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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Hinterlassen Sie Mrs. O’Brien einen Zettel, schreiben Sie, daß wir heute abend erst später zurückkommen. Und sie soll Mr. Plant sagen, ich könnte mir nicht erklären, warum er noch nicht hier sei.»
    Überrascht blickte Wiggins hoch. «Wohin fahren wir denn?»
    «Nach London.»

9
    H ä tte ihn nicht Sylvia Bodenheims behandschuhte Hand aufgehalten, die mit der Gartenschere auf sein Revers deutete, wäre Melrose Plant schon längst im Bold Blue Boy aufgetaucht. «Das ist kein öffentliches Grundstück, junger Mann. Sie befinden sich auf Privatgelände.»
    Da er zweiundvierzig war, wußte Melrose den «jungen Mann» zu schätzen. Auf das übrige erwiderte er: «Das weiß ich nicht. Der Weg ist jedenfalls öffentlich.» Mit seinem silberbeschlagenen Spazierstock deutete Melrose auf den Weg, den er gekommen war. «Da drüben steht ein Schild.»
    Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Unter dem chartreusefarbenen Strohhut wirkte ihr fahler Teint noch fahler – grüngelb und wabernd, wie unter Wasser. «Auf dem Schild kann stehen, was will, der Weg verläuft durch unser Grundstück.»
    «Dann hätten Sie sich eben kein Haus auf einem Stückchen Land mit einem öffentlichen Weg kaufen sollen», grinste er.
    Sylvia Bodenheim wich zwei Schritte zurück, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Augenscheinlich war «ein Haus auf einem Stückchen Land» keine sehr glückliche Formulierung. «Rookswood ist nicht einfach ein Haus!»
    Melrose blickte nach links auf die eindrucksvolle, wenn auch etwas hochstaplerische Fassade mit den beiden kurzen Säulen, auf denen aus Stein gehauene Vögel saßen. «Oh? Ist es denn eine Schule oder ein Sanatorium oder so etwas?»
    «Wohl kaum! Das Gut gehört Sir Miles Bodenheim. Der Stammsitz der Familie. Ich bin Lady Bodenheim. Und wer sind Sie?»
    «Melrose Plant», antwortete er mit einer leichten Verbeugung. «Ich komme eben aus einem Ort namens Horndean – ich war mir nicht sicher, ob ich mich noch auf dem Weg nach Littlebourne befand. Mein Auto steht dahinten –» Sein Kopf wies auf eine Stelle irgendwo hinter ihm. «Deshalb wollte ich erst mal fragen.»
    Sie blinzelte in die angezeigte Richtung, um festzustellen, ob auch der Wagen auf ihrem Grundstück stand, dann fing sie wieder an, mit ihrer Gartenschere zu klappern. «Gehen Sie nur immer geradeaus, und sie stoßen am keltischen Kreuz auf die Grünanlage. Und wenn Sie zurückkommen, gehen Sie bitte um unser Grundstück herum, nicht quer durch.»
    Zum Teufel mit ihr. Er war fest entschlossen, den öffentlichen Fußweg so oft wie möglich zu benutzen. «Vielleicht können Sie mir noch sagen, wie ich zum Bold Blue Boy, dem Dorfgasthof, komme?»
    Sie wandte den Kopf in die Richtung seines Wegs und schaute ihn nicht an, als sie sagte: «Da entlang.»
    Melrose entfernte ein Blütenblatt von seinem Jackett. «Ich habe gehört, daß hier etwas Schreckliches passiert ist. Da werden die Immobilienpreise leiden, was?»
    Sie funkelte ihn an. «Littlebourne hat nichts damit zu tun. Irgendein Ortsfremder –» Mit leicht gerötetem Gesicht wich sie zurück.
    Er fragte sich, ob sie gleich mit klappernder Schere davonrennen würde. Ihre Flucht wurde jedoch vereitelt durch das Auftauchen einer schimmernden Fuchsstute, die über den weiten Rasen auf sie zugetrabt kam. Auf ihr saß eine junge Frau, die Melrose auf den ersten Blick sehr attraktiv fand – und die es auch war, wenn man derlei an Merkmalen wie ausgeprägten Backenknochen, mandelförmigen Augen und einem wohlgeformten Mund messen mag.
    Aber dann sagte sich Melrose, daß sie nicht ansprechender als die übrigen Frauen war, die er in den vierzig Jahren seines Lebens gesehen hatte. Der Schwung der Backenknochen kam gegen den harten, gereizten Ausdruck ihres Gesichts nicht an. Unter der jungen Haut konnte er die scharfen Züge der älteren Frau erkennen, die ihre Mutter sein mußte. Die Stiefel der jungen Dame glänzten wie lackiert; ihre Reitjacke war aus einem grell karierten Stoff, den jeder Schotte verschmäht hätte.
    «Wer ist das, Mami?»
    «Niemand», sagte ihre Mutter und rückte ihren Rosen wieder zu Leibe.
    «Stimmt nicht ganz», sagte Melrose, der sich noch einmal mit einer leichten Verbeugung vorstellte. «Und ich habe das Vergnügen mit –?»
    Der sanfte, gebieterische Ton mußte ihr imponiert haben, da er nur eine Nuance weniger bestimmt war als der ihre; sie lächelte frostig. «Sind Sie gerade hier angekommen oder was?»
    Eine neugierige Familie. «Richtig. Ich kenne

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