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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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bin ich ja noch Vorsitzende des Frauenvereins. Den Kauf- und Tauschtisch habe ich bereits übernommen, und jetzt soll ich mich noch um den Wühltisch kümmern.» Unterstützung heischend blickte sie ihren Gatten an, aber Miles war damit beschäftigt, die Eierreste von seinem Ascottuch zu kratzen, und schien überhaupt nicht zugehört zu haben.
    Derek sagte: «Ist doch mehr oder weniger dasselbe. Das läßt sich doch alles in einen Topf werfen.»
    «Nein, es sind ganz verschiedene Dinge, Derek. Vergiß bitte nicht, daß du das Ringwerfen beaufsichtigen mußt.»
    «Um Himmels willen, nicht schon wieder!»
    «Julia kümmert sich um die Kutschfahrten.»
    «Nicht ich. Emily macht das. Ich hab keine Lust, einen Haufen plärrender Kinder rumzukutschieren.»
    «Ich meinte doch nur, daß du sie beaufsichtigen sollst, mein Liebes. Polly Praed führt das Imbißzelt –»
    «Zum Glück nicht diese Pennystevens. Die hat mich letztes Jahr um zehn Pence beschissen. Und was tut der alte Finsbury?» fuhr Miles fort. «Schließlich ist es seine Kirche. Er könnte doch auch ein bißchen mit anpacken, statt nur rumzustehen und den Heiligen zu spielen.»
    «Ich hoffe nur, Ramona Wey kriegt diesmal keinen Stand», sagte Julia. «Ich finde es nicht richtig, daß die Antiquitätenhändler aus Hertfield auf unserm Fest auch noch Geschäfte machen.»
    «Aber das ist nicht der einzige Grund, warum du dagegen bist, was, Schwesterlein?» sagte ihr Bruder und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. «Es ist wegen Riddley, stimmt’s? Du willst nicht –»
    «Halt die Klappe!» schrie Julia.
    «Kinder, Kinder», sagte Sylvia beschwichtigend. Jury fragte sich, ob sie sie gleich zum Spielen hinausschicken würde. Zum Glück hatte er keine Kinder. Es brauchte ihm aber nur ein richtiges über den Weg zu laufen, dann tat es ihm wieder einmal leid.
    «Was diese Briefe betrifft, Superintendent», sagte Sylvia und klapperte mit ihren Nadeln, «so kann ich mir gut vorstellen, warum Ramona Wey einen erhalten hat. Sie nennt sich ‹Designerin› und hat einen aufgemotzten kleinen Laden an der Row, dabei ist sie nichts weiter als eine aufgedonnerte, kleine Sekretärin aus London. Es heißt, sie und Freddie Mainwaring hätten ein Verhältnis, aber ich hoffe doch, er hat soviel Verstand und –»
    «Ich finde sie gar nicht so übel», sagte Derek. Sein schwammiges Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.
    «Ich war immer in der Lage, solche Dinge unvoreingenommen zu betrachten», sagte Sir Miles, das Gesicht zur Decke erhoben, als wolle er den Segen des Himmels empfangen. «Und ich würde euch empfehlen, meinem Beispiel zu folgen. Ich billige auch nicht, was diese Person treibt, nein, das nicht, aber zumindest ist sie diskret, so diskret, daß sie ihre Vorhänge zuzieht. Mrs. Pennystevens sagte mir, als ich sie danach fragte, daß diese Wey irgendwo ein Postfach haben muß; sie erhält nämlich nie Post. Ich finde es erstaunlich genug, daß wir welche bekommen, so langsam, wie sie hier sind. Aber wir müssen wohl gute Miene zum bösen Spiel machen.» Er lächelte milde und öffnete den Mund, um fortzufahren.
    Aber Jury hinderte ihn daran mit einem noch milderen Lächeln, das außerdem die Autorität des hochrangigen Londoner Polizeibeamten ausstrahlte. «Wo waren Sie alle am Donnerstag abend? Das heißt, vorgestern?»
    Sie blickten einander an und dann auf Jury, als wäre er ein ungezogenes Kind, das sich in Dinge mischt, die es nichts angehen. Nachdem er einen Augenblick lang Verwirrung geheuchelt hatte, schien Derek sich über die Frage immens zu amüsieren.
    «Der Super denkt anscheinend, daß einer von uns die Hände im Spiel hatte! Also, was mich betrifft – lassen Sie mich überlegen –, ich war im White Heart in Hertfield. Und dafür lassen sich bestimmt auch ein paar Zeugen auftreiben, obwohl wir alle stockbesoffen –»
    «Derek! Ich muß doch bitten! Der Superintendent denkt bestimmt nichts dergleichen. Ich war bei einer Zusammenkunft des Frauenverbands. Wir treffen uns an jedem ersten Donnerstag des Monats um halb neun. Ich war etwas spät dran, weil ich noch mal zurück mußte, um meine Unterlagen zu holen.»
    Der Bus des Opfers war um 20.05 Uhr angekommen. Was hat die Gute aufgehalten, dachte Jury und grinste. Sylvia wußte entweder nicht, welcher Zeitraum für die Tat in Frage kam, oder war einfach die Unschuld in Person. «Allein?»
    «Ja, natürlich. Ich habe den Führerschein, Superintendent.» Das gehörte wohl zu den Leistungen

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