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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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niemanden hier. Aber das wird sich doch sicher bald ändern.» Er warf ihr ein Lächeln zu, das ihn, so hoffte er, als Herzensbrecher zu erkennen gab.
    Miss Bodenheim saß von ihrem Pferd ab und begab sich im wörtlichen wie im übertragenen Sinn auf sein Niveau. «Was haben Sie denn hier vor?» Ihre Finger spielten mit den Zügeln ihres Pferdes. Das Pferd blickte unheilschwanger in die Runde, und für Melrose bestand kein Zweifel, daß es mehr Verstand besaß als die Frauen zusammen.
    «Ich wollte mir einen Besitz anschauen.» Er hielt das für einen guten Vorwand, um ein wenig herumschnüffeln zu können, ohne sich als Jurys Freund zu erkennen zu geben.
    Die ältere der beiden Bodenheim-Damen kam mit ihrer Schere zu ihm herüber und gab gleich ihren Senf dazu. «Da handelt es sich wahrscheinlich um dieses baufällige, kleine Haus neben dem Bold Blue Boy. Sie werden ganz schön enttäuscht sein, glauben Sie mir. Sie sollten sich das gut überlegen; es ist schon seit einem Jahr auf dem Markt, obwohl inzwischen Hinz und Kunz nach Littlebourne kommt, um ein Haus zu ergattern. Das Dach ist undicht; es ist halb verrottet, und der Garten ist einfach eine Schande. Die Familie, die zuletzt dort wohnte –» Sie erschauerte. «Sie werden selbst sehen, in welchem Zustand es ist. Das Dach müssen Sie auf jeden Fall neu decken lassen; offen gestanden – ich an Ihrer Stelle würde Ziegel nehmen. Im Stroh nisten sich doch nur Vögel ein, und die Versicherung kostet auch mehr. Schauen Sie sich das Dach der beiden Craigie-Schwestern an. Ich rate Ihnen wirklich davon ab. Aber wenn Sie glauben, Sie müßten Stroh haben, dann gibt es hier nur einen, der das kann – Hemmings. Ich kann Ihnen seine Nummer geben. Er ist zwar meiner Meinung nach viel zu teuer, aber zumindest versteht er sein Handwerk, was sich von Lewisjohn nicht behaupten läßt. Sie wollten doch nicht etwa Lewisjohn nehmen? Schlagen Sie sich das mal aus dem Kopf; ein Dieb ist das! Nein, wirklich, Hemmings ist der einzige, auf den Verlaß ist. Aber Sie sollten Ziegel nehmen. Sie werden sich über Ihr Strohdach nur ärgern.» Mit gerümpfter Nase arbeitete sie sich etwas weiter vor und überließ es ihrer Tochter, die Dachfrage mit Melrose zu regeln.
    «Ach, Willow Cottage», sagte Julia. «Es liegt auf der andern Seite der Grünanlage, da, wo der Blue Boy ist.» Sie wies mit ihrer Reitpeitsche über die Hecke. «Da ist wirklich viel zu tun. Aber offen gestanden, ich würde niemanden von hier nehmen.»
    Er betrachtete die lackierten Nägel der Hand, in der sie die Peitsche hielt, und zweifelte an ihrer Kompetenz.
    Melrose hatte sich endgültig gegen Willow Cottage entschieden. «Das ist wohl nicht das, was ich suche.» Er blickte zur Horndean Road hinüber; dort hatte er etwas gesehen, was ihm schon eher zusagen würde. Die Steinmauer, die auf beiden Seiten der Straße verlief, war gut einen Kilometer lang. Das Haus selbst konnte man von der Straße aus nicht sehen, aber er nahm an, daß es wesentlich größer und imposanter war als Rookswood. An dem hohen, schmiedeeisernen Tor war ein diskretes Namensschild aus Bronze angebracht, und daneben hing ein ebenso diskretes Schild – «zu verkaufen».
    «Stonington – das sollte ich mir vielleicht mal anschauen.» Melrose schnipste gelangweilt ein vertrocknetes Blatt von seinem Mantel.
    Sogar das Pferd schüttelte seine Mähne, als er das verkündete. Auch Lady Bodenheim schien sich in Hörweite aufgehalten zu haben; ein aufgeregtes Durcheinander von weiblichen Stimmen ließ sich vernehmen.
    «Stonington! … Oh, das ist doch absurd … Völlig ungeeignet für Ihre Zwecke … Ich kann mir nicht vorstellen … Es ist viel zu groß für einen Junggesellen … Sie sind doch Junggeselle?»
    «Meiner Meinung nach ist es genau das Richtige», fuhr Melrose dazwischen. «Es ist zwar nicht ganz so groß, wie ich’s gewohnt bin. Und Tante Agatha wird wahrscheinlich ihre Volieren und Zierhaine vermissen. Und die Schwäne. Die Quartiere für das Personal sind wohl auch etwas klein. Und ob die Ställe für die Meute reichen. Und …» Er seufzte unglücklich. «Meine Schwester, ach ja, Madeleine braucht einen Flügel für sich. Sie ist etwas eigen, Sie verstehen.» Das konnte alles bedeuten, von Schwangerschaft bis schlichter Verrücktheit. «Aber mein Architekt wird das schon hinkriegen – man kann schließlich nicht alles haben.» An dieser Stelle gelang es ihm, charmant zu lächeln und bedauernd die Achseln zu zucken. «Ist aber

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