümmern, Mrs. O’Brien.»
    «Ich kann Ihnen ja mal Ihre Zimmer zeigen.» Sie führte ihn eine dunkle Treppe mit alten Stichen von Vögeln und bukolischen Landschaften hinauf. «Sie sagen, man kann nie wissen, auf was Leute im Koma reagieren. Ich spreche mit ihr und spiele ihre Kassetten. Sie würden nie erraten, was ihr Lieblingslied war: ‹Rosen aus der Picardie›! Katie war so altmodisch.»
    Jury fragte sich, wie sie das mit den Jordache-Jeans und dem pinkfarbenen T-Shirt in Einklang brachte.
     
     
     
    Jurys Interesse f ü r die kleine Blonde wuchs . Anscheinend war es ihr auf dem Tor langweilig geworden – während seiner Unterhaltung mit Mary O’Brien war sie jedenfalls verschwunden.
    Nachdem er Wiggins beauftragt hatte, die Postmeisterin und die Mainwarings zu befragen, machte Jury sich auf den Weg zu den Craigies. Jury und Emily traten gleichzeitig – ja beinahe schon

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